Sonntag, 3. Mai 2015

52/52 Challenge: Wir haben jetzt

Und hier ist dann auch schon die Nr. 21.
Bald muss ich mal nachlegen mit dem Schreiben.^^
Wieder Fanfiktion, dieses Mal Attack on Titan, Ereri.

Wort: Gegenwart
Wörter: 892


Wir haben jetzt

Erens Sicht
Keine Ahnung, wann es passiert war oder wie. Es war einfach passiert, denke ich. Rückblickend weiß ich wirklich nicht mehr, wie es genau dazu kam. Aber so war das mit den meisten Dingen, oder? Sie passierten einfach und keiner wusste, wie genau oder warum.
Eigentlich wusste ich natürlich schon, was für Anzeichen da gewesen waren. Aber ich hatte immer gedacht, dass ich es mir einbilden würde. Warum sollte Heichou auch etwas von mir wollen? Ausgerechnet von mir. Ich hatte mir das einfach nicht vorstellen können. Ich konnte es mir noch immer nicht richtig vorstellen. Zumindest nicht, dass es ihm ernst war.
„Woran denkst du?“ Levi bewegte sich neben mir im Bett. Ich konnte spüren, dass er mich ansah.
„Nichts bestimmtes“, murmelte ich, schielte zu ihm rüber und schaute wieder weg.
„Erzähl mir davon“, bat er. Als ich wieder zu ihm rüberblickte, lag er auf der Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt. Er sah mich abwartend an.
„Es ist nichts, wirklich. Ich habe einfach an nichts gedacht“, versuchte ich mich rauszureden und schaute schnell wieder weg, als meine Wangen warm wurden. Immer musste mein Körper mich verraten. Auch damals, als wir das erste Mal miteinander geschlafen hatten. ''Dein Körper verrät dich'', hatte er gesagt, als ich gemeint hatte, dass ich keinen Sex mit ihm wollte. Seitdem benutzte er diesen Satz ständig. Und er hatte Recht, jedes Mal.
Auch dieses Mal sagte er es: „Eren, der Körper verrät dich. Erzähl mir, woran du gedacht hast.“ Seine Stimme war sowohl sanft als auch eindringlich, fast neckend. Aber es lag auch Ernsthaftigkeit in seinen Worten. Er wollte mich nicht bloß ärgern.
„Okay“, murmelte ich und drehte mich ebenfalls auf die Seite, um ihn ansehen zu können. Meine Wangen wurden immer wärmer und ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Plötzlich wollte ich weinen. Bisher hatte ich noch nie vor ihm geweint und ich hatte es auch eigentlich nicht vor. Vor allem nicht jetzt und nicht, wenn ich nicht einmal wusste, warum ich weinen wollte.
„Hey.“ Er berührte meine Wange und strich mit dem Daumen rüber. „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich war nur neugierig.“ Am Anfang hatte es mich sehr überrascht, wie sanft, mitfühlend und verständnisvoll er sein konnte. Er konnte auch fordernd und ziemlich gemein und brutal sein, das war er die meiste Zeit. Aber in Momenten wie diesen, den Momenten unserer Zweisamkeit, in denen nur wir beide existierten, sah er mich liebevoll an und behandelte mich, wie etwas besonderes und kostbares. Wie etwas, dass er liebte.
Ich schluckte, spürte seine Berührung auf meiner Wange, schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder. „Doch“, meinte ich. „Doch, ich will es dir erzählen.“
Sein Gesicht war meinem so nahe. Ich holte tief Luft und sprach es aus: „Ich hab an den Anfang gedacht. Den Anfang, von dem hier, von-von... uns. A-A-An unsere erste Nacht.“
Ein Lächeln trat auf Levis Gesicht. Das war so selten, dass ich für ein paar Sekunden komplett aufhörte zu atmen. Er beugte sich vor und küsste mich, ein zärtlicher und sehr kurzer Kuss, auf den ich kaum reagierte.
„Und woran genau?“, fragte er. War da ein rauchiger Unterton in seiner Stimme? Manchmal hatte ich das Gefühl, dass da nie kein rauchiger Unterton in seiner Stimme war. Vielleicht war es einfach seine Stimme.
„N-Nicht was du denkst“, brachte ich hervor.
„Woran denke ich denn?“ Jetzt grinste er, die kleine Andeutung eines Grinsen in seinen Mundwinkeln. Jetzt neckte er mich. Aber dennoch war es ihm nach wie vor ernst. Eigentlich war ihm immer so gut wie alles ernst.
„Ich-Ich weiß nicht. Ich habe daran gedacht, was du danach gesagt hast.“ Mein Blick war jetzt gesenkt, auf seine Brust gerichtet.
„Was habe ich denn gesagt?“, fragte er nach und klang etwas verwirrt. Er schien es tatsächlich nicht zu wissen. Ich blickte wieder auf, schaute in seine Augen, sah direkt hinein und spürte mein Herz wild pochen. „Ich hab dich gefragt, was du von mir willst und warum und überhaupt. Ich weiß noch jedes Wort. Du meintest-“
Weißt du, Eren, wir können uns nie sicher sein, was als nächstes passiert. Wir könnten in der nächsten Sekunde tot sein und damit meine ich jede Sekunde. Jede einzelne. Wir haben jetzt, das ist alles, was wir haben. Und ich will jetzt dich. Warum also sollte ich zögern? Warum sollte ich mich dagegen wehren? Warum sollten wir nicht zusammen sein, wenn wir es beide wollen? Viele unserer Wünsche können wir uns in der heutigen Zeit nicht einfach erfüllen. Solange wir es noch können, sollten wir uns die Wünsche erfüllen, die wir uns erfüllen können.“ Wir sprachen gemeinsam, er und ich. Ein verträumtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Für ihn war die Erinnerung genauso schön, wie für mich.
„Da habe ich dich das erste Mal lächeln sehen“, sagte ich leise und er zog mich in seine Arme, drückte mich an seine Brust.
„Vergiss das, was ich dir in der Nacht gesagt habe, niemals. Wir haben jetzt. Wir haben nur jetzt. Wir wissen nicht, was der nächste Moment bringt. Was auch immer du dir wünscht, erfülle es dir, wenn es etwas ist, dass du dir erfüllen kannst. Tue es. Morgen wirst du vielleicht nicht mehr die Gelegenheit dazu haben.“
Ich nickte, schloss die Augen, schmiegte mein Gesicht an seine Halsbeuge. „Ich werde dran denken.“

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