Dienstag, 7. November 2017

Dear Person #5

Das Erste, was ich zu dir sagte, war, dass ich deine Stimme mag.
Ein Jahr, ein Jahr ist das jetzt her. Vor einem Jahr hat es angefangen. Drei Monate später war es vorbei. Eine kurze Zeit, nicht? Und viel passiert ist auch nicht. Es waren nur Gespräche über Skype. Nur...

Besser als nichts, richtig? Alles ist besser als nichts. Daran glaube ich wirklich. Deshalb bin ich froh, dass wir hatten, was wir hatten. Auch wenn nichts davon übrig geblieben zu sein scheint.
Auf meiner Seele, auf meinem Herzen ist was zurückgeblieben und es wird für immer dort sein. Es ist eine Narbe, in der ein Splitter von Sehnsucht steckt. Ein Splitter von einem Traum, der von uns handelte und jetzt wohl für immer ungeträumt bleibt.

Der Splitter ist aber auch eine Erinnerung, an das, was war. Er enthält dieses Gefühl, dieses ganz besondere Gefühl, das nur du mir geben konntest. Noch nie zuvor habe ich mich so gefühlt wie durch dich. Es war echt und es war heftig und überwältigend. Es war schön. Was wir hatten, war schön. Und dieser Traum, den ich von uns hatte, war schön.

Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, das da eine Verbindung ist, eine Verbindung zwischen uns, die stärker ist, tiefer geht, als alles, was ich je zuvor gefühlt hatte.
Und das Schönste daran war: Es fühlte sich an, als würde es dir genauso gehen. Ich dachte wirklich, du könntest es auch fühlen – diese Verbindung, dieses Mehr. Dieses Etwas, das wohl immer nur ein Etwas bleiben wird. Eine verstrichene Möglichkeit, eine verpasste Chance. Ein Traum, der wie eine Seifenblase platzte. Einfach so.

Nein, nicht einfach so. Du warst das. Du hast es beendet.
Ich kenne deine Gründe nicht und ich werde sie wohl nie erfahren. Das macht mich verrückt, ja. Ich wüsste so gerne das Warum. Ich wüsste so gerne... Aber letztendlich würde es wohl nichts ändern, oder? Du bist gegangen und was auch immer der Grund war, du hast mich nicht weiter an dich herangelassen.

Das ist okay, weißt du. Es ist wirklich okay. Natürlich tut es verdammt weh, aber es ist okay. Es ist deine Sache.
Ich wünschte nur, dass es anders gelaufen wäre. Ich wünschte... Gott, so vieles! Ich wünschte mir so vieles und ich wünsche es mir noch immer! Es mag kaum mehr als eine träumerische Vorstellung sein, aber es war so zum Greifen nahe. Du warst so zum Greifen nahe.

Wir haben uns nie wirklich getroffen. Ich habe dich nie wirklich gesehen, dich nie wirklich berühren können. Und doch... Du warst da und da war etwas zwischen uns! All die Stunden, die wir auf Skype verbracht haben. Diese endlosen Gespräche. Und das Flirten. Wir haben geflirtet, nicht? Ich habe auf jeden Fall mit dir geflirtet.
Es hat sich so gut angefühlt, alles davon. So richtig. So real.

Wenn ich dir noch eine Sache sagen könnte, wäre es: Ich habe mich in deine Stimme verliebt.
Natürlich war es nicht bloß deine Stimme, aber das war der Anfang und es ist alles, was ich je wirklich von dir als Person hatte – deine Stimme. Und es brauchte nicht mehr, nur dich und deine Stimme, deine Worte, unsere Gespräche – mehr brauchte es nicht, um mich so unfassbar glücklich zu machen.
Mehr brauchte es nicht, um mir das Gefühl zu geben, als könnte ich tatsächlich diese Liebe haben, die ich mir wünsche.

Durch dich habe ich so vieles über mich selber gelernt, besser verstanden und endlich richtig akzeptiert.
Ja, ich stehe auch auf Frauen und zwar so viel mehr, als ich bis dahin realisiert hatte! Ja, es kann tatsächlich eine Person dort draußen geben, die mich genauso sehr mag wie ich sie! Ja, ich liebe es, andere zum Lachen zu bringen! (Dein Lachen war so schön.) Ja, ich kann mich wirklich richtig verliebt fühlen! Ja, ich kann flirten!

Ja, ich wollte mit dir zusammen sein. Ich wollte das wirklich. Ich wollte so vieles. Wollte ich zu viel? War es das? Ich wollte definitiv nie, dass es dir zu viel wird. Ich wollte nie, dass... dass es endet. Aber es endete. Es war zu schön. Viel zu schön, um wirklich mehr sein zu können.
Zumindest denke ich das jetzt. Deine Sicht, deine Sicht kenne ich nicht. Da bin nur ich. Aber wie schon geschrieben, das ist okay. Wir hatten etwas. Wir hatten drei Monate. Wir hatten Yuri on Ice. Ich hatte deine Stimme, dein Lachen. Ich hatte diesen wunderschönen Traum, dieses wunderschöne Gefühl.

Danke! Verdammt, danke dafür!
Du hast meine Augen geöffnet, obwohl ich dachte, sie wären längst offen. Danke.
Ich hoffe, du hast auch irgendetwas mitgenommen, nicht nur Schmerz und ein schlechtes Gewissen, ein schweres Herz. Ich hoffe, ich konnte dir etwas vorher nicht dagewesenes geben, so wie du mir. Ich hoffe, dir geht es gut und dass du glücklich bist, bleibst, wirst.

Ich für meinen Teil werde mich an diese drei Monate erinnern und sie in meinem Herzen bewahren, denn auch wenn du es gebrochen hast, so hast du es ebenfalls mit viel mehr Leben erfüllt, als ich es bis dahin kannte.

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