Freitag, 9. Juni 2017

TV Show: 13 Reasons Why (Tote Mädchen lügen nicht)

Dear TV Shows.



Wenn alle was gucken, muss ich das natürlich auch gucken. Ne, das war eigentlich nicht unbedingt meine Motivation, mir diese Serie anzuschauen, auch wenn ich nicht drumherum kam, viel darüber zu hören und sonst vielleicht auch nicht auf die Serie aufmerksam geworden wäre. Aber es hat mich auch so irgendwann sehr interessiert, besonders auch weil es ja viel Diskussion darum gab und gibt. Also habe ich sie mir angesehen und hier gibt es jetzt mal meine Worte dazu.

Genre: Drama, Mystery
Länge: 13 Episoden je 60 Minuten (1. Staffel), 2. Staffel in Planung
Jahr: 2017
Kurzbeschreibung: Follows teenager Clay Jensen, in his quest to uncover the story behind his classmate and crush, Hannah, and her decision to end her life.

Story (und so): Das ist mal eine Kurzbeschreibung nach meinem Geschmack, auch wenn ich diese Kommentare zu Kurzbeschreibung ja eigentlich nicht mehr mache, aber das musste jetzt sein. Diese Kurzbeschreibung verrät nämlich wirklich nur den Rahmen der Geschichten und genau das sollten Kurzbeschreibung meiner Meinung nach tun. Wobei ich glaube, dass eigentlich so gut wie jeder weiß, was so der Grundrahmen dieser Serie ist.
Noch ein paar kleine Informationen – ich habe das Buch noch nicht gelesen, werde das aber noch tun, habe es mir bereits gekauft und ich habe die Serie auf Englisch geschaut.
Jetzt zur eigentlichen Story, ich schreibe hier unter ''Story'' ja immer so ziemlich alles allgemeine zu der Serie, insbesondere zur Story.
Das Grundkonzept, die ganze Idee mit den 13 Tapes, die jedes für sich einen Grund beziehungsweise eine Person nennen, als Abschiedsbrief und Erklärung für den Selbstmord finde ich wirklich sehr interessant und auch die Umsetzung an sich – dass jede Folge quasi ein Tape, einen Grund behandelt – finde ich gut gemacht. Es sorgt dafür, dass es spannend bleibt und hält das Gefühl, dass es noch mehr zu erzählen gibt, die ganze Zeit aufrecht. Dafür sorgt auch Clays Rolle in der ganzen Geschichte, auf dessen Tape man die ganze Zeit wartet, während seine Beziehung zu Hannah Stück für Stück deutlicher wird und auch die anderen Folgen mit einfließt.
Auch die Art wie die Charaktere gehandhabt und dargestellt werden, hat wirklich was und wirkt tatsächlich sehr fair und realistisch, zumindest meinem Gefühl nach. Welche Schuld sie tragen, wird bei jedem deutlich, aber ebenso ihre Menschlichkeit und ansatzweise ihre Lebenssituationen an sich, aber dazu schreibe ich gleich noch mehr unter ''Charaktere''.
Was Hannahs Darstellung betrifft... Ich muss sagen, dass ich sehr lange hin und her gerissen war, was sie als Charakter betrifft. Ich mag es, wie sie aus Clays Sicht dargestellt wird und an sich wirkt sie wie eine sympathische Person, aber da ist auch eine gewisse Art an ihrer Erzählweise, die... sie ein bisschen wie eine Zicke wirken lässt, vor allem an Anfang. Ganz am Ende hebt sich das fast vollkommen auf und ich habe mir auch zu Anfang schon oft gedacht, dass es bei der Serie sehr auf das Gesamtbild ankommt und es schwer ist, die Serie und Hannah nur nach einer oder ein paar Folgen zu beurteilen, dafür ist wirklich die ganze Serie nötig, da man vieles sonst einfach nicht verstehen und nachvollziehen kann.
Was Clay betrifft... Er ist schon ein bisschen ein eher nichtssagender Charakter, aber es ist gut gemacht, wie das Ganze ihn beeinflusst und mitnimmt, was es mit ihm macht und wie er mit der Lage und den Tapes umgeht. Ich denke auch, dass es eine ganz sinnvolle Entscheidung war, ihn die Tapes nach und nach anhören zu lassen, rein für den Zweck der Serie, wobei das sicher auch anders funktioniert hätte. (Ich weiß, dass er im Buch die Tapes gleich zu Anfang komplett hört und Cappuccino trinkt. Random Erinnerungen einer Freundin von mir. xD)
Aber wie viel Sinn es für das Storytelling und das Tempo der Serie machen mag und wie gut es auch in Clays Charakter eingearbeitet ist und auch in der Hinsicht nicht ganz sinnfrei wirkt, ist es doch etwas unlogisch. Denn auch wenn es Clay selbstverständlich sehr mitnimmt, benachteiligt es ihn, nicht alles gleich zu Anfang zu wissen und es beeinflusst dadurch seine Handlungen, Gedanken und Gefühle auf eine bestimmte Weise, die anders gewesen wären, wenn er sich gleich alles angehört hätte. Rein logisch würde es mehr Sinn machen, dass er gleich alles anhört und damit dann genauso viel weiß, wie die anderen Charaktere. In der Serie wird es nämlich auch sehr zum Thema und zum Teil von Clays Charakter, dass er ständig danach fragt, was denn noch alles passiert ist, anstatt sich einfach alle Bände anzuhören.
Na ja, ich glaube, wie sinnvolle diese Änderung nun genau ist, lässt sich viel drüber diskutieren und ich werde das bestimmt nochmal aufnehmen, wenn ich das Buch gelesen habe, da ich es dann auch nochmal anders werde beurteilen können.
Umgang mit dem Thema Depression und Selbstmord: Wie mit dem Thema Depression und Selbstmord allgemein in der Serie umgegangen wird beziehungsweise insgesamt mit schwierigeren Themen, ist ja so eine Sache – die Sache, die für die ganzen Diskussionen gesorgt hat. Was auch immer das Ziel, die Aussage der Geschichte genau sein soll, es ist und bleibt eine Geschichte und eine Geschichte kann vieles darstellen, ausdrücken und als Botschaft übermitteln wollen, aber es ist und bleibt eine Geschichte, die keinerlei Anspruch darauf erheben kann, als irgendeine Art von Musterbeispiel zu funktionieren oder irgendwelche Anleitungen bieten zu wollen, wie genau denn mit sowas umgegangen werden soll.
In erster Linie zeigt die Serie sehr deutlich, was eben nicht richtig ist und was für extreme Auswirkungen scheinbar ''banale'' Ereignisse, Worte und so weiter schon haben können. Dabei geht es aber auch nicht darum, dass jede kleinste Kleinigkeit gleich zu riesigen Katastrophen führt, aber eben das, was Clay ziemlich am Ende gesagt hat: „Etwas muss sich ändern.“ Etwas an der Art, wie wir Menschen, insbesondere Teenager, miteinander umgehen. Das ist es, was ich als Botschaft der Serie, der Geschichte bezeichnen würde.
Es geht darum, aufmerksamer zu sein, mehr auf einander acht zu geben, über die eigenen Handlungen und deren Auswirkungen bewusster nachzudenken. Nicht nur in Beziehung auf Depression, sondern schlicht was den Umgang mit anderen Menschen insgesamt betrifft, damit das, was Hannah passiert ist, nicht passieren muss.
Wie viel Schuld die einzelnen Charaktere nun tragen, ist wiederum eine andere Frage und ebenso in welcher Weise Hannahs Tapes gerechtfertigt sind, wenn ich das mal so formulieren darf. Ich will damit auf keinen Fall in irgendeiner Weise beschönigen, was ihr alles widerfahren ist oder irgendwelche Charaktere in Schutz nehmen. Ich denke bloß, dass es eine sehr schwierige Sache ist, zu sagen, inwieweit diese Bürde, die Hannahs Tod für die Charaktere mit sich bringt, getragen werden kann und auf welche Weise das passieren sollte. Wobei dem wiederum entgegen gehalten werden kann, dass Hannah den anderen Charakteren schlicht die Augen öffnet, für das, was sie ihr angetan haben, was sie durch sie fühlen musste. Außerdem ist es ihre Sicht der Dinge, es gibt immer andere Blickwinkel, was die Serie aber auch recht gut darstellt, würde ich sagen.

Charaktere: Geschichten leben von und durch ihre Charaktere und 13 reasons why ist da definitiv keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Die Serie erzählt durch Hannahs Tapes ihre Begegnungen mit den anderen Charakteren und welche Rolle sie in ihrem Leben gespielt haben, was eine echt coole Art ist, einzelne Aspekte dieser Charaktere kennenzulernen.
Was mich nach einer Weile etwas gestört hat, ist, dass ich mich gefragt habe: Was ist Hannah eigentlich nicht passiert!? Das mag schlicht daran liegen, wie die Geschichte eben aufgebaut ist oder auch daran, dass meine Schulzeit schlicht sehr unereignisreich war, rückblickend zumindest. Na ja gut, es ist und bleibt eben eine Geschichte und ganz am Ende wird auch klar, wie sich alles quasi zusammenfügt, aufeinander aufbaut und letztendlich schlicht zu viel für Hannah ist.
Was ich sehr schön finde und was, denke ich, auch die Serie ausmachen und vom Buch unterscheiden wird, ist die Tiefe und die Einblicke direkt in die anderen Charaktere und deren Leben. Davon lebt die Serie wirklich an sehr vielen Stellen und es unterstützt sehr dieses Element der anderen Blickwinkel, denn Hannahs Geschichte kann eben nur ihre Geschichte sein, ihre Sicht der Dinge, nicht mehr und nicht weniger.
Ich finde es auch echt cool, dass die Charaktere tatsächlich nicht vollständig diese Rolle der Bösen einnehmen, die sie ja eigentlich eben irgendwo sind. Sie sind trotzdem noch auch Menschen, die mit ihren ganz eigenen Dämonen zu kämpfen haben, ihre eigenen Probleme bewältigen müssen. Das macht die Serie eigentlich ganz schön deutlich.
Ich mag es auch irgendwie wie die Charaktere zusammen funktionieren und was für eine ungleiche Gruppe dadurch entsteht, dass sie alle durch Hannahs Tapes miteinander verbunden sind und diese Erfahrung und diese Schuld teilen. Zum Teil frage ich mich sogar, ob nicht das vielleicht irgendwo Teil von Hannahs Ziel sozusagen mit diesen Tapes war – nicht nur all die Charaktere darauf aufmerksam zu machen, was sie getan, was sie ausgelöst haben, sondern auch sie zusammenzuführen, um eben nicht alleine damit zu sein, wie sie mit vielem alleine war. Na ja, vielleicht ist das auch eher meine träumerische Vorstellung.
Aber letztendlich geht es eben darum, besser aufeinander aufzupassen und über seine Taten nachzudenken. Womit ich absolut nicht sagen will, dass die Charaktere das unbedingt gut hinbekommen, aber das ist etwas, wofür man sich selbst die Serie ansehen sollte.


Fazit: 13 reasons why ist eine über 13 Tapes interessant erzählte Geschichte, die mit den Charakteren und ihrer Darstellung nicht nur Hannahs Sicht zeigt, sondern auch alles andere, was noch mit in das Leben der anderen Charaktere hineinspielt. Es ist keine Anleitung dazu, wie mit Depression umgegangen werden soll, sondern es soll aufmerksamer machen, damit jeder Mensch sich bewusster wird, was für Auswirkungen seine Taten haben könnte.
Nichtsdestotrotz ist es eben eine Geschichte, die hier und da so ihren Schwächen hat, da das Storytelling sich darauf stützt, dass Clay die Tapes nach und nach hört, was nicht unbedingt so viel Sinn macht und in der Buchvorlage auch anders ist. Auch darüber wie Hannah zu Anfang rüberkommt, lässt sich streiten. Aber das sind eher Feinheiten, die sich im Großen und Ganzen recht gut in die Geschichte einfügen und besonders das nach und nach Hören der Tapes hält die Spannung aufrecht.
Wer Lust auf eine Highschool Geschichte mit gut erzähltem Drama und schwierigen Themen und interessanten Charakteren hat, kann sich die Serie gut anschauen, auch, aber nicht nur für die Message, die dahintersteht.

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