Dienstag, 24. Mai 2016

Words: Tagebuch-schreiben-Dings

Dear Words.

Seit über einem Monat inzwischen schreibe ich wieder Tagebuch. Ich glaube, selber wäre ich nie auf diese Idee gekommen, obwohl ich als Kind hin und wieder Tagebuch geschrieben habe und es auch später noch ein paar Mal versucht habe und dann habe ich mal versucht, mein Leben und meine Ansichten in irgendeiner lustigen Form niederzuschreiben, aber ich hab alles mehr oder weniger schnell wieder aufgegeben und danach auch nicht mehr ganz so viel dran gedacht.

Dann hat mir meine Freundin von diesem einen Seminar an der Uni erzählt, bei dem es um das Schreiben von Tagebüchern geht – um die veröffentlichten Tagebücher einiger Personen, um die verschiedenen Formen von Tagebüchern und so weiter und so fort.
Und woah, bin ich froh, mit ihr dorthin gegangen zu sein und nach wie vor hinzugehen.

Allein schon die Tatsache, dass es von einem Lektor geleitet wird und in einem Verlag stattfindet, sagt schon alles. Zusätzlich ist der Lektor unheimlich nett und offen und wir sind eine kleine, süße Runde und reden die ganze Zeit übers Schreiben und ach, einfach wundervoll.

Wir haben tatsächlich die Aufgabe, selbst Tagebuch zu führen, was uns am Ende des Seminars auch diese Art Schein einbringen kann (auch wenn ich bei diesem Seminar momentan wirklich nicht weiß, für was genau von den Studien-Sachen, die ich tun muss, ich diesen Schein dann bekomme). Also, ja, deswegen schreibe ich wieder Tagebuch, was ich relativ gut hinbekomme und auch ziemlich cool ist. Ich liebe es, Bilder für mein Tagebuch zu machen und auch einfach rückblickend zu sehen, was passiert ist, Erinnerungen festzuhalten und zu sammeln, ein Erinnerungsbuch.

Gestern war es dann soweit, dass jeder einen Part zum Vorlesen und Kopieren in der Runde mitbringen sollte und ahhhhhhhhhhh!
Das hat mich echt nervös gemacht. Ich habe auch das Raussuchen des Teils, den ich vorlesen möchte, ewig aufgeschoben und es eine Stunde, bevor ich zu dem Seminar losgefahren bin, gemacht.
Und dann war der erste Text, der vorgelesen wurde, so unheimlich toll und ich sollte natürlich gleich danach und wollte zuerst nicht wirklich...

Wie überrascht und erleichtert ich war, als ich fertig war und mein Tagebuchausschnitt tatsächlich gut angekommen ist.
Mit Fanfiktions ist es eine Sache, mit eigenen Geschichten nochmal eine andere, mit Blogposts ebenso und auch mit meinem Gefasel in Youtube Videos – doch Tagebuch, diese persönlichen, vor dem Bett gehen quasi ungefiltert geschriebenen Gedanken ohne irgendeinen konkreten Hintergrund und wie trivial und unbedeutend und stumpf formuliert sie mir selbst vorkamen, dafür dann Komplimente zu bekommen, das ist echt ein unglaubliches Gefühl.

Ich kann es jetzt immer noch nicht glauben und denke die ganze Zeit, dass die Leute nur nett sein wollten.
Mit der Zeit habe ich mir aus irgendeinem Grund angewöhnt, mein Geschriebenes ziemlich runterzuspielen. Ich gebe mir so gut wie immer große Mühe und mir bedeutet mein Geschreibsel sehr viel, es macht so viel von mir selbst aus und verdammt, ich bin sehr sehr stolz auf all den Kram, den ich schon geschrieben habe und wo mich das alles persönlich hingebracht hat und ich freue mich jedes Mal riesig, wenn ich andere Menschen mit meinen Worten berühren kann und sie damit glücklich machen kann.
Aber ich habe kein überragendes Talent. Ich habe zur Zeit ja nicht einmal wirklich Disziplin. Ich schreibe momentan kaum! Oder zumindest fühlt es sich so für mich an.

Vor allem hat es mich echt geflasht, das genau das, was mich etwas gestört hat an meinem Tagebuch-Zeug, das war, was der Lektor als gut empfinden hat – die Tatsache, dass ich sehr unkonkret geblieben bin und nicht direkt benannt habe, worüber genau ich eigentlich geschrieben habe, worum es eigentlich ging.
Das ist irgendwie eine Angewohnheit. Ich tue das auch sehr oft in meinen Blogposts, wenn ich so vor mir hin philosophiere. Es ist ein gewisser Selbstschutz und manchmal auch der Schutz anderer Personen und ich denke, zumindest beim Schreiben solcher Blogposts, oft an die Leute, die es lesen werden und möchte, dass sie sich damit genauso identifizieren können und es nicht nur auf mich persönlich und meine Situation bezogen ist.

Die andere Sache war, dass mir durch dieses Besprechen meines Tagebuchausschnitts und diese Sichtweise anderer Menschen darauf, Dinge klar geworden sind, die ich vorher gar nicht gesehen und nicht wahrgenommen habe.
Dieses Unkonkretsein, was ja doch eigentlich durchaus seine Berechtigung hat, wo ich zuvor aber dachte, es könnte etwas sehr negatives sein, ist nur eines davon.
Mir ist zum Beispiel auch aufgefallen, dass die vier Tage, deren Einträge ich vorgelesen habe, doch irgendwie ein gemeinsames Thema hatten, sogar sehr deutlich erkennbar, was mir selber vorher gar nicht klar war. Jetzt weiß ich, dass es etwas ist, worüber ich wirklich oft nachdenke und das mich viel beschäftigt und das war wie eine Art Erkenntnis. Es beruhigt mich auf gewisse Weise, gibt mir das Gefühl, als könne ich jetzt klarer sehen.

Zuletzt war da noch etwas, das mich wirklich berührt.
Das Mädchen, das ihren Text zuerst vorgelesen hatte, von dem ich so beeindruckt war, dass ich selbst eigentlich nicht gleich danach lesen wollte, meinte, dass mein Text sie sehr beruhigt und motiviert hat, weil ich viel davon geschrieben hatte, einfach mit Dingen anzufangen und dass es nicht darum geht, Dinge zu tun, sondern dass das Beste zu geben, genug ist. Sie hat gesagt, dass sie es sich anschauen und nochmal lesen würde, wenn es ihr schlecht geht und sie sich dadurch besser fühlen würde.

Sicherlich kann das auch nur so daher gesagt sein, aber wie auch mit diesen Komplimenten in Bezug auf meinen Text, sind es schon Leute, die sich in gewisser Weise auskennen, die selber schreiben und viel lesen und na ja, der eine ist eben sogar ein Lektor. Und ich glaube nicht, dass diese Leute lügen und einem bloß schmeicheln würden. Das kann ich mir nicht richtig vorstellen.

Diese Art von Feedback ist wirklich faszinierend. Ich hatte so etwas noch nie. Klar habe ich mich mit einigen Schreibfreunden ausgetauscht und Feedback von Freunden bekommen, Leute über meine Geschichten kennengelernt und all sowas, aber ich habe mich nie mit anderen, vor allem fremden und auch ''erfahrenen'' Leuten hingesetzt und in dieser Form übers Schreiben und über unsere Texte geredet.
Es war auch total spannend, wie die anderen Tagebuchausschnitte aussahen und wie unterschiedlich sie alle waren und was für Dinge diese anderen Leute erleben und wie sie damit umgehen und es verarbeiten. So viel Inspiration. Und auch so viel Erleichterung, wenn dann gemeinsam über alles gesprochen wird und ach, wirklich schön.

Leider ist dieses Semester ja so kurz und es sind nur noch vier Treffen. :/
Aber ich werde auf jeden Fall eine ganze Menge aus diesem Seminar mitnehmen, habe ich jetzt schon!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen