Freitag, 29. Juni 2018

Was bin ich? (4)

Labels!? /o\


Was bin ich? (1) - Mensch, 'Special', Unsichtbar
Was bin ich? (2) - Damals und der Anfang
Wasbin ich? (3) – Von 'Unsicher' zu 'Das bin ich!'

So, was bin ich denn nun? Dies ist der vierte Blogpost und an sich rede ich die ganze Zeit nur um den heißen Brei herum, nicht? Ich für meinen Teil fand diese Hinführung sehr wichtig, weil ich es wichtig finde, deutlich zu machen, woher diese Gefühle kommen, wo sie ihren Ursprung haben, was überhaupt das eigentliche Problem an der ganzen Sache ist.
Es gibt so viele Vorurteile und Missverständnisse, insgesamt so viel Negatives über alles, was mit diesen ganzen Sexualitäts- und Geschlechtsdingen zusammenhängt und ich verstehe es einfach nicht. Warum wird auf den Gefühlen anderer so sehr herumgehackt? Und die Antwort auf solche frustrierten Warum-Fragen ist leider ganz oft, auch wenn das sehr platt ausgedrückt ist – die Gesellschaft.

Deshalb habe ich das Ganze ein bisschen von dem Standpunkt aus zu erklären versucht, dass eben nach wie vor in unserer Gesellschaft alles, was nicht hetero, nicht binär, nicht monogam oder auf welche Weise auch immer anders ist, als das, was als Norm vermittelt wird, als ''anders'', ''fremd'', ''falsch'' gewertet wird.
Keine Ahnung, in wieweit ich geschafft habe, das verständlich rüberzubringen. Denn ich denke auch, dass es sehr schwer ist, diesen ganzen Kram, diese Position und Sichtweise, diese Gefühle und Gedanken nachzuvollziehen, wenn man selber es nie so direkt erlebt hat. Und ich habe es nun auch nie auf eine sehr harte Weise erlebt. Mir war es die längste Zeit selbst nicht bewusst und genau darum geht es sehr viel – um ein Bewusstsein, um Feinfühligkeit für die ganze Sache.

Aber genug davon, auch wenn ich es unendlich wiederholen könnte, in der Hoffnung, dass auch die letzte Person versteht, was ich meine. Gut, die meisten Leute sind einfach nach dem zweiten oder dritten Mal schon genervt, was auch irgendwo verständlich ist, aber ein bisschen Offenheit hat ja auch noch niemandem geschadet.
Jedem das seine, auch okay. Das ist ja auch alles andere als eine falsche Einstellung. Akzeptieren und akzeptiert werden, das ist eigentlich auch schon das ganze, große Geheimnis.

Soweit so gut. Wieder zurück zur eigentlichen Frage: Was bin ich?
Am liebsten beantworte ich diese Frage schon seit einer ganzen Weile, seit meiner ersten Unsicherheiten in Bezug auf mein Geschlecht, ganz einfach so: Ich bin ein Mensch.
Dass ''Frau'' und ''Mann'' vor allem Rollenbilder meint, deshalb auch die Anführungszeichen, sollte inzwischen klar sein. Ansonsten könnte man Menschen auch direkt nach dem Geschlechtsorgan benennen, wenn es denn das ist, worum es letztendlich gehen soll und wofür diese Einteilung da sein soll.
Ich finde an sich die Einteilung unsinnig, ganz egal worauf sie sich stützen mag oder wofür sie da sein mag. Ich fühle mich von diesen zwei Kategorien nicht nur unzureichend beschrieben, sondern darüber hinaus abgestempelt, stigmatisiert, in ein Rollenbild gezwungen.
Und ja, klar war das früher noch schlimmer. Klar hat es sich gebessert. Klar sind viele Klischees dabei sich aufzulösen. Aber es ist nach wie vor ein Kampf und ein Krampf. Und zwar für alle, völlig unabhängig davon, wie sie zu diesen zwei Bezeichnungen ''Mann'' und ''Frau'' stehen mögen. Man wird immer mit Klischees, Vorurteilen und so weiter konfrontiert. Immer.

Das Umdenken, was an dieser Stelle stattfinden muss und sollte, heißt: Lasst jede Person so sein und sich so bezeichnen, wie sie möchte. Wörter sind dafür da, um von uns mit Leben gefüllt, mit einer Bedeutung versehen zu werden. Es steckt immer mehr dahinter als nur das nackte Wort, denn sonst würde das Wort gar nichts bedeuten und würde auch nicht existieren.
Sowieso hat jeder bei einem bestimmten Wort unterschiedliche Assoziationen aufgrund von unterschiedlichen Erfahrungen, Lebensumständen, der Umwelt und so weiter. Jeder sieht und erlebt die Welt anders. Jeder verwendet Worte anders.
Natürlich kann ein bestimmtes Wort dennoch im Großen und Ganzen die gleiche Bedeutung haben, aber es ist nie so leicht, dass ein Wort ganz eindeutig eine ganz bestimmte Bedeutung hat, sondern meist, das die Bedeutung klar genug ist, um sich etwas darunter vorstellen zu können, aber die Vorstellung ist dann dennoch bei jedem anders.

Das Alles gilt natürlich nicht nur für ''Mann'' und ''Frau''. Ich habe es ja eben schon auf alle Wörter an sich bezogen. Auf andere Labels trifft das Ganze demnach auch auf jeden Fall zu. Auch hier hat bei jedem Label jeder in etwa eine Vorstellung von der Bedeutung und wenn nicht, sucht die Person sich irgendwo Wissen, um sich eine Vorstellung zu machen.
Bei dieser Suche oder wenn die Person unterschiedliche Leute fragt, wird sie auf unterschiedliche Antworten, Sichten, Meinungen, Gefühle, Gedanken treffen und dadurch vielleicht verwirrt und verunsichert werden, sich fragen, was denn nun was heißt und so weiter.
Dabei ist die Antwort, die ich oben schon gegeben habe, doch eigentlich so einfach – jeder so, wie er möchte.

Und nein, niemand erfindet völlig neue Dinge. Das Gefühl ist doch schon in der Person vorhanden. Es ist nicht ''erfunden''. Sich dann irgendwie ein Wort zu basteln, das diesem Gefühl am ehesten entspricht, es am besten beschreiben kann, das ist schlicht das Nutzen von gegebenen Mitteln. Sprache ist doch dazu da, um die Möglichkeit zu geben, sich auszudrücken und Gefühle und Gedanken zu beschreiben.
Außerdem ist es doch sehr viel leichter, die Frage „Was bist du denn dann?“ mit einem Wort beantworten zu können. Wenn das Wort, das für die jeweilige Person am besten passen würde, aber einfach (noch) nicht existiert, warum sollte sie sich nicht ein Wort ausdenken dürfen? Klar müsste sie auch dieses Wort erklären, aber es können auch selbsterklärende Wörter gebastelt werden, die eben aus bereits Bekanntem bestehen, deren einzelne Elemente bekannt sind. Wo ist das Problem? Weil es verwirrend ist? Dann hör auf, Menschen in Schubladen stecken zu wollen.

Davon bin ich sowieso kein Freund.
Ja, ich bin ein Fangirl, weil ich sehr starke Feels bezüglich mancher Geschichten, Charaktere und so weiter habe und ich diese ganze Sache am besten mit ''Fangirl'' beschreiben kann. Ich bin aber zum Beispiel niemand, der andere, die diese Sache nicht mögen, 24/7 damit nervt. Vielleicht am Anfang und in den schlimmsten Phasen, aber ich versuche immer, mich zurückzuhalten und niemanden damit zu bedrängen oder es jemandem aufzuzwingen. Das ist aber oft ein Klischee, das mit dem Begriff ''Fangirl'' verbunden wird, während es für mich einfach heißt, dass ich sehr starke Quietsch-Gefühle für etwas habe.
Das Gleiche könnte ich jetzt noch für vieles weiteres machen, bei dem ich mich auch oftmals ein bisschen verurteilt fühle, nur weil andere beim Hören des Begriffs, den ich benutze, gleich ein bestimmtes Bild im Kopf haben, obwohl auf mich gar nicht alles dieses Bildes zutreffen muss, nur weil ich den Begriff für mich benutze. Ich benutze ihn ja auf meine Weise, so wie ich ihn verstehe und wie ich mich durch den Begriff repräsentiert fühle.

Langsam sollte deutlich werden, dass Labels für mich eine sehr schwierige Sache sind. Ich sage nicht, dass das bei jedem so ist. Manche Lesen ein bestimmtes Wort und finden sich sofort darin wieder, ohne wenn und aber. Für mich ist das aber nicht so leicht und das ist okay.
Es heißt nicht, dass ich mich ''endlich mal entscheiden muss'' oder ähnliches. Die meiste Zeit über war es für mich sogar völlig okay, zu sagen, dass ich mich nicht labeln möchte und einfach nur ein Mensch bin. Fertig.
Ob oder was sich in der Hinsicht verändert hat, kann ich nicht genau sagen. Vieles hat sicher mit dem Gefühl zu tun, unsichtbar zu sein, als würde mein Geschlecht nicht existieren, als wäre meine Identität nicht echt, sondern nur ausgedacht, nur ein Hirngespinst, nur ''Einbildung'' und zu viel Nachdenken.

Ich gerate schnell zu solchen Gedankengängen und komme mir vor, als wären meine Gefühle nicht wirklich, als hätte ich kein Recht so zu fühlen und würde mich nur unnötig aufspielen oder ähnliches. Wie sich dadurch Unsicherheiten bei mir aufbauen, besonders bei diesem Thema, habe ich ja bereits beschrieben und auch, dass dies hier, das offene Sprechen darüber, mein Versuch ist, gegen diese Unsicherheiten anzukämpfen und zu sagen: Nein! Das, was ich fühle, könnte echter nicht sein, eben weil ich es fühle!

Aus ähnlichen Gründen habe ich nun also auch angefangen, zu überlegen, welche Labels vielleicht doch irgendwie zu mir passen könnten, wo ich mich doch irgendwo wiederfinde. Labels sind immerhin auch zur Orientierung da und um zu zeigen, wer alles ähnlich fühlt und all sowas und in der Hinsicht sind sie sehr sehr hilfreich und sehr wichtig.
Denn diese Gefühle, die die Sexualität und das Geschlecht betreffen, sind nichts, was man anderen ansehen kann. Also wenn es mal irgendwie zur Sprache kommt, ist es doch schön, sagen zu können: Bei mir sieht das so und so aus. Und oftmals bleibt da ein bestimmtes Wort eben eher hängen, als eine lange Erklärung, selbst wenn diese trotzdem zunächst nötig ist.

Also, ich höre dann mal auf, es weiter aufzuschieben. Hier sind ein paar Flaggen mit dem dazugehörigen Label, für das sie stehen.


Ich werde das Ganze jetzt in einzelne Kategorien aufbrechen und erklären, warum ich mich bei den Labels, deren Flaggen ich aufgemalt habe, wiederfinde. Alles davon ist meine Meinung und meine Sicht, wie zuvor beschrieben. Ich versuche trotzdem so gut wie möglich auch die ''allgemeine Bedeutung'' der einzelnen Begriffe zu beschreiben, aber wie bereits geschrieben, hat da jeder noch einmal individuelle Gefühle und Gedanken zu. Hier geht es um meine Gefühle und Gedanken.
Wobei ich natürlich auch offen für Anmerkungen und ähnliches bin. Am ehesten sollte das über Twitter gehen, da ich dort am aktivsten bin. Die Kommentarfunktion unter den Posts zu diesem Thema musste ich leider deaktivieren.

Sexualität: Dies ist die Kategorie, zu der die erste Flagge gehört. Ich bin pansexuell. Wie die kleine Flagge darunter zeigt, würde ich mich auch als bisexuell bezeichnen. Die zwei Begriffe können das Gleiche bedeuten, auch wenn sie theoretisch zwei unterschiedliche Orientierungen beschreiben.
Pansexuell zu sein, erkläre ich für mich immer mit ''Es ist mir egal, welches Geschlecht eine andere Person hat''.
Zur Erklärung, auch wenn das wahrscheinlich jeder weiß – heterosexuell = romantische/sexuelle/etc. Gefühle für Personen des anderen Geschlechts, homosexuell = romantische/sexuelle/etc. Gefühle für Personen des gleichen Geschlechts.
Bisexuell ist den meisten inzwischen auch ein Begriff und würde, wenn man nach dem ''bi'' in dem Wort geht, heißen, dass man romantische/sexuelle/etc. Gefühle für Personen von zwei unterschiedlichen Geschlechtern entwickeln kann oder auch, und hier deckt sich die Bedeutung mit pansexuell, schlicht für Personen unterschiedlicher Geschlechter. Vereinfacht gesagt: Bisexuelle stehen nicht nur auf Personen eines bestimmten Geschlechts.
Meinem Verständnis nach, heißt pansexuell dann, dass man romantische/sexuelle/etc. Gefühle für Personen jedes Geschlechts entwickeln kann.
Da bisexuell aber eher bekannt ist als pansexuell und deshalb weniger Erklärung bedarf und eben auch für das Entwickeln von Gefühlen für mehr als nur ein Geschlecht steht, ist es manchmal leichter, bisexuell als Label zu benutzen, da es sich in dieser Hinsicht mit pansexuell deckt.
Zu sagen, dass ich bisexuell bin, wäre also ähnlich richtig, wie ''Ich bin pansexuell''. Mir sagt pansexuell an sich mehr zu, da es mit aufgreift, dass es mehr als nur zwei Geschlechter gibt, während das ''bi'' von bisexuell irgendwo noch zwei Geschlechter impliziert, wobei zwei Geschlechter auch durchaus nicht ''Mann'' und ''Frau'' heißen muss, da es ja mehr als nur die zwei gibt. Ich würde aber über mich sagen, dass mir das Geschlecht tatsächlich vollkommen egal ist und ich für jedes Geschlecht romantische/sexuelle/etc. Gefühle entwickeln könnte.

Sexuelle Gefühle: Ich bin mir nicht ganz sicher, was den Namen für diese Kategorie betrifft. An sich fällt es wohl auch unter Sexualität, nur eben nicht ''zu was fühle ich mich hingezogen'', sondern eher ''inwieweit bin ich zu Sex bereit'' oder irgendwas in die Richtung. Es ist etwas schwer zu benennen.
Und nein, ich werde hier jetzt nicht direkt auf meine sexuelle Aktivität oder sowas in der Art eingehen. Das geht wirklich nur mich und eventuelle Sex-Partner etwas an und sonst niemanden.
Aber es ist wichtig, auf dieses Thema aufmerksam zu machen, da es auch eine Sache ist, wegen der ich mich oftmals irgendwie seltsam gefühlt habe und auch fühle. Es ist schön, jetzt ein Wort dafür zu haben und zu wissen, dass ich nicht die einzige Person bin, andere das Gefühl auch kennen und es keinen Grund gibt, dass ich mich deshalb komisch fühlen müsste.
Ich bin demisexuell, was unter das asexuelle Spektrum fällt. Deshalb ist unter der Demisexual Pride Flag (rechts neben der Pansexual Pride Flag) die Asexual Pride Flag.
Asexualität ist etwas, das sehr sehr vielen gar kein Begriff ist, dabei bin ich mir sehr sicher, dass es wirklich viele Menschen betrifft, die dafür einfach kein Wort kennen oder sich dessen gar nicht richtig bewusst sind, weil sie nicht wissen, dass es auch etwas anderes als ''Sex ist so geil und gut!!!'' gibt und sich deshalb dazu zwingen, Sex zu haben und ihre negativen Gefühle abtun oder verdrängen. In der Hinsicht bin ich wirklich froh, meinem Bauchgefühl immer vertraut zu haben und mich nicht zu etwas gezwungen habe, das sich einfach falsch angefühlt hat.
Da Asexualität ein Spektrum ist, kann es vieles heißen. Der Grundgedanke ist, dass nicht alle Menschen super begeistert von Sex sind, unabhängig davon, ob es ''guter'' Sex, Sex mit ''der richtigen Person'' ist oder ob man ''einfach nur unerfahren ist, weil man noch kaum bis gar nicht Sex hatte''. Asexualität ist genauso wenig etwas, dass man sich aussucht oder eine Krankheit, wie Homosexualität.
Keinen Sex haben zu wollen oder Sex, egal in welcher Hinsicht, nicht als angenehm zu empfinden, ist völlig okay. Jeder ist da anders und das ist völlig okay. Wenn man etwas nicht will, da es sich nicht gut anfühlt, ist das völlig okay und da braucht es keine weiteren Gründe oder ähnliches. Es ist einfach so.
An und für sich heißt Asexuell Sein also, dass man keinen Sex haben möchte/hat. Was genau heißt dann Demisexuell und was hat es mit Asexuell zu tun?
Demisexuell zu sein heißt für mich, dass ich sexuelle Beziehungen zunächst auf sehr sehr viel platonischem Vertrauen und ''Kennen'' einer Person aufbauen müsste. Ich denke nicht, dass ich grundsätzlich Sex gegenüber abgeneigt bin, bin mir aber auch da noch etwas unsicher. Es könnte sein, dass ich tatsächlich ''komplett'' asexuell bin und keinerlei Sex haben möchte, aber zurzeit schließe ich noch nicht aus, dass es bei mir einfach sehr viel vorherige Nähe zu der anderen Person/den anderen Personen bräuchte.

Geschlechtsidentität: Dies ist die Kategorie, mit der ich wohl am meisten zu struggeln habe. Deshalb findet ihr da auch gleich ganze fünf Pride Flags, die ich aufgemalt habe. Wie, was und warum genau ich mich so fühle und warum ich dieses ganze, binäre ''Mann'' oder ''Frau'' unsinnig finde, habe ich ja bereits lang und breit erklärt, ebenso was mein Problem mit dieser Kategorie ist und dass ich eigentlich sagen würde beziehungsweise bis vor Kurzem immer gesagt habe, dass ich einfach ein Mensch bin.
Das Ganze ist aber doch etwas komplexer und es gibt doch ein paar Label, die mir da mehr oder weniger zusagen oder bei denen ich mich irgendwie wiederfinde.
Als obersten Oberbegriff sehe ich mich als genderqueer. Für mich heißt das, dass ich mich nicht bei ''100% Frau'' oder ''100% Mann'' wiederfinde und zu sagen, dass ich eine Frau bin, bei mir immer das Bedürfnis hervorruft zu sagen: „Ja, das ist nicht direkt falsch, aber eben auch nicht die ganze Wahrheit.“ In meinem Youtube-Video zu dem Thema hatte ich deshalb gesagt: „Ich fühle mich nicht nur als Frau.“
Da ''queer'' einfach heißt, dass es nicht der Norm entspricht und mich allgemein der Begriff ''queer'' als Bezeichnung für meine Gefühle in Hinblick auf Sexualität und Geschlechtsidentität sehr anspricht, finde ich genderqueer sehr passend.
Zu sagen, dass ich non-binary bin, klingt für mich auch nicht falsch. Wie das Wort schon selbst sagt, heißt es, dass ich nicht binär bin, also nicht (nur) Mann oder Frau. Es kann auch heißen, dass ich weder Mann noch Frau bin, mich also als keins der beiden Geschlechter identifiziere. Auch darin finde ich mich wieder, da wie schon des öfteren erwähnt, ''Mann'' und ''Frau'' in vielerlei Hinsicht für mich wenig bis gar keinen Sinn machen oder zumindest nicht in dem Verständnis, das die Gesellschaft von diesen zwei Kategorien hat.
In ähnliche Richtung geht auch Neutrois, was sowas wie ein Begriff für ''neutrales Geschlecht'' ist, soweit ich es verstehe. Es ist einer der Begriffe/Labels, mit dem ich mich bisher sehr wenig beschäftigt habe, aber ich finde, dass er doch recht selbsterklärend ist. Auch hier wird gesagt, dass man nicht Mann oder Frau ist, sondern ein neutrales Geschlecht hat.
Auch in diese Richtung geht Agender, was bedeutet, kein Geschlecht zu besitzen. Neutrales Geschlecht und kein Geschlecht sind natürlich noch einmal ein Unterschied, aber vom Prinzip her geht es in die gleiche Richtung. Ich denke mal, dass der Hintergrundgedanke bei Neutrois oder allgemein bei neutralem Geschlecht/Geschlechtern ist, ein weiteres Geschlecht neben Mann und Frau zu haben, während Agender eher bedeutet, gar kein Geschlecht zu haben, sich also ganz von dem Prinzip Geschlecht zu lösen.
Ich bin beidem nicht ganz abgeneigt. Tatsächlich betrachte ich genderqueer und non-binary auch eher als Spektren, also quasi Oberbegriffe, die einfach nur sagen, dass mein Geschlecht nicht ins binäre System (also Mann oder Frau) passt.
Ganz vom Geschlecht loslösen, funktioniert für mich aber irgendwie trotzdem nicht so ganz, auch wenn ich das Prinzip Geschlecht etwas unsinnig finde. Es ist ja dennoch irgendwie aus einem Grund da und hat eine gewisse Bedeutung, auch wenn ich weder diesen für mich existenten Grund oder diese Bedeutung wirklich benennen kann. Frei von dem Prinzip von Geschlecht fühle ich mich bisher definitiv nicht und ich denke, ein neutrales Geschlecht würde mir eventuell eher entsprechen, aber mit genderqueer und non-binary fühle ich mich zurzeit wohler.
Zum Schluss noch zu der anderen großen Flagge: Ich bin genderfluid. Was heißt das jetzt nun wieder!? Es heißt, dass mein Geschlecht nichts festes ist, sondern sich verändern kann, ''flüssig'' ist. Da ich mich als mehr als nur ein Geschlecht fühle oder vielleicht auch als gar keins oder ein neutrales, habe ich schon sehr früh festgestellt, dass es bei mir wohl wechselt. Das heißt nicht, dass das bei jedem so ist, der sich als mehr als nur ein Geschlecht fühlt oder keins oder ein neutrales hat. Aber bei mir ist es so, zumindest zurzeit.
In der Praxis heißt das größtenteils, dass ich mich manchmal eher weiblich fühle und manchmal eher neutral oder als hätte ich kein Geschlecht, was ich dann einfach mit non-binary bezeichnen würde. Es gibt aber auch dazu noch Momente, wo ich mich eher männlicher fühle oder sowohl weiblich als auch männlich.
Hä, wie geht das denn!? Na ja, es ist eben eine Stimmungs- und Gefühlssache. So wie man zum Beispiel gleichzeitig traurig und glücklich über eine Sache sein kann und etwas später dann nur noch traurig ist und noch ein bisschen später nur noch glücklich.
Ich weiß selber nicht genau, wie ich es gut erklären soll, weil es gleichzeitig komplex und ziemlich simpel ist, aber dadurch, dass es vielen so fremd ist, überwiegt meist der komplexe Anteil. Aber dann gibt es auch wiederum Menschen, die nur den simplen Anteil sehen und verwirrt darüber sind, was der ganze Blödsinn überhaupt soll.
Ich habe selbst die längste Zeit zur zweiten Kategorie Mensch gehört und war verwirrt, warum es so viele Begriffe für etwas gibt, dass man doch eigentlich gar nicht weiter beschreiben muss, weil es für jeden eine persönliche Sache ist.
Inzwischen fühle ich da halt etwas anders, weil ich es wichtig finde, aufzuzeigen, dass es nicht nur Mann und Frau gibt, sondern diese ganze Geschlechtssache viel viel komplexer, aber dadurch nicht gleich seltsam oder ähnliches ist, sondern sich jeder eben so fühlt, wie er sich fühlt und das auch sehr gerne benennen darf.
Und bei mir wechselt das Geschlecht eben manchmal, je nachdem wie ich mich fühle. Manchmal weiß ich das dann selbst nicht so genau und woran ich das festmache, kann ich auch schlecht sagen. Aber das muss ich ja auch gar nicht, weil es meine Sache ist, nicht? Es ist eben, wie es ist.

Beziehungsform (?): Noch so eine Kategorie, bei der ich nicht genau weiß, wie ich sie nennen soll. Ich bin sicher, dass es bereits Namen für diese Kategorien gibt, aber ja, ich denke mir einfach irgendwie selber was aus, dass es irgendwie für mich beschreibt. (Aka ich bin zu faul, um danach zu recherchieren.)
Die Flagge beziehungsweise Flaggen, die hierzu gehören, sind die Polyamorie Flaggen und die für Polysexuell. Ob ich polysexuell bin? Vielleicht. Ob ich polyamorös bin? Wahrscheinlich.
Polyamorie beschreibt die Liebe zwischen mehr als zwei Personen. Monogamie ist das Gegenstück dazu, wenn man so will. Wobei ein polyamoröser Mensch auch durchaus eine monogame Beziehung eingehen kann, wenn das von einer anderen Person gewünscht ist. An sich schließt sich das nicht aus.
Polyamorös heißt für mich, dass ich mir vorstellen kann, eine offene Beziehung zu führen oder mit jemandem fest zusammen zu sein, der selber noch mit anderen Personen zusammen ist und/oder Sex hat und/oder ähnliches/romantisches/etc. Ich könnte mir aber auch selber vorstellen mit mehreren Leuten eine Art Beziehung zu führen, also quasi alles was über Freundschaft hinausgeht. Ohnehin heißt polyamorös zu sein für mich in vielerlei Hinsicht einfach dieses ganze Konzept von einer (festen) Beziehung lockerer zu sehen, da ich vieles, was eine solche feste Beziehung in ihrer klassischen Form heißt, irgendwie abschreckend finde, vor allem was dieses ganze 'Verantwortungsding' betrifft. Ich weiß nicht, wie ich es besser benennen soll. Aber einfach dieser feste Aspekt an dem Konzept Beziehung. Das klingt für mich einfach viel zu ernst und irgendwie endgültig. Klar verspricht es auch eine gewisse Sicherheit und ich bin jemand, der sich emotional immer sehr an andere Menschen bindet, aber ich mag den ganzen Druck bis Zwang, der für mich mit dem Klang von 'fester Beziehung' einhergeht, überhaupt nicht.
Wie ich aber geschrieben habe, bin ich ''nur'' wahrscheinlich polyamorös, da ich das Konzept einer klassischen Beziehung bisher immer sehr abschreckend fand und finde. Könnte aber auch durchaus sein, dass ich nur momentan so empfinde, was mich für jetzt nicht weniger polyamorös macht. Aber mir gefällt der Gedanke sehr, dass es um die (romantische/sexuelle/etc.) Liebe an sich geht und nicht darum, sich fest gegenüber einer einzigen Person zu verpflichten. Ich bin mir sehr sicher, mehr als eine Person zurzeit auf einer Ebene lieben zu können, die über Freundschaft hinausgeht und ich denke, das macht mich polyamorös.
Polysexuell ist noch einmal eine etwas andere Geschichte. Es kann auch als ein anderes Wort für das, was pansexuell beschreibt, verwendet werden, also schlicht dass man sexuelle/romantische/etc. Gefühle für Personen unterschiedlicher Geschlechter entwickeln kann. Ich sehe es hier unter der Kategorie aber eher so: Polysexuell beschreibt Sex beziehungsweise sexuelle Handlungen mit mehr als einer Person gleichzeitig oder auch allgemein mit nicht nur einer Person zurzeit im Sinne von nicht nur einen festen Sex-Partner zu haben, sondern wechselnde, ob man mit den Personen in einer Beziehung ist oder nicht. Soweit zumindest mein Verständnis von dem Begriff. Und ja, auch das kann ich mir bis zu einem gewissen Grad vorstellen, eben weil ich auch das klassische Konzept von Beziehung in gewisser Weise eher ablehne und in dem Sinne es mir auch vorstellen könnte, mit mehr als nur einer Person (gleichzeitig) Sex zu haben.
Klar kommt hier natürlich auch wieder hinzu, dass ich demisexuell bin und demnach nie ''einfach so'' mit einer Person oder mehreren Personen Sex haben möchte, aber ich denke nicht, dass sich das grundsätzlich ausschließt. Wenn es mehrere Personen gibt, denen ich nah genug bin, um dem Gedanken und dem Gefühl von Sex nicht abgeneigt zu sein, könnte ich mir durchaus Sex oder sexuelle Handlungen mit mehreren Personen vorstellen.

Romantische Orientierung/Gefühle: Hier habe ich mir die Flaggen für Grau-romantisch und Aromantisch aufgemalt. Was ist das jetzt schon wieder!?
Wie Asexualität/Demisexualität ist die romantische Orientierung auch etwas, dass so oder so existiert und völlig okay ist. Und natürlich muss man es nicht benennen, wenn man es nicht möchte, aber ich finde es irgendwie schön und interessant, ein Wort dafür zu haben, da es eben vieles erleichtert, wie bereits zuvor erklärt.
Aromantisch ist wieder mehr oder weniger ein Spektrum, genau wie Asexualität. Aromantisch kann in dem Sinne Vieles meinen. Zunächst einmal heißt es, dass einem romantische Dinge nicht wirklich gefallen, um es ganz einfach auszudrücken. Und so einfach ist es im Prinzip auch. Aromantische Menschen können mit Romantik nicht viel anfangen und empfinden romantische Handlungen eher als unangenehm.
Ich sehe mich selber als grau-romantisch. Grau-romantisch ist quasi eine Abstufung innerhalb des Spektrums. Ich empfinde romantische Handlungen nicht grundsätzlich als unangenehm und ich denke, ich kann und könnte an einigen solcher Handlungen auch Gefallen finden. Es ist nur meistens eher so ein ''Ugh''-Gefühl, wobei ich romantische und sexuelle Handlungen in Geschichten, wenn es gut beschrieben ist, sehr sehr liebe. (Das schließt sich nicht gegenseitig aus. Vorstellung ≠ Realität.)

Ja... So viel dazu. Das war eigentlich alles, was ich jetzt gerade zu diesem Thema zu sagen habe. Ja, vielleicht waren die vorherigen Blogposts irgendwie etwas überflüssig oder so, aber ich wollte diese ganzen Gedanken wirklich schon seit einer langen Zeit formulieren und da hat sich über die Zeit eben eher mehr als weniger angesammelt.
An dieser Stelle nochmal: Ich konnte sehr lange einfach nicht über dieses Thema reden und selbst jetzt bin ich immer noch sehr unsicher, eben weil das Alles so intim und persönlich und auch komplex und kompliziert ist und in gewisser Weise irgendwie unangenehm.
Aber ich wollte das Ganze auch einfach nicht länger unter meinen eigenen mentalen Tisch kehren. In Ansätzen habe ich hier und da schon mal Dinge erwähnt, doch ich wollte es ja nie zu einer großen Sache machen. Es ist auch jetzt keine große Sache, aber es ist eine Sache und deshalb wollte ich darüber schreiben und in Form von Blogposts kann ich meine Gedanken am besten ordnen und für mich am besten festhalten.

So, nun aber genug des Rumerklärens. Vielleicht sind einige von euch jetzt ja ein bisschen schlauer oder wissen einfach ein bisschen mehr über mich oder haben eventuell noch Fragen. Google ist immer euer Freund und Helfer und weiß sehr sehr viel mehr als ich je wissen könnte.
Ansonsten, ähm, danke für's Lesen? Ich bin auf jeden Fall froh, dieses ganze Zeug mal in Worte gefasst zu haben und dadurch irgendwie auch selber ein kleines bisschen mehr Klarheit gewonnen zu haben.

Fazit:
  1. Sexualität: Pansexuell – romantische/sexuelle/etc. Gefühle zu Menschen jeden Geschlechts.
  2. Sexuelle Gefühle: Demisexuell – sehr sehr viel Vertrauen und ''Kennen'' einer Person als Voraussetzung für sexuelle Dinge.
  3. Geschlechtsidentität: Genderqueer/Non-binary – außerhalb des binären Geschlechtssystems (Mann oder Frau), Genderluid – Geschlecht wechselt.
  4. Beziehungsform (?): Polyamorös – Liebe und festere Beziehungsstrukturen zu mehreren Personen gleichzeitig, Polysexuell – sexuelle Dinge mit mehr als einer Person (zur Zeit).
  5. Romantische Orientierung/Gefühle: Grau-romantisch – romantische Handlungen können manchmal okay sein, sind aber oft eher unangenehm.

Dienstag, 19. Juni 2018

Buch: Two Boys Kissing von David Levithan

Dear Books.


Hm, ich weiß gar nicht, wie ich hier genau anfangen soll. Aber weiß ich das je? Auf jeden Fall ein sehr interessantes Buch, so viel ist sicher.

Genre: Young Adult, LGBT, Romance, Fiction
Umfang: 196 Seiten (Taschenbuch Ausgabe)
Sprache (gelesen in): Englisch
Erstausgabe: 27.08.2013 Verlag: Ember (Random House Children's Books)
Kurzbeschreibung: While the two increasingly dehydrated and sleep-deprived boys are locking lips, they become a focal point in the lives of other teen boys dealing with languishing long-term relationships, coming out, navigating gender identity, and falling deeper into the digital rabbit hole of gay hookup sites—all while the kissing former couple tries to figure out their own feelings for each other.

Story: So, jetzt nochmal. Ich weiß wirklich nicht genau, was ich zu diesem Buch sagen soll. Ja, interessant ist es und es beschäftigt sich mit einem sehr wichtigen Thema beziehungsweise wichtigen Themen und es ist definitiv nicht schlecht, aber... Hm.
Ich denke mal, es lässt sich am besten so beschreiben: Es ist nicht wirklich meine Art von Buch. Vieles, was ich sehr an Geschichten schätze, hat dieses Buch nicht, was es nicht grundsätzlich schlecht macht, absolut nicht, aber es gibt mir eben nicht das, was ich gerne habe und was Begeisterung und Feels und all sowas in mir auslöst.
Zum Teil hat das vielleicht auch mit der Erzählweise zu tun, wobei ich diese wirklich sehr interessant finde. Zusätzlich ist es auch mal was anderes und ein cooler Ansatzpunkt, durch den der Geschichte und der ganzen Message nochmal eine ganz besondere Gewichtung gegeben wird. In der Hinsicht hat mir das Buch echt gut gefallen, da es eben diese ganz eigene Erzählweise hat, die alles auf eine starke Weise unterstreicht.
Zu Anfang ist diese Erzählweise etwas verwirrend, da nicht gleich klar ist, wer da eigentlich erzählt und warum und so weiter, aber nachdem es aufgeklärt wird, macht es alles Sinn und fügt sich schön zusammen.
Davon abgesehen sind es mehrere verschiedene Geschichten, die in diesem Buch erzählt werden und ich denke, hier liegt mein Hauptproblem mit dem Buch und warum meine Meinung zu dem Buch irgendwie ziemlich neutral und nicht sehr gefühlsmotiviert ist. Denn dadurch, dass das Buch nicht besonders viele Seiten besitzt, alles also insgesamt recht kurz gehalten ist, fiel es mir sehr sehr schwer, mit den Charakteren auf einer emotionalen Ebene mitzufühlen.
Natürlich werden schon recht viel Gefühle und Gedanken beschrieben und auch die Interaktionen der Charaktere, die Dialoge, die Ereignisse sind gut beschrieben, aber es fehlt irgendwie an der Zeit und dem Mehr an Handlungen und allem weiteren, um sich wirklich enger mit den Charakteren verbunden zu fühlen.
Ich denke auch, dass es bei diesem Buch gar nicht das Ziel war, dass der Leser sich unbedingt genauer in die Charaktere reindenkt und mitfühlt, zumindest kommt es mir so vor. Viel eher sollten einzelne Schicksale beispielhaft für alle Menschen, die ähnliches durchmachen, sich in ähnlichen Situationen wiederfinden, aufgezeigt und beschrieben werden, um zu zeigen, dass immer noch für gewisse Recht, Anerkennung, Akzeptanz und so weiter gekämpft werden muss, auch wenn bereits vieles passiert ist.
Vom Ansatz her finde ich das Ganze echt interessant und es ist ein cooles Konzept, aber in der Realität fällt es mir eben ziemlich schwer, wenn ich Charaktere nur über eine kurze Zeit kenne, eine wirkliche Bindung zu ihnen aufzubauen. Das heißt natürlich nicht, dass mir die Charaktere völlig egal waren und ich ihre Stories nicht interessant und spannend fand, das waren sie definitiv. Aber dieses letzte, entscheidende Etwas hat gefehlt.
Trotzdem, wie geschrieben, haben mich die einzelnen Geschichten zumindest genug mitgenommen, dass ich wissen wollte, wie sie ausgehen und wie die Message des ganzen Buches dadurch transportiert wird. Und an sich sind die Geschichten der einzelnen Charaktere wirklich gut erzählt und decken alle samt wichtige Aspekte und Probleme ab, die ''anders sein'' in unserer Gesellschaft nach wie vor mit sich bringt. Das finde ich echt gut gelungen.
Und ich denke, das genau dieses Ziel mit dem Erzählen der Geschichten in Zusammenspiel mit der Erzählweise beziehungsweise -perspektive erreicht werden sollte. In dem Sinne hat das Buch ganze Arbeit geleistet und wäre auch definitiv weiter zu empfehlen.
Nur mich persönlich hat es halt nicht so sehr mitgenommen, was auch noch einmal durch den manchmal etwas sehr schlichten Schreibstil verschlimmert wurde. Es sind auch sehr schöne, poetische Zeilen dabei, auf jeden Fall. Und kurze, klare Sätze können auch eine sehr große Macht haben, das will ich gar nicht bestreiten. Auch passt es an sich zum ganzen Stil des Buchs und zur Message.
Im großen Ganzen hat es mir also schon gefallen, aber eben nicht in einem besonderen Maße.

Charaktere: Zu denen habe ich tatsächlich nicht viel mehr zu sagen, als das, was ich schon beschrieben habe. Sie nehmen alle eine gewisse Rolle im Gesamtbild ein und decken alle zusammen ganz unterschiedliche, wichtige Felder ab.
Sie sind mir auch allesamt sympathisch und ihre Gedanken, Gefühle und Handlungen sind auf jeden Fall nachvollziehbar und ganz gut beschrieben, abgesehen von der fehlenden Zeit, um eine richtige Bindung zu ihnen aufzubauen, gibt es da eigentlich nichts zu meckern.
Was mich stört, ist eben, dass sie wirklich alle dafür da sind, um ihren gewissen Part im großen Ganzen zu erfüllen. Ich mag zwar, was das zeigen soll, welches Ziel das verfolgt, aber es lenkt vielleicht, zumindest meiner Meinung nach, den Fokus ein bisschen von den Charakteren selbst weg. Kann auch sein, dass das nur mein Empfinden ist und die Erklärung für die Distanziertheit, die ich irgendwie zu den Charakteren habe, könnte auch durchaus eine andere sein.
Aber so oder so fehlt mir da einfach das Gefühl von Bindung, nach dem ich immer suche und das ich so sehr liebe.
Die Schicksale der Charaktere haben mich an sich aber natürlich trotzdem interessiert und mich auch bewegt, nur eben nicht so intensiv, wie es sein könnte.

Fazit: Es ist auf keinen Fall ein schlechtes Buch oder schlecht geschrieben oder ähnliches. Ich würde sogar sagen, dass es ein sehr wichtiges Buch ist, das es leider irgendwie verpasst hat, mich so richtig abzuholen. Nichtsdestotrotz ist die Message, die vor allem auch über die besondere Erzählweise und das Beleuchten unterschiedlicher, individueller Geschichten unterstrichen wird, sehr wichtig und wird gut rübergebracht.
Ich war gespannt, wie sich die einzelnen Handlungsstränge entwickeln, aber hätte mir hier und dort einfach noch mehr gewünscht, um eine tiefere Bindung zu den Charakteren aufbauen zu können. Das, was mir aber als Ziel des Buches vorkommt, wurde aber definitiv erreicht – die Wichtigkeit des Kämpfens für Rechte, Anerkennung, Akzeptanz und alles, was in diese Richtung geht, deutlich zu machen.

Dienstag, 12. Juni 2018

Was bin ich? (3)

Von 'Unsicher' zu 'Das bin ich!'


Was bin ich? (1)
Mensch, 'Special', Unsichtbar
Was bin ich? (2)Damals und der Anfang

Weiter geht’s mit diesem Versuch ein bisschen Ordnung in das Chaos in mir drin zu bringen. Ein Chaos, das ich scheinbar aus gutem Grund lange in mir eingeschlossen habe, zumindest habe ich jetzt teilweise den Eindruck...
Aber wenn ich darüber reden möchte, es ''an die große Glocke'' hängen möchte, darf ich das auch tun. Ich wollte das selber die längste Zeit nicht, aber seit neuestem hat es sich eben falsch angefühlt, still zu sein und mich irgendwie zu verstecken, etwas zu leben, das ich nicht bin.
Niemand muss das verstehen. Niemand muss verstehen ''Warum ausgerechnet jetzt!? Und warum so?''. Ich verstehe es selber nicht richtig, aber gerade ist es das, was es möchte und ich glaube, das ist Grund genug.

Ein kleiner Flashback zu der Zeit, als wirklich alles an diesem ganzen Zeug mich unsicher gemacht hat:
Ich glaube, das war etwa 2015? Ich könnte jetzt nachschauen, aber der genaue Zeitpunkt und der genaue Zeitraum, der seitdem vergangen ist, ist hier nicht das Wichtige, sondern eher, dass Zeit an sich vergangen ist. Es ist ein Prozess, alles an diesem Thema. Für mich zumindest. Und ich glaube, es ist ein Prozess, der mich mein ganzes Leben lang begleiten wird. Das ist okay.
Ich bin sowieso der Meinung, dass man sich selbst nie vollständig kennen kann und man verändert sich ja auch, unbewusst und bewusst. Für mich gehört sowas wie Sexualität und Geschlechtsidentität auf jeden Fall mit zu dem, was sich manchmal verändern kann. Für mich ist es nichts feststehendes und kann auch gar nichts feststehendes sein. Aber gut, dass geht jetzt schon wieder in eine ganz andere Richtung, als das, worum es hier jetzt gerade gehen soll.

Meine ersten Gedanken waren damals noch viel von Vorurteilen geprägt, auf deren Fallen ich auch jetzt noch manchmal hereinfalle. Aber niemand ist perfekt. Solange ich es mir bewusst mache und versuche daran zu arbeiten, passt das schon.
Damals war es halt alles einfach sehr neu für mich. Klar hatte ich von vielem irgendwie schon mal gehört, von einigem sogar in der Schule. Aber selbst dort haben wir uns nie viel damit beschäftigt. Es war immer nur ein Thema, das sehr am Rand existiert hat, wo es meiner Meinung nach besonders bei pubertierenden Menschen nicht hingehört. Es sollte ein wichtiges Thema sein, damit die Chance da ist, sich damit auseinandersetzen zu können.
Gut, 2015 war jetzt für mich eben auch schon nach der Schule, aber hätte ich vorher mehr von dem Thema gewusst, wäre ich sicher anders damit umgegangen, wie ich auch bereits in dem letzten Blogpost erwähnt hatte.

Zunächst war ich einfach nur neugierig bei dem Thema, weil es interessante, neue Möglichkeiten offenbarte. Schwule Charaktere und Beziehungen hatte ich zu dem Zeitpunkt ohnehin schon sehr sehr liebgewonnen, zum Teil deshalb, weil es was anderes als hetero ist und Homo-Pärchen kommen ja doch dann und wann mal ein wenig am Rande in einigen nicht konkret Boys Love oder Girls Love Geschichten vor. Es existiert also zumindest auch irgendwie.
Aber gut, Repräsentation ist halt auch nochmal so eine Sache für sich. Der Mangel an Repräsentation hat meine Unsicherheit auf jeden Fall sehr verstärkt. Vieles von dem, was ich neu lernte und was mich irgendwie auch ansprach, irgendetwas in mir traf, schien außerhalb von dem Ort, wo ich darüber erfahren hatte, kaum zu existieren, kaum bekannt zu sein. Und niemand kann mir erzählen, dass so etwas einen nicht verunsichert!

Natürlich habe ich mir selbst meine eigenen Gefühle dadurch nicht gleich abgesprochen oder mich gleich als ''etwas besonderes'' gefühlt. Ich war einfach nur irritiert und habe nicht verstanden, warum diese Gefühle nicht mehr behandelt werden, nicht mehr umgesetzt werden.
Es ist einfach so seltsam. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben.
Auf jeden Fall ist es von diesem Standpunkt aus, nicht verwunderlich, dass ich das Gefühl hatte, nicht darüber reden zu können und dass es sowieso niemand verstehen würde. Ich verstand kaum selbst, was für Gefühle das waren und ich verstehe es immer noch nicht ganz, wie oben bereits erwähnt. Ich werde es nie ganz verstehen. Gefühle sind dafür viel zu komplex. Aber ich kann es trotzdem immer wieder versuchen.

Ich habe auch tatsächlich versucht, nicht zu viel darüber nachzudenken, weil es mir irgendwie so anstrengend vorkam und ich mich selbst nicht irgendwie abstempeln wollte. Ich wollte mich nicht irgendwie als etwas bezeichnen, dass ich vielleicht gar nicht bin oder nicht einmal sein darf.
Das ist auch noch einmal so eine Sache und ein sehr seltsames Problem. Dieses Gefühl, dieser Gedanke etwas nicht sein zu dürfen, obwohl man sich ganz offensichtlich so fühlt, als wäre man irgendetwas in Richtung dieses Etwas.
Ich war und bin da sehr ''self-cautious'', wie ich es immer nennen. Selbst-vorsichtig, selbst-bewusst im Sinne von mir dem, was ich tue/sage/was auch immer so sehr bewusst zu sein, dass es mich verunsichert. Keine Ahnung, ob das für irgendjemanden Sinn macht, aber so habe ich mich damals gefühlt.

Keine Ahnung, wie ich von dem Standpunkt aus dazu gekommen bin, trotzdem ein Video darüber zu machen und es hochzuladen. Ich habe mir dieses Video nicht nochmal angeschaut und habe das momentan auch nicht vor, weil ich weiß, dass da viel vorurteilhaftes Denken drin ist, aber nichtsdestotrotz waren es damals meine ehrlichen Gefühle und Gedanken.
Ich erwähne in dem Video zum Beispiel, dass ich finde, dass mein Gesicht nicht zwangsweise irgendeinem Geschlecht zugewiesen werden kann, weil es eben einfach ein Gesicht ist. Ich erwähne, dass ich mich viel mit männlichen Charakteren identifiziere und viel männliche Charaktere cosplaye und das für mich als Anzeichen sehe, eventuell genderfluid zu sein. Zumindest habe ich das so in etwa in Erinnerung.
Ich glaube aber auch, dass ich viel Blödsinn rede und sowieso ziemlich viel durcheinander quatsche, weil ich mir nichts vorher aufgeschrieben hatte und allgemein das Thema insgesamt noch sehr frisch für mich war.

Am Ende des Videos komme ich aber tatsächlich zu einem kleinen Ergebnis: Ich bin mir unsicher, was ich bin. Und hey, das ist ja schon mal ein erster, ganz guter Schritt!
Es ist ja auch gar nicht so, dass ich irgendetwas hätte überstürzen müssen damals. Das muss ich auch jetzt nicht. Das muss ich allgemein nie. Vielleicht zählt dazu auch, dass ich dieses Video (bzw Videos, es sind insgesamt 3) nicht hätte machen müssen. Aber ich wollte es. Ich wollte damals darüber reden, weil es mich alles so verunsichert hat und das Internet war und ist für mich der Ort, wo man einfach reden kann, wenn man möchte, ohne direkt irgendetwas zurückzubekommen oder das zu erwarten. Man redet ein bisschen ins Leere, wie beim Schreiben in ein Tagebuch, mit dem Zusatz, dass ganz vielleicht doch irgendwie was zurückkommt und einem die Unsicherheit ein bisschen genommen wird.
Das habe ich damals gebraucht und aus dem Grund habe ich über meine Unsicherheit geredet.

*

Heute: Seit ich doch vor gar nicht so vielen Tagen auf Twitter darüber geredet habe, was ich denn nun wirklich bin und es auch konkret gemacht und Labels benannt habe, obwohl ich mich dagegen bisher sehr gewehrt habe, bin ich tatsächlich zumindest in einem gewissen Online-Kreis und auch unter meinen meisten Freunden geoutet.
Ich finde immer noch, dass das sehr seltsam klingt und ja, dieses Outing selber hat sich sehr seltsam angefühlt, weil es irgendwie... aus einer komischen Motivation heraus entstanden ist und ich das auch sehr deutlich währenddessen gefühlt habe.

Jetzt aber mal vom eigentlichen Auslöser abgesehen, habe ich mich auch davor schon angefangen zu fühlen, als würde ich einen Teil von mir verbergen und sogar verdrängen. Ich habe das in diesen Blogposts ja schon mehrfach leicht angeschnitten. Irgendwie ist es genau dieses Gefühl, dass Outings in gewisser Weise für viele Menschen und auch irgendwo für und in unserer Gesellschaft nötig macht.
Es ist nicht nur ein ''als das bezeichne ich mich nun'' oder das Klarstellen von ''das bin ich wirklich'' (und nicht das, was alle sonst immer wahrscheinlich von mir gedacht haben), sondern auch eine Art Ausbruch. Und es ist schon fast unheimlich, wie gut ich dieses Gefühl inzwischen nachvollziehen kann.

Ich komme mir ein bisschen so vor, als wären die ganze Zeit unsichtbare Gitterstäbe um mich herum gewesen und zum Teil sind die sogar immer noch da, aber jetzt kann ich sie sehr viel deutlicher sehen, nehme sie bewusster wahr und habe ein paar von ihnen bereits verbogen und arbeite semi-aktiv daran, auch die andere Stäbe mehr und mehr zu verbiegen, bis sie irgendwann vielleicht ganz für mich verschwinden werden. (Was eigentlich so gut wie unmöglich sein sollte, zumindest beim momentanen Stand beziehungsweise der momentanen Sicht der größten Teile der Gesellschaft auf dieses ganze Thema.)

Der Punkt ist, dass ich mich einfach nicht länger von diesen Gitterstäben einengen lassen möchte, in keinster Weise. Ich will mich nicht mehr selbst klein reden. Ich will mich nicht mehr verstecken. I don't want to water myself down anymore. (Es gibt keine gute Übersetzung für ''to water down'' im Deutschen.)
Ich will einfach ich sein können und mein Gott, wenn ich durch dieses offene darüber Reden als ''Du willst doch nur Aufmerksamkeit!'' oder ''Du willst doch nur was besonderes sein!'' betitelt werde, dann bitte. Ich war wirklich lange genug still und unsichtbar. Ich habe mich lange genug nicht getraut, meine Gefühle richtig in Worte zu fassen.
Ich will nicht mehr zögern oder mich jedes Mal fragen ''Wie viel darf ich sagen, bevor ich seltsam angeschaut werde oder anders komisch reagiert wird?''. Ich will diese Unsicherheit nicht mehr mit mir rumtragen müssen.

Denn ich selber komme gut damit klar, wer ich bin. Ja, klar, das ganze Thema ist kompliziert und verwirrend und es berührt sehr sehr intime Dinge, über die man oftmals nicht nachdenken will und die man auch oft gar nicht teilen möchte, was auch vollkommen okay ist. Das hier ist meine Art damit umzugehen. Jeder kann für sich selbst entscheiden, was das Beste ist, womit man klarkommt, womit man leben kann. Da spielen so viele Faktoren hinein und es ist und bleibt eben etwas sehr Persönliches, das teilweise wirklich unnötig ausgeschlachtet wird.
Aber nichtsdestotrotz oder gerade deswegen hat jeder, der es für sich als in irgendeiner Weise gut erachtet, das Recht, sich offen über das Thema zu äußern und ich möchte das. Gott, ich wollte das schon so unendlich lange und ich bin froh, es endlich tun zu können, so unendlich froh.

Also was ist mein Stand der Dinge jetzt und hier in diesem Moment?
Ich bin immer noch ziemlich questioning in manchen Punkten und uff, Labels sind... hm. Es ist einfach alles so komplex, dass ich es schwer finde, es in einem Wort zusammen zu fassen. Und als ich es dann auf Twitter getan habe, weil es doch zur Klarheit irgendwie nötig war und ich auch keine Angst vor dieser Benennung, vor diesen Labels haben möchte, hatte ich auf einmal eine Liste von Begriffen und ja...
Nein, ich möchte nicht ''alles mitnehmen''. Es gibt da einfach verschiedene Kategorien, die man alle irgendwie für sich beschreiben kann oder in einem Wort benennen kann, wenn man das möchte. Diese Kategorien und das, was man in Bezug auf sie fühlt, existiert aber natürlich auch ohne Bewusstsein für diese Kategorie, die Begriffe aus dieser und auf jeden Fall auch ohne, dass seine Gefühle mit einem Wort für sich benennt.
Das Benennen von Begriffen, zu sagen ''ich bin das'', ändert im Grunde nichts an der Existenz der Gefühle, die sowieso da sind. Darauf werde ich in meinem letzten Blogpost zu diesem Thema, indem ich dann auch endlich mal genau auf die Labels, mit denen ich mich am meisten identifizieren kann, eingehen.

Das, was ich jetzt eben erklärt habe, ist auch der Grund, warum ich mit diesem Benennen der Labels bis ganz zum Schluss gewartet habe. Ich will mich natürlich auch damit auseinandersetzen, weil es schon irgendwo auch zum Kern der ganzen Geschichte gehört, die Frage ist immerhin „Was bin ich?“. Aber da diese Frage sehr eng mit „Wer bin ich?“ verknüpft ist, sollte jedem klar sein, dass die Antwort nicht ganz so leicht ist, wie man es vielleicht gerne hätte.
Vor allem wollte ich aber auch zeigen, dass es eben ein Prozess ist und zur Identitätsentwicklung dazugehört. Es ist etwas, das so oder so stattfindet, nur sollte unsere Gesellschaft lernen, sehr viel besser und offener damit umzugehen. Dann muss auch niemand mehr rumschreien „ICH BIN [hier Label einfügen]!“ Wobei das sicherlich trotzdem Leute tun werden, was auch okay ist. Jeder eben so, wie er möchte.

Mein neuer Status ist also: Hey, die Leute, mit denen ich engen Kontakt habe, wissen jetzt auch von dieser Seite von mir und lieben mich nach wie vor und ich habe diese Angst jetzt zumindest mal in der Hinsicht besiegt, yay! Und online wissen theoretisch auch alle Bescheid und ich kann jetzt Stück für Stück mich mehr darauf konzentrieren, meine Unsicherheiten zu überwinden.

Fazit:
  1. Vor einiger Zeit, als ich angefangen habe, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, waren da noch sehr viele Vorurteile in meinem Kopf, die meine Unsicherheiten noch verschlimmert haben. Aber immerhin wurde mir schon mal klar, dass ich nicht weiß, was ich bin.
  2. In letzter Zeit habe ich mich verstärkt gefühlt, als wäre ich oder zumindest ein doch nicht unbedeutender Teil von mir gefangen und es wäre an der Zeit, mich zu befreien und mich nicht länger selbst einzuschränken und klein zu reden.
  3. Ich habe mich geoutet. Also zumindest bei meinen engsten Freunden und online auf Twitter, Youtube und jetzt auch hier. Ich bin sehr sehr froh darüber, endlich über dieses Thema reden zu können. Es ist ein befreiendes Gefühl.

Dienstag, 5. Juni 2018

Status-Update #6

Irgendwas mit Chaos und viel neuer Kram

Ein bisschen was von allem oder so ähnlich. ;D Ich weiß doch auch nicht.
Aber eigentlich passieren gerade viele gute Dinge und ich bekomme viele Dinge gut hin? Und ich rede über Dinge, bei denen ich sehr lange das Gefühl hatte, nicht darüber reden zu können, was eigentlich auch nur gut sein kann. Also, ja, ähm, Dinge sind eigentlich sehr gut, I guess.

Hallo, Chaos...: Ich verstehe selber noch nicht ganz, was da passiert ist, aber... irgendwie muss das vielleicht so. Ich bereue definitiv nichts davon. Ich bin nur... etwas unglücklich mit dem, was das zum Teil ausgelöst hat. Aber gut, ich wollte einfach nicht länger leise sein, was dieses Thema betrifft. Ich habe das so sehr in mir eingeschlossen, zumindest hat es sich jetzt danach angefühlt und ich wollte einfach nichts in mir einschließen.
Wenn ich sein Chaos bedeutet, dann ist das nunmal so. Ich bin in meinem Leben oft genug leise geblieben, obwohl ich sowieso schon ein offener Mensch bin. Und ja, vielleicht muss ich diese Dinge, die ich momentan benenne und denen ich vielleicht ein bisschen mehr Bedeutung gebe, als sie letztendlich haben sollten und haben, nicht so sehr nach außen tragen, wie ich das eben tue. Aber das ist immer noch meine Entscheidung. Es mag nicht das Beste sein, aber es hilft mir.
Ich wollte so lange schon Blogposts zu dem Thema machen und jetzt tue ich es. Ich wollte so lange schon, bestimmte Dinge auf Twitter liken und retweeten, ohne mich zurückzuhalten und mich unendlich unsicher zu fühlen, denn dazu gibt es doch eigentlich gar keinen Grund.
Das ist der ganze Sinn hinter dieser Sache: Es gibt keinen Grund, warum ich nicht darüber reden dürfte, nicht darüber reden sollte, nicht darüber reden kann. Im Gegenteil habe ich sogar jedes Recht, darüber zu reden, wenn ich es möchte und zwar aus keinem anderen Grund, als eben genau dem – ich möchte darüber reden.
So und jetzt langsam sollte ich mal aufhören, immer so verzweifelt zu versuchen, verstanden zu werden und andere zu verstehen. An sich zwar eine schöne Eigenschaft, aber nichts mit dem ich mich ständig unnötig belasten sollte.

Serien: Soooooooooo, zurück zu unverfänglicheren Themen. Man
kann ja nicht immer in dem eigenen Drama und der eigenen Dramatik baden, nicht? (Doch, ich schon. Leider. Aber ich entscheide mich dagegen!)
Die dritte Staffel von ''YouMeHer'' läuft jetzt auf Netflix! Und ahhhh! Ich bin immer noch salty wegen dem Ende der zweiten Staffel, aber!!! Ich dachte schon, ich müsste mit dem Ende der zweiten Staffel für immer leben und danach würde einfach nichts mehr kommen oder so, aber jetzt ist die dritte Staffel da! Ich bin so gespannt!

Die zweite Staffel von ''Thirteen Reasons Why'' schaue ich momentan auch, aber bin da doch eher irgendwie 'Meh' gestimmt. Mal abgesehen davon, dass es da online ein paar sehr harte Meinungen gibt, die nicht so ganz unberechtigt sind, habe ich auch schon die erste Staffel nicht unbedingt mit der allergrößten Begeisterung geschaut, was bei dem Thema auch irgendwo logisch ist. Aber auch an sich lässt mich die Serie immer mal wieder mit den Augen rollen, was irgendwo okay ist, weil es eine Serie ist, aber na ja. Mehr dazu dann vielleicht mal irgendwann in einem Blogpost eigens nur zu der zweiten Staffel der Serie.

Anime: Jaha, ich schaue momentan wieder aktiv etwas! Oder habe ich das beim letzten Mal vielleicht auch? Keine Ahnung. Auf jeden Fall habe ich mir jetzt endlich mal Baccano vorgenommen. Ein Anime, den ich schon seit langer langer Zeit schauen will und der mir bisher wirklich gut gefällt, auch wenn die Story schon teilweise sehr chaotisch ist und auch ähnlich chaotisch erzählt wird, aber gut, damit habe ich auch irgendwo gerechnet und hey, es ist eine gute Motivation um an dem Anime dran zu bleiben!
Ansonsten spukt mir die dritte Staffel von My Hero Academia sehr ausdauernd im Hinterkopf herum und Wotakoi wurde mir sehr leidenschaftlich empfohlen, weshalb ich an den Anime momentan auch immer mal wieder denken muss. Aber ich denke mal, ich werde Baccano erstmal beenden, da ich sonst dort absolut nicht mehr bei der Handlung mitkommen werde.

Lesen: An der Lese-Front läuft es so lala. Tatsächlich habe ich in letzter Zeit endlich mal wieder ein paar Manga abgearbeitet, was auch echt nötig war, da ich mir auf der DoKomi wieder 10 neue geholt habe.
Aber das Buch (Obsidian von Jennifer L. Armentrout), was ich immer noch am Lesen bin... Es hat mich schon echt sehr enttäuscht und auch wenn ich mich nicht direkt durchs Lesen quäle, so habe ich dennoch kein bisschen das Gefühl, als würde das Lesen dieses Buches mir irgendetwas geben und das ist an und für sich einfach ziemlich traurig. Auch dazu mehr in einem späteren Blogpost nur über das Buch.

Zocken: Da ich momentan sehr hinterher bin, meine Let's Plays regelmäßig zu bringen, zocke ich auch dementsprechend endlich mal etwas mehr! Sims 4 ist natürlich wie immer ganz weit vorne mit dabei. Subnautica habe ich wieder aufgenommen. Und abseits davon habe ich auch mal wieder ein bisschen für mich Stardew Valley gespielt. Good stuff! :D
Ahhhhhhhh, ich muss auch nochmal kurz meine Faszination für 'Detroit: Become Human' loswerden! Selber spielen kann ich es leider nicht, weil ich keine PS4 habe, aber ich schaue mehrere Let's Plays davon und ach, es ist einfach so toll gemacht, ich mag das Androiden- und Zukunftsthema wirklich sehr und auch die Charaktere gefallen mir, vor allem Connor. ;D

Schreiben: Das läuft gut! Wie immer. Worauf ich nach wie vor sehr stolz bin und immer stolz sein werde. Zum Teil gilt das sogar auch für meine Geschichten selbst. Ich habe die schon sehr gerne und meine Charaktere sowieso. Ob das meine Geschichte und Charaktere nun wirklich auf irgendeine Weise ''gut'' macht ist natürlich nochmal eine ganz andere Frage, die ich kein bisschen objektiv beurteilen kann und subjektiv nicht so wirklich beurteilen mag.
Oh und ich habe jetzt wirklich endgültig meine eine Fanfiktion zu dem Browser Game 'Sweet Amoris' beendet! 'Turning Tables' hat mich eine ganze Weile begleitet und ich habe meine Version der Sweet Amoris Charaktere dadurch sehr sehr liebgewonnen und scheinbar keinen Moment zu spät die Fanfiktion beendet, denn uff, was die mit diesem Campus-Leben-Dings tun... Ja... Reden wir nicht darüber. Auf jeden Fall ist die Fanfiktion jetzt beendet und auch darauf bin ich tatsächlich stolz, weil es so eine lange Geschichte ist mit so vielen Charakteren und ach. <3
Aber ich bin auch froh, dass sie jetzt beendet ist, weil es wirklich an der Zeit war und die Entwickler des Spiels es endgültig verkackt haben. Wuh.

Uni-, Nebenjob- und Praktikum-Dinge: Ja, es gibt hier tatsächlich Neuigkeiten! Und zwar im Bereich des Nebenjobs. Da habe ich mich nämlich mal wieder ein bisschen beworben und bin auch schon zum ersten Vorstellungsgespräch eingeladen. Mal schauen, wie das so läuft und ob das so klappt und all solche Geschichten.
Vor dem Praktikum-Ding drücke ich mich doch wieder sehr und grrrr! Aber das überwinde ich schon auch noch irgendwie demnächst, habe ich sehr fest vor. Es ist bloß eben nicht alles so leicht, wie es sein sollte und wie ich es auch selber gerne hätte. Na ja. Aber ich arbeite dran, so wie an allem. :)
Ach und Uni läuft wie immer. Da kläre ich jetzt auch endlich mal ein bisschen bürokratische Dinge, die einfach so unendlich nervig sind. Ansonsten ist dieses Semester eigentlich eher etwas Meh, weil ich viele Dinge doch wieder nicht oder einfach noch nicht tun kann und gerne mehr getan hätte, das aber einfach noch nicht geht und nya. Aber passt schon alles irgendwie. Ich bin trotz und wegen allem recht zuversichtlich.

Bis zum nächsten Post!

Freitag, 1. Juni 2018

Buch: End of Days von Susan Ee

Dear Books.


Es ist so unglaublich lange her, dass ich mir dieses Buch gekauft hatte und damals den ersten und zweiten Band gelesen habe. Jetzt habe ich es endlich endlich geschafft, auch dieses letzte Buch der Reihe zu lesen und natürlich hat es jetzt gefühlt auch nochmal etwas gedauert, bis ich nun diesen Blogpost dazu schreibe. Aber gut, das ist ja nichts neues.

- Post zu Band 2: World after von Susan Ee

Genre: Fantasy, Young Adult, Angels, Dystopie, Romance
Umfang: 435 Seiten (Taschenbuch Ausgabe)
Sprache (gelesen in): Englisch
Erstausgabe: 01.06.2014 Verlag: Hodder Paperback
Kurzbeschreibung: After a daring escape from the angels, Penryn and Raffe are on the run. They’re both desperate to find a doctor who can reverse the twisted changes inflicted by the angels on Raffe and Penryn’s sister. As they set off in search of answers, a startling revelation about Raffe’s past unleashes dark forces that threaten them all. When the angels release an apocalyptic nightmare onto humans, both sides are set on a path toward war. As unlikely alliances form and strategies shift, who will emerge victorious? Forced to pick sides in the fight for control of the earthly realm, Raffe and Penryn must choose: Their own kind, or each other?

Story: Die Kurzbeschreibung fasst es wirklich schon ziemlich gut zusammen, aber wer meine Blogposts so ein bisschen kennt, der weiß ja auch, dass ich hier nicht nur über die Story berichte, sondern so allgemein über alles mögliche.
Zunächst lässt sich auf jeden Fall sage, dass die Geschichte spannend ist und bleibt. Es mag eine Weile her sein, dass ich die ersten beiden Bücher gelesen habe und zum ersten habe ich nicht einmal einen Blogpost geschrieben, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass auch die beiden sehr spannend waren, was beim Genre Dystopie auch definitiv zu erwarten ist, würde ich mal behaupten. Zumindest klingt ja auch immer alles von den Kurzbeschreibungen her spannend und actionreich und das ist es bei dieser Buchreihe auch definitiv.
Die zwei Hauptteile der Geschichte würde ich in 'Dinge aus Raffes Vergangenheit' und 'Zuspitzung des Krieges zwischen den Engeln und den Menschen' einteilen, was ja auch die Kurzbeschreibung andeutet und gut zusammenfasst.
Ich fand beides sehr spannend gemacht. Es kommen wirklich interessante Entwicklungen zu Stande und viel Neues wird offenbart. Auch kommt der Konflikt eindeutig zu einem Höhepunkt und das nicht nur auf der Ebene Menschen gegen Engel, sondern auch für Raffe ganz persönlich. In der Hinsicht finde ich es fast schade, dass die Bücher aus Penryns Blickwinkel geschrieben sind, denn ahhh, Raffe ist einfach genau meine Art von Charakter und es wäre so cool gewesen, ganz direkt vom seinem inneren Konflikt zu lesen!
Wobei die Dialoge zwischen Penryn und ihm da auch ein ganz passabler Ersatz für sind, aber na ja. Sowieso mag ich die Dialoge in dieser Buchreihe ziemlich gerne, genauso wie die recht ungeschmückte und direkte Erzählweise, wenn ich das jetzt gerade richtig im Kopf habe. Natürlich wünsche ich mir da eigentlich immer mehr und mein Schreibstil ist so ziemlich das genaue Gegenteil, aber ich finde es hier einfach sehr passend zu Penryns Charakter und allgemein der ganzen Geschichte. Da wird halt nicht allzu viel gegrübelt und bis ins kleinste Detail gefühlt, weil immer wieder irgendwas los ist.
Ich mag es wirklich sehr, wie sich die Geschichte in diesem letzten Band noch einmal entwickelt, den Part mit Raffes Vergangenheit ganz besonders und tatsächlich auch, was so zwischen Raffe und Penryn passiert. Eigentlich könnte man hier ganz gut auf die Lovestory verzichten und beim Lesen war ich teilweise schon so ein bisschen 'Meh', weil ich es bei solchen Geschichten einfach immer mehr mag, wenn die Lovestory wirklich eine Nebenhandlung ist und nicht plötzlich zu sehr in den Mittelpunkt gerückt wird.
Ich würde aber sagen, dass das hier auch nicht der Fall ist. Die Lovestory bleibt eine Nebenhandlung, die natürlich auch wichtig für das große Ganze ist und vor allem auch fürs Ende, aber sie wird nicht zu sehr in den Vordergrund gezerrt und insgesamt wird irgendwie recht realistisch mit der ganzen Sache umgegangen, was ich sehr schön und angenehm finde.
Was das Ende angeht... [Spoiler!] Ich bin froh, dass es ausgegangen ist, wie es ausgegangen ist, aber... Ich hatte auch durchaus was anderes erwartet und mir vielleicht sogar so ein bisschen erhofft? Ich weiß nicht, vielleicht bin ich in der Hinsicht manchmal zu süchtig nach Drama und finde Dramatik oftmals epischer als vieles andere. Aber gut, unzufrieden bin ich mit dem Ende nicht. Es ist wirklich ganz gut so, wie es ist, aber ich hätte es der Geschichte auch durchaus zugetraut und als passend empfinden, wenn es um einiges heftiger und mehr in eine negative Richtung gegangen wäre.

Charaktere: Was soll ich zu denen jetzt noch sagen, außer das, was ich wahrscheinlich bereits nach dem zweiten Band in dem dazugehörigen Blogpost geschrieben habe und an das ich mich so nicht einfach erinnern kann?
Raffe fand ich von Anfang an, also vom ersten Buch an, sehr faszinierend und ich finde es sehr cool gemacht, dass bis zu diesem Band doch einiges über ihn gar nicht bekannt ist und so ein bisschen die Frage im Raum steht, wie 'gut' und vertrauensvoll und so weiter er ist. Wobei seine Ansichten an sich kein Geheimnis sind, weil er keines aus ihnen macht. Nichtsdestotrotz erzählt er einige Dinge auch einfach nicht, aus guten Gründen. Und ach, ich liebe es schon sehr, wie er mit der Zeit durch Penryn etwas weich wird. Natürlich nicht an und für sich durch und wegen ihr, auch durch das, was ihm selbst passiert, aber auch sie öffnet ihm da schon ein bisschen die Augen, wobei es wirklich dauert, bis er sich da auch selbst wirklich öffnet.
Ich finde es schön, dass die Entwicklung da wirklich langsam stattfindet und vieles sehr lange offen bleibt. Das erhält eine gewisse Spannung und macht es auch irgendwo realistischer vom Gefühl her.
Penryn mag ich auch ziemlich gerne. Wüsste jetzt nichts, dass ich gegen sie auszusetzen hätte. Mir gefällt ihr Mut und die Art, wie sie mit Dingen umgeht. Sie ist niemand, der allzu schnell in Panik ausbricht, wirkt aber auch nicht zu tough, sodass es wieder langweilig und unrealistisch wäre. Ich würde behaupten, dass sie ihre Gefühle einfach gut unter Kontrolle hat, sich recht schnell an Situationen anpassen kann und das halt durch ihre verrückte Mutter und auch ihre kleine Schwester gelernt hat und bei einer Apokalypse sind diese Eigenschaften einfach sehr sehr vorteilhaft.
Ob sie sich im Laufe der Bücher verändert, wäre jetzt noch eine interessante Frage, die ich tatsächlich gar nicht so leichtfertig zu beantworten weiß. Klar zeichnet sie das, was sie erlebt, irgendwo und sie hat Unsicherheiten und Ängste, besonders in Bezug auf ihre kleine Schwester und dann auch was Raffe betrifft. Aber das Einzige, was ich wirklich überzeugt sagen könnte, ist: Das Alles macht sie letztendlich stärker.
Zu den Nebencharakteren habe ich jetzt nicht allzu viel zu sagen. Sie sind alle recht interessant und natürlich wichtig für die Story. Auf Seiten der Engel gibt es sehr viel Intrigen, aber auch da lernt man in diesem letzten Buch noch einmal eine etwas andere Seite kennen. Der 'letzte Kampf der Menschen' ist echt cool dargestellt und es gibt zumindest keinen Charakter über den ich mich jetzt irgendwie aufregen müsste. Jeder hat so irgendwie seinen Charme und seinen Platz.

Fazit: Engel, Apokalypse, ein kleines bisschen Romance – was will man mehr!? Für mich ist diese Buchreihe eine der besten Fantasy-Reihen, die ich bisher gelesen habe und die beste Engel-Fantasy-Reihe, was sehr cool ist, da ich Engel sehr mag. Penryn ist ein wirklich angenehmer weiblicher Hauptcharakter und die Story ist durch und durch spannend. Raffe gefällt mir als Charakter unheimlich gut und er bleibt auch in diesem letzten Band sehr faszinierend, gerade weil noch etwas mehr über ihn und seine Vergangenheit herauskommt.
Ich mag es sehr, wie sich der Kampf zwischen Engeln und Menschen entwickelt und zuspitzt, ähnlich wie auch Raffes innerer Konflikt und das Liebesding zwischen ihm und Penryn. Auch die Auflösung von allem am Ende finde ich ganz gut gewählt, auch wenn es für mich durchaus in eine andere Richtung hätte gehen können.