Freitag, 24. November 2017

Buch: Zwischen den Zeilen von Rona Cole

Dear Books.


Nein, es ist gar nicht Ewigkeiten her, dass ich dieses Buch gelesen habe. Das bildet ihr euch nur ein und ich mir auch und so.
Aber, selbst wenn es schon ewig her wäre, dass ich das Buch gelesen habe, kann ein verspätetes Kommentar zumindest zeigen, was alles bei mir hängen geblieben ist. Also es hat, äh hätte, auch sein Gutes.

Genre: Liebesromane, Gay Romance/Boys Love
Umfang: 513 Seiten (Taschenbuch Ausgabe)
Sprache (gelesen in): Deutsch
Erstausgabe: 17.03.2014 Verlag: Cursed Verlag
Kurzbeschreibung: Sich in den heißen Floristen zu verknallen – damit hätte Josh auf der Hochzeit seiner Cousine wohl am allerwenigsten gerechnet. Doch Ben ist eine echte Zehn, Grund genug ihm für ein Date wenn nötig auch hartnäckig hinterherzulaufen. Und dann könnte alles so schön sein, wäre da nicht der leise Verdacht, dass Ben etwas zu verbergen hat. Denn Josh ist sich sicher: Jede Zehn hat einen Haken.

Story: Inzwischen habe ich es mir ja längst eingestanden – ich stehe einfach sehr auf Boys Love Liebesgeschichten, also Liebesgeschichten zwischen Männern. Mir hat es dieses Genre so sehr angetan, dass ich am liebsten in einem Verlag arbeiten möchte, der sich darauf konzentriert und ich schreibe es auch selber so unheimlich gerne. Das erwähne ich hier an dieser Stelle nochmal, weil es natürlich heißt, dass ich das Genre schon mal auf jeden Fall sehr mag und das erstmal eine sehr gute Grundvoraussetzung dafür ist, dass ich diese Geschichte mögen könnte.
Und ich habe sie wirklich sehr gemocht. Als ich sie dann endlich gelesen habe, nachdem das Buch, so wie all meine Bücher, Ewigkeiten im Regal lag, konnte ich kaum aufhören zu lesen und das hatte ich davor echt eine ganze Weile nicht mehr gehabt, aus verschiedenen Gründen. Umso glücklicher war ich, dass dieses Buch mich wieder richtig in einen Lesefluss bringen konnte und in mir auch sehr dieses Bedürfnis hervorrief, immer weiter und weiter lesen zu wollen. Dazu muss aber auch gesagt sein, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch gelesen habe, auch wirklich viel Zeit hatte und sie mir zum Lesen nehmen konnte und das eben auch getan habe.
Nichtsdestotrotz spricht das, meiner Meinung nach, auf jeden Fall sehr für das Buch.
Die Spannung, die ich beim Lesen gefühlt habe und weshalb ich immer weiterlesen wollte, kam neben dem „Kommen/Bleiben sie jetzt zusammen!?“ durch das zustande, was Ben zu verbergen hat. Tatsächlich hat es, obwohl die Geschichte abwechselnd aus Josh und Bens Sicht erzählt wird, sogar bei Bens Sichtweise etwas gedauert, bis genau klar war, worum genau es sich bei diesem Etwas, das er verbirgt, handelt und ich fand das echt ziemlich toll gemacht. Vielleicht war ich auch etwas zu doof, um es gleich zu erkennen, das kann natürlich auch sein. Aber für mich hat es sehr zur Spannung der Geschichte beigetragen.
Auch nachdem es für den Leser dann klar ist, was Ben verbirgt, bleibt die Spannung erhalten und hm, an dieser Stelle wird es etwas schwierig. Mir persönlich hat diese Spannung wie geschrieben wirklich gut gefallen und Bens Geheimhaltung dieser Sache ist neben der Entwicklung der Beziehung eben der Kern der Geschichte, aber ich war schon irgendwann etwas von dieser Geheimhaltung genervt. Einerseits wollte ich einfach, dass es endlich raus kommt und/oder Ben es Josh einfach erzählt, andererseits hat mich aber auch genau diese Geheimhaltung gefesselt.
Schließlich ist es nicht einfach nur so, dass Ben ein Geheimnis vor Josh hat, dass er nicht mit ihm teilen will, sondern auch darunter leidet. (Ohne jetzt allzu groß spoilern zu wollen.) Es ist etwas, dass ihn verfolgt und niemals loslassen kann, mit dem er immer und immer wieder konfrontiert wird, vor allem je näher Josh und er sich kommen.
Es geht nicht einfach nur darum, dass er es geheim hält und Josh nicht davon erzählt, sondern, da auch aus seiner Sicht erzählt wird, eben genauso viel darum, wie er selber damit zu kämpfen hat – mit dieser Sache an sich und dem Geheimhalten vor Josh.
Ich fand es sehr interessant und herzzerreißend, was dabei für Situationen entstanden sind und teilweise war es auch wirklich sehr witzig. Der Humor in der Geschichte hat mir sowieso sehr gut gefallen, weil er einfach sehr gut gepasst hat, auch wenn ich manche Sachen selber vielleicht nicht unbedingt so formuliert, verglichen und benannt hätte. Aber es passte eben zu den Charakteren und von daher war es wieder okay.
Ich konnte mir auch alles in der Geschichte sehr gut vorstellen, mit den Charakteren mitfühlen und zum größten Teil auch Bens Verhalten und Entscheidungen nachvollziehen.
Mich stört ein bisschen das Ende, da mir nicht ganz gefällt, wie sich der Konflikt aufgelöst und Josh von Bens Geheimnis erfahren hat. Auch die tatsächliche Endszene habe ich deshalb als etwas zu rosiges Happy End empfunden, falls diese Formulierung Sinn macht. Ich will nicht zu viel verraten, aber falls ihr es lesen solltet oder gelesen habt, werdet ihr vielleicht verstehen, was ich meine. Es war eben am Ende dann alles sehr schnell vorbei. Ja, ich denke, so könnte man es sagen.
Aber an sich fand ich diesen Konflikt mit Bens Geheimnis wirklich wirklich gut und sehr interessant, da es mal etwas komplett anderes war und ein Thema, das einem ziemlich selten begegnet. Ich finde, dass es sehr gut dargestellt ist und im Rahmen der Geschichte gut damit umgegangen wird.
Insgesamt herrscht meiner Meinung nach wirklich ein gutes Gleichgewicht zwischen romantischen (& erotischen) Szenen, also mehr Beziehungsentwicklung, und Bens Geheimnis bzw. dem Konflikt, den das auslöst. Das hat einerseits noch einmal mit zu der Aufrechterhaltung der Spannung beigetragen, ohne langweilig zu werden oder allzu langgezogen zu wirken, und andererseits gibt es einfach eine angenehme Mischung ab und schafft eine schöne Balance, sodass Bens Geheimnis nicht gleich zu sehr wie das eine Thema der Geschichte wird. (Was zum Ende hin dann doch unweigerlich passiert, aber das macht ja nur Sinn, da es der zentrale Konflikt ist.)

Charaktere: Ich habe die Charaktere recht schnell lieb gewonnen, auch wenn sie jetzt, abgesehen von Bens Geheimnis, erstmal so nicht unbedingt etwas besonderes sind, aber das müssen sie ja auch gar nicht. Sie sind menschlich, verständlich und mit gutem Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt beschrieben und mehr braucht es meiner Meinung nach auch gar nicht. Sie sind jetzt zwar keine Charaktere, an die ich mich total leidenschaftlich erinnere, aber sie sind definitiv greifbare und, auch wenn seit meinem Lesen schon einiges an Zeit vergangen ist, habe ich sie gerade sehr gut vor Augen.
Dadurch, dass Bens Konflikt und sein Geheimnis neben der Entwicklung der Beziehung den Mittelpunkt von der Geschichte bilden, konzentriert sich Joshs Konflikt sehr auf Ben, was ich, da es eine Liebesbeziehung ist, nicht schlecht finde und es ist auch nicht so, als hätte er außerhalb von Ben kein Leben. Gerade durch diese Konzentration auf Bens Geheimnis bleibt sogar die ganze Zeit über eine gewisse Distanz zwischen den Beiden, da Josh ja so seine Vermutungen hat und nach einer Weile sehr deutlich mitbekommt und fühlt, dass Ben nicht ganz offen und ehrlich zu ihm ist.
Insgesamt sind das Leben und der Alltag der beiden Charaktere ziemlich deutlich aufgezeigt und fügen sich gut in die tatsächliche Handlung hinein, vor allem auch indem sie ab und an den Fokus von Bens Geheimnis weglenken, zwar um letztendlich wieder darauf zurückzukommen, aber es gibt definitiv auch genug schöne Momente, in denen Bens Geheimnis fast vergessen erscheint.
Was ich auch einfach mögen muss: Die etwas (aber nicht zu sehr) selbstmitleidige Art der Charaktere. Selbstironie und all sowas gefällt mir einfach immer unheimlich gut und ich schreibe es selber unheimlich gerne. Es ist etwas schwierig in der Hinsicht nicht zu übertreiben, aber ich bin der Meinung, dass Rona Cole es sehr gut hinbekommt, da einen guten Mittelweg zu gehen.
Auch im Ganzen haben ihre Charaktere, trotz ihrer nicht großartigen ''Besondersheit'', ganz eindeutig ihre Eigenarten, die eben bei mir dafür gesorgt haben, dass ich sie recht schnell liebgewonnen und auch jetzt noch immer recht gut vor Augen habe. Es mögen vor allem kleinere Details sein, aber das reicht schon um ihnen diese gewisse Lebendigkeit zu verleihen.

Fazit: Wer gerne Gay Romance liest, nichts gegen ein bisschen mehr Sex-Szenen hat und dazu noch ein sehr selten thematisiertes Problem behandelt sehen mag, der ist bei diesem Buch auf jeden Fall nicht falsch. Die Charaktere haben ihre Eigenarten, die sie lebendig und glaubwürdig machen, auch werden durch die Sichtwechsel zwischen Josh und Ben die Gedanken und Gefühle von beiden Seiten schön beleuchtet.
Der Konflikt der Geschichte zieht sich zwar etwas, was mir persönlich die gewisse Spannung und das Bedürfnis, weiterzulesen, erhalten hat. Allerdings hat mir die Auflösung der ganzen Sache nicht ganz so gut gefallen, einfach weil ich es mir etwas anders gewünscht hätte und es auf gewisse Weise ein bisschen hastig wirkt.
Aber abgesehen davon hat mich diese Liebesgeschichte ziemlich gefesselt und mitgerissen, da mir auch der Humor gut gefallen und in Zusammenspiel mit den Charakteren sehr sympathisch war.  

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