Freitag, 1. Mai 2015

Buch: Die Auswahl von Ally Condie

Dear Books.




Ich glaube, ich habe schon lange nicht mehr ein Buch so schnell durchgelesen. Immer wieder ein tolles Gefühl, so gefesselt von der Handlung und den Charakteren und überhaupt allem zu sein. <3

Kurzbeschreibung:
Für die 17-jährige Cassia ist es der wichtigste Tag ihres Lebens: Heute erfährt sie, wen sie mit 21 heiraten wird – wen das System für sie ausgewählt hat. Es könnte jeder Junge aus Oria sein, doch zur großen Überraschung aller wird ihr bester Freund Xander als ihr Partner bekanntgegeben.
Als Cassia sich später auf dem feierlich überreichten Mikrochip Informationen über Xander ansehen will, passiert etwas schier Unmögliches: Es erscheint das Gesicht eines anderen Jungen – das von Ky. Cassia ist schockiert und verängstigt. Das System macht keine Fehler! Und tatsächlich wird ihr von offizieller Seite versichert, dass es sich um ein einmaliges Versehen handelt. Aber Cassia geht Kys Anblick nicht mehr aus dem Kopf. Gibt es doch die Möglichkeit zu wählen?
(Quelle)

Story und Erzählweise:
Allein der Ansatz der Geschichte, die Idee ist schon fantastisch. Diese ganzen Gesellschafts-Jugendbücher faszinieren mich ja sowieso. Es ist einfach im Moment total im Trend und ich mag es sowieso, mich mit gesellschaftlichen Fragen und verschiedenen Gesellschaftsmodellen auseinander zu setzen, natürlich am liebsten in Buchform.
Mit ''The Hunger Games'' oder ''Divergent'' ist ''Die Auswahl'' aber nicht zu vergleichen, würde ich sagen. Es baut zwar auch darauf auf, dass es eine bestimmte Gesellschaftsform gibt und diese dann in Frage gestellt wird, aber bei ''Die Auswahl'' steht die Liebesgeschichte schon ziemlich im Mittelpunkt, was bei den anderen beiden Buchreihen nicht der Fall ist.
Demnach würde ich auch nicht sagen, dass es Leuten, denen ''The Hunger Games'' oder ''Divergent'' gefallen hat, auch dieses Buch gefallen würde. Es ist tatsächlich mehr eine Liebesgeschichte.
Und zu dem ist es noch nicht einmal eine Liebesgeschichte, in der sonderlich viel passiert. Es passieren schon Dinge, auch wichtige Dinge, aber es sind kleine Sachen, kleine Ereignisse.
Das Buch erzählt aus Cassias Sicht, wie sie sich in Ky verliebt, obwohl sie es nicht sollte. Es erzählt, wie sie anfängt dadurch und durch ein paar andere Umstände, das System ihrer Gesellschaft in Frage zu stellen.
Es ist ein ruhiges Buch, bei dem es viel um Gedanken und Gefühle geht. Es gibt auch ein paar actionreichere Szenen, die trotzdem nicht als Action zu verstehen sind, aber sie wirken heftig, weil das Meiste andere so ruhig ist. Und es ist gerade diese Ruhe, die dieses Buch so spannend für mich gemacht hat. Ich wollte nicht mehr aufhören zu lesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was aus den Beiden wird, wie sich Cassia weiterentwickelt, wer genau Ky eigentlich ist.
Ich konnte wunderbar in das Buch und Cassias Gefühls- und Gedankenwelt eintauchen. Das war toll.
Schreibweise:
Neben der ruhigen Erzählweise hat die Autorin auch einen sehr klaren Schreibstil. Sie redet nicht viel um die Dinge herum, schmückt meist nicht viel aus. Und wenn sie etwas ausschmückt, dann auf solch eine schöne Weise, dass man dasitzt und die Worte gleich nochmal liest, weil sie so schön klingen.
Klar, ich habe das Buch jetzt auf Deutsch gelesen und im englischen Original ist es bestimmt noch schöner, aber es spricht auf jeden Fall auch für das Buch und die Übersetzer, dass es mir im Deutschen so gut gefallen hat.
Über viele Worte und Gedanken von Cassia muss man genauer nachdenken und auch das gelingt dank der Schreibweise wunderbar.

Charaktere:
Weibliche Protagonisten haben es bei mir etwas schwer. Cassia hat es aber geschafft, dass ich sie mag. Ich würde nicht einmal behaupten, dass sie am Anfang naiv war. Sie hat in dieser Gesellschaft gelebt und kannte nichts anderes. Sie war eine vorbildliche Bürgerin und hatte Angst, Fehler, die die Gesellschaft stören würden, zu machen. Sie mochte die Gesellschaft auf eine gewisse Art sogar. Aber mir kommt es so vor, als hätte sie doch schon lange gewusst, dass die Perfektion der Gesellschaft, in der sie lebt, eigentlich nur Schein ist. Tief in sich hat sie es gewusst und das merkt man beim Lesen, finde ich.
Alles, was sie gebraucht hat, ist ein Auslöser, wodurch sie diesen Schleier hinunter reißt und genau davon erzählt das Buch.
Ky ist ein ebenso toller Charakter, den ich sofort mochte. Er ist ein ziemlicher Einzelgänger, der sich sehr gut anzupassen weiß. Er ist unheimlich schlau und sehnt sich nach Freiheit. Er ist ein Realist und dennoch verbirgt sich hinter seiner Fassade ein Träumer, der trotz allem die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat.
Hach, ich glaube, mehr brauche ich gar nicht zu Ky sagen. <3
Während Cassia ihn kennenlernt, verliert er auch für den Leser immer mehr an Unnahbarkeit. Ich liebe es, so mit der Protagonistin mitzuleben.

Tiefere Bedeutung:
Wenn einem praktisch jede Entscheidung abgenommen wird, wäre das sehr einfach. Man bräuchte sich darüber keine Gedanken mehr zu machen, könnte sich auf das Wesentliche konzentrieren. Aber was ist das Wesentliche, wenn man keine eigenen Entscheidungen mehr treffen muss?
Ich würde mich gefangen fühlen, denn ich Liebe die Vorstellung von diesem Meer an Möglichkeiten, das man hat. Der Gedanke, das theoretisch alles möglich ist.
Solch eine Gesellschaft, wie die in der Cassia lebt, ist immer nur augenscheinlich perfekt, denn es gibt keine Perfektion. Alles hat Vor- und Nachteile, gute und Schattenseiten.
Das Fiese an solchen Gesellschaftsformen ist, dass sie ihre Fehler stets vor der Allgemeinheit verstecken und vertuschen. In der Hinsicht lässt sich ''Die Auswahl'' eher mit ''Divergent'' vergleichen, denn in beiden Geschichten finden die Protagonisten erst heraus, was in ihrer Gesellschaft falsch läuft, während es bei ''The Hunger Games'' Katniss von Anfang an klar ist.
Gleichzeitig zeigt ''Die Auswahl'' aber auch wie trist ein Leben ohne eigene Entscheidung, ohne eine Wahl zu haben, wäre. Es wäre furchtbar langweilig und eintönig und vorhersehbar, wodurch alles abgestumpft und erzwungen wirkt.
In ''Die Auswahl'' ist das Einzige, was nicht künstlich wirkt, die Gefühle. Das, was Cassia für ihre Freundin Em tut, was sie für Xander und ihre Familie fühlt, was ihre Eltern füreinander fühlen und natürlich die Gefühle, die sie für Ky entwickelt. Das zeigt: Auch wenn das System nicht menschlich wirkt, sind es die Menschen dennoch.
Und genau das ist der Grund, warum ein solches System nicht funktioniert. Menschen sind keine Roboter. Man kann ihr Leben nicht lenken, nicht bestimmen. Man kann es schon, aber nur bis zu einem gewissen Grad und richtig ist daran gar nichts. Das ist kein Leben.
Genau das ist es, was Cassia herausfindet und das zu lesen ist. <3
Wobei ich allerdings glaube, das Buch nochmal lesen zu müssen, um wirklich zu erkennen, ab wo und wie genau ihre Einstellung sich ändert. Das ist ein bisschen verschwommen in meinem Kopf. Aber gut, beim ersten Lesen kann man ja nicht auf alles achten.

Fazit:
Ein wirklich tolles Buch!
Für Menschen, die eher auf Action stehen, ist es sicherlich nichts, weil es eben mehr eine Liebesgeschichte ist und das, was vor allem passiert, in Cassia geschieht.
Aber wer Lust hat, diese Art von ruhiger, entstehender Rebellion zu lesen, der ist bei ''Die Auswahl'' genau richtig.

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