Dienstag, 10. Juni 2014

Buch: Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green

Dear Books.



Warnung: Spoiler enthalten.

Minuten nach dem Ende des Buchs lag ich bloß da, zusammengerollt auf meinem Bett und erinnerte mich daran, wie es ist zu atmen, einfach nur zu atmen und wie lebendig man sich allein dadurch fühlt.
Es macht mich fast traurig, dass ich dieses Buch nicht vorher gelesen habe, denn dann hätte ich es jetzt – wo der Film kommt – zum zweiten Mal gelesen und das werde ich irgendwann machen, das Buch noch einmal lesen, denn das ist es definitiv wert, mehr noch. Es verlangt geradezu danach. Ich habe nämlich das Gefühl, dass einem dieses Buch sehr viel beibringen kann.
Ohne jemanden beleidigen zu wollen, denke ich, dass viele das Buch nicht verstehen, zumindest nicht vollkommen. Auch ich habe es nicht vollkommen verstanden und vielleicht ist es auch Interpretationssache, wie man das Buch versteht. Vielleicht reicht es für einige das Buch bloß zu genießen. Vielleicht ist das auch der ganze Sinn dahinter, denn Bücher sind schließlich da, um genossen zu werden. Doch ich habe einfach das Gefühl, es den Figuren schuldig zu sein, in ihrer Geschichte mehr zu sehen, als bloß eine Geschichte.

Ich will jetzt nicht über Krebs schreiben oder über den Tod oder darüber wie wunderbar die Figuren gestaltet sind. Im Grunde habe ich von keiner dieser Sachen wirklich eine Ahnung, außer vielleicht von Letzterem, aber auch das nur auf Anfängerniveau. Ich dachte immer, mit 18 Jahren hätte man von vielem eine Ahnung, aber im Endeffekt hat man das wohl nie.
Was ich weiß ist, dass ''Das Schicksal ist ein mieser Verräter'' in mir das Bedürfnis weckt, mich wieder lebendiger zu fühlen. Ich habe von meiner eigenen Realität und der wirklichen Realität geschrieben und dass mir meine eigene lieber ist, aber hin und wieder muss man fühlen, dass man lebendig ist und sich daran erinnern, wie es ist zu atmen.
Ich weiß nicht, ob das nur ein momentanes Gefühl ist – sich lebendig fühlen zu wollen. Ich weiß nicht, ob ich sagen kann, dass das Buch mich verändert hat, denn es ist erst eine Stunde her, dass ich es zu Ende gelesen habe. Aber Jetzt und Hier fühlt es sich an, als hätte dieses Buch eine sehr große Bedeutung.
Es ist kein Krebsbuch, auch wenn es das gleichzeitig doch ist. Viel mehr aber geht es um Liebe und kurze, lange Ewigkeiten, um das Gefühl, dass etwas ewig dauert und doch zu kurz ist, denn so sind Bücher und so ist das Leben: Alles dauert ewig und ist doch zu kurz.

Jetzt muss ich doch über die Figuren schreiben. Augustus und Hazel sind so tiefgründig und so einfach gestrickt, dass es auf eine Weise zusammenpasst, wie es nur der Fall ist, wenn etwas wirklich zusammenpasst. Das bezieht sich sowohl auf Augustus und Hazel für sich, als auch auf ihre Beziehung zueinander.
Der Humor ist unglaublich, ein Balanceakt zwischen Galgenhumor und Sarkasmus. Es lässt einen Grinsen und Auflachen, zum Ende hin mit Tränen in den Augen.
Es ist von Anfang an klar, dass die Liebe der Zwei nicht ewig halten wird und ich wusste durch meine beste Freundin, die mir Spoiler sehr übel nimmt, mich aber bei jeder Gelegenheit zuspoilert, dass Augustus stirbt, dennoch muss man am Ende weinen oder auch gerade deshalb.
Dabei schafft es das Buch, oder vielleicht auch eher John Green, irgendwie, dass Augustus' Tod einem zwar unfair erscheint, es aber der Lauf der Dinge ist. Das ist das Leben und das ist der Tod.

Ich mache um das Thema Tod und Krankheit und das ganze Zeug einen so großen Bogen, dass es gut und gerne Verdrängung und Furcht genannt werden kann, was in meinem Alter wahrscheinlich normal ist.
Hazel und Augustus können keinen Bogen darum machen, sie stecken mittendrin und schaffen es trotz allem zu leben und zwar richtig zu leben, mit Liebe und Videospielen und allem drum und dran. Und wenn das nicht stark ist, als was sie sich selbst nicht unbedingt bezeichnen würden, ist es auf jeden Fall bemerkenswert.
Es zeigt, dass das Leben schön ist, egal von welchem Standpunkt man es betrachtet und es zeigt, dass es gleichzeitig, noch in der selben Sekunde, immer etwas Schreckliches hat.

Es erscheint mir zu simpel, davon zu sprechen, dass das Buch einen etwas lehrt, denn das tut es nicht, auch wenn es das gleichzeitig doch tut.
Im Grunde ist es einfach ein wunderschönes Buch, das einen berührt, das einen mitfühlen lässt, einem ein kleines bisschen ein Verständnis für Tod und Krankheit gibt. In ''Das Schicksal ist ein mieser Verräter'' sind Wahrheiten zu finden, die einem selbst immer nur oberflächlich bewusst waren und das werden sie wohl auch bleiben, trotzdem hat man das Gefühl, ein bisschen mehr getan zu haben, als bloß an der Oberfläche gekratzt zu haben.
Für mich – jemand, der viel nachdenkt – ist es dennoch nicht genug, das an der Oberfläche kratzen. Es ist nicht genug, nach dem ersten Lesen. Es wird vielleicht nie genug sein, weil man nie auslernt. Es ist schwer, in unserer oberflächlichen Welt unter die Oberfläche von etwas zu gelangen. Wir erfassen immer nur Bruchstücke und können kaum das große Ganze sehen.
Doch vielleicht werden sich irgendwann diese Bruchstücke zu dem großen Ganzen zusammensetzen. Je älter man wird, je mehr Erfahrung man sammelt, je vollständiger wird das Bild.
Ich würde gerne herausfinden, wie dieses Bild aussieht, wie es für mich aussieht, was im übertragenen Sinne bedeutet, dass ich noch nicht sterben will. Natürlich will ich mit 18 Jahren noch nicht sterben.
Ich will noch lange leben, ''Das Schicksal ist ein mieser Verräter'' noch oft lesen, noch viele andere Bücher von John Green und anderen Autoren lesen und noch viel lernen. Und ich bin sehr glücklich, dass ich dazu die Gelegenheit haben werde.

2 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht, ob ich eine von denen bin, die das Buch "nicht verstanden" haben, aber wenn ich ehrlich bin habe ich nur eine Sache durch das Buch gelernt: Hazel und Augustus sind arrogant. Es kann auch sein, dass ich damit falsch liegen sollte, aber ich mag von beiden den Charakter nicht - ebenso wenig den Humor.
    Ich kenne das Gefühl nicht, wie es ist, zu wissen, dass man sterben wird, also glaube ich auch nicht, dass ich dazu berechtigt bin über die beiden zu urteilen, doch ich tu's.
    Auch wenn ich nicht sagen kann, dass mich Augusts Schicksal nicht berührt hat, vorallem das mit seiner toten Ex, aber es erreicht mich einfach nicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich zuerst den Film gesehen habe und dann das Buch gelesen habe oder weil es das Lieblingsbuch & der -film einer Klassenkameradin ist und sie mich mit ihrer Liebe dazu nervt. Es kann aber auch am Schreibstil liegen. Ich bin nicht der Fan von Chat-Unterhaltungen, wie Herr Green es gerne nutz oder seiner Einfachheit der Sätze. Es mag vielleicht zur Situation passen, aber die Gedanken waren trotz allem zu flach - nur ein Mal gingen sie in die Tiefe: nachdem Gus starb und Hazel an seiner Pinnwand las, das jemand schrieb, er würde sicher im Himmel weiter Basketball spielen. Ihre Fantasien, wie "Der gute Gus" darauf antworten würde hat mir den Rest gegeben - ab da hab ich die beiden komplett fallen gefallen und wollte nicht mehr weiterlesen (hab es aber doch getan).
    Und ganz ehrlich? Ich habe beim Lesen nicht geweint, weder als Hazel erfuhr dass Augustus Walters wieder Krebs hat, noch bei Gus' Geschichte oder Gus' Abschiedsbrief. Und das (mit Ausnahme der Vorgeschichte, da diese im Film nicht erwähnt wurde) hat mich im Kino zu Tränen gerührt.
    Ich habe das Buch nur einmal gelesen und habe nicht vor, es wieder zu tun.

    Liebe Grüße
    Luissiana

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    1. Hey :)
      erstmal danke für das Kommi :)
      Zunächst einmal denke ich, dass jeder Mensch die Welt und alles, was er erlebt, sieht, liest auf eine andere Weise wahrnimmt und diese Wahrnehmung ändert sich auch mit der Zeit, weil man selbst sich ändern. Kann sein, dass ich, wenn ich das Buch jetzt nochmal lesen würde, eine ganz andere Meinung darüber habe und könnte sein, dass du eine andere hast, wenn deine Klassenkameradin nicht so von dem Buch besessen wäre.
      Ganz ehrlich, das Buch ist schon wieder so halb aus meinem Kopf verschwunden ;D Was ich mitgenommen oder zumindest hoffe mitgenommen zu haben, is tdas Gefühl, das es mir gegeben hat und ja, das habe ich ja hier in diesem Blogpost beschrieben^^
      Vielleicht ging/geht es mir gar nicht um die Charaktere, den Schreibstil, sondern einfach um das, was ich dahinter gesehen habe, was ich dahinter gefühlt habe und das ist eben bei jedem Menschen etwas anderes.
      Es gibt auch vieles, was mich nicht so sehr erreicht hat, wie es andere erreicht hat und wo ich mich auch drüber wundere, aber wie geschrieben, jeder ist halt anders und wenn es dicht nicht so berührt, wie es mich berührt hat, heißt das einfach, dass wir verschieden sind und wären wir nicht verschieden, wär's langweilig ;D
      So, ähm, jetzt finde ich keine Abschlussworte xD
      Ähm... ich finde wirklich keine o.o
      Na, wir schreiben uns sonst auf Twitter ;D
      LG zurück :*

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