Es geht voran. ;D
Dies wird, wie ich das ja schon einmal hatte, die erste Kurzgeschichte von mehreren zusammenhängenden sein. Keine Ahnung, ob diese Idee außerhalb dieser Challenge irgendeine Chance hat, aber im Moment gefällt sie mir auf jeden Fall sehr gut und fügt sich wunderbar in die Challenge. :)
Wort: General
Wörter: 761
Schattenkrieg - Der General
Er saß in seinem Büro, den Drehstuhl zur Wand gedreht.
Die Wand war bedeckt mit eingerahmten Fotos, die er gedankenverloren
anstarrte. So viele Menschen, so viele Geschichten, so viele
Erinnerungen... Er starrte all die unterschiedlichen Gesichter an und
dachte daran, wie sie geredet, gelacht und geweint hatten. Er dachte
an die gemeinsamen Momente und das, was davor und danach in ihrem
Leben gewesen war oder zumindest hätte sein können. Es waren nur
Wenige dabei, die tot waren, aber es waren doch Einige.
Er stieß ein langgezogenes Seufzen aus und wandte sich
wieder seinem Schreibtisch zu, auf dem ein Brief lag. Es war nicht
besonders lang. Doch er musste auch gar nicht lang sein, der Inhalt
und vor allem die Unterschrift der Präsidentin höchstperönlich
reichten vollkommen aus, um ihn aus der Bahn zu werfen.
Vor zwei Jahrzehnten war er Mitglied einer speziellen
Sondereinheit gewesen. Mit gemischten Gefühlen dachte er an diese
Zeit zurück. Als er direkt nach der Schule zum Militär gegangen
war, hatte er noch keine Ahnung gehabt. Damals hatte er es getan,
weil das in seiner Familie so üblich war und ihm die Vorstellung
irgendwie gefallen hatte. Tatsächlich war er auch ein wirklich guter
Soldat gewesen und sehr schnell aufgestiegen, was er wohl auch mit
seinen familiären Verbindungen innerhalb des Militärs zu verdanken
hatte, obwohl das natürlich immer alle abstritten. Aber ihn hatte
das nie gestört. Er war auch nie sonderlich stolz darauf gewesen,
aber es war okay gewesen.
Es war nach wie vor okay, denn er arbeitete noch immer
fürs Militär, wenn auch inzwischen ausschließlich im Büro und er
war damit sehr zufrieden, war mit seinem Leben zufrieden. Er war
stolz auf das, was er selbst erreicht hatte und ließ sich da nicht
von anderen reinreden.
Wie er aber jetzt auf diesen Brief blickte, fühlte er
sich mit einem Mal wieder zwanzig Jahre jünger und es verursachte
ihm eine Gänsehaut, gleichzeitig setzte es seinen Körper mit einem
prickelndem Kribbeln unter Strom. Es war viel schreckliches passiert
damals, aber es war auch sehr aufregend gewesen. Es war das größte
Abenteuer seines Lebens.
Und jetzt sollte dieses Abenteuer nach zwanzig Jahren
plötzlich weitergehen.
Er wusste absolut nicht, was er damit anfangen sollte.
Es kam ihm total unwirklich vor. Vielleicht war es ein Traum.
Vielleicht war das diese Midlife Crisis, von der immer die Rede war
und er wünschte sich bloß, dass er einen solchen Brief bekommen
würde.
Aber nein, dafür fühlte es sich viel zu real an und
niemals würde er sich das wünschen, was in diesem Brief stand:
General,
ich
ersuche dich um Hilfe. Einzig du bist zu dem fähig, um das ich dich
bitten muss. Es tut mir im Herzen weh, dir diese Last auf die
Schultern zu laden, aber mir bleibt keine andere Wahl. Unser aller
Leben hängt davon ab.
Ja,
ganz richtig, General, sie sind zurück. Die Schatten sind zurück
und mit ihnen die Krankheit. Es ist furchtbar. Ich erhielt die
Nachricht erst gestern und ich schreibe dir mit der Eilpost und
benutze den Code, den wir damals entwickelt haben, denn du weißt ja,
die Geheimhaltung ist von höchster Wichtigkeit.
Um
zu meinem Anliegen zu kommen: Leite eine Sondereinheit, so wie du es
damals getan hast. Ich weiß, dass du im Herzen noch immer jung bist
und das werden auch die Tests zeigen, denen sie dich erneut
unterziehen werden. Dir werden junge Soldaten unterstellt, so wie
damals. Führe sie, General. Tue es für mich und für die gesamte
Menschheit.
In
Liebe,
Luchs
Auch ohne die Unterschrift der Präsidentin hätte er
sofort erkannt, dass der Brief von ihr kam. Doch sie hatte es
offiziell machen müssen, um die höchste Geheimhaltungsstufe fordern
zu können.
Er seufzte erneut und schloss die Augen. Er würde also
wieder in den Krieg gegen die Schatten ziehen, zusammen mit einem
Haufen Kindern. Es würde schrecklich werden und aufregend. Er freute
sich nicht, aber er war gespannt und er würde seine Pflicht
bestellen. Wenn Luchs ihn darum bat, konnte er nicht anders, auch
wenn er sich nach allem, was damals passiert war, eigentlich
geschworen hatte, es hinter sich zu lassen.
Doch das Schicksal hatte wohl andere Pläne. Vielleicht
würde er dieses Mal die Ungereimtheiten aufdecken, die ihm und
seinen Kameraden damals aufgefallen waren. Vielleicht würde er es
dieses Mal schaffen, hinter die Fassade zu blicken.
Und wenn nicht er, würden es vielleicht seine Soldaten
schaffen.
In jedem Fall würde er dieses Mal dafür sorgen, dass
keiner seiner Leute starb und wenn er dafür mit dem Leben bezahlen
würde. Niemals wieder würde er zu lassen, einen seiner Leute an die
Schatten oder die Krankheit zu verlieren.
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