Dear Sweet Heart.
Eigentlich
sollte ich mich ja nicht beschweren. Vielen geht’s schlechte und so
weiter und so fort. Ändert aber an meiner Situation trotzdem nichts.
Ich
befinde mich in einer sehr doofen Übergangsphase und ich ärgere
mich unheimlich, mich nicht schon gleich nach dem Abi für ein
Studium entschieden zu haben. Dann hätte ich die Probleme jetzt
nicht. Ja, vielleicht hätte mir der Studiengang nicht gefallen und
so weiter und so fort und ich hab mich direkt nach dem Abi halt noch
nicht zum Studieren bereit gefühlt, wollte mal was anderes machen,
als lernen.
Jetzt
habe ich über neun Monate lang was anderes gemacht und stelle fest:
Ich will lernen. Auch gut.
Darum
sollte es in diesem Post jetzt aber eigentlich nicht gehen. So
ähnliches hatte ich das ja auch schon letzte Woche geschrieben.
Worüber
ich schreiben wollte, ist das, was ich die letzten Monate gemacht
habe und jetzt mache. Also: FSJ in der Tagesbetreuung eines
Altenheims und Aushilfsjob in einem Hotel als Zimmermädchen.
Was
hat das Beides gemeinsam? - Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal
machen würde. Ich kann es nicht sonderlich gut. Neue Erfahrungen für
mich. Viel Selbstständigkeit.
Gut,
ähm, ist das jetzt positiv oder negativ? Ich weiß nicht so recht.
Bei meinem FSJ würde ich definitiv noch sagen, dass es eine sehr
gute und sehr wichtige Erfahrung war. Was den Aushilfsjob angeht...
Na ja, werde ich wohl noch herausfinden? Im Moment habe ich echt
keine Ahnung. Eigentlich will ich es nicht machen, aber so schlimm
ist es auch nicht und Geld und was anderes suchen und hm.
Aber
warum jetzt Leben am Limit?
Es
sind beides Sachen, Arbeiten, mit denen die meisten Menschen nie
etwas zu tun haben. Viele haben einfach absolut keine Ahnung, wie das
ist, mit alten, hilfsbedürftigen Menschen zu arbeiten oder wie es
ist, fünf Stunden lang zu putzen und Betten zu machen. Das ist
beides sehr anstrengend, wenn auch auf völlig unterschiedliche
Weise.
Ich
denke, eigentlich sollte diese Erfahrungen jeder einmal im Leben
machen. Einfach, um zu wissen, wie das ist, um es schätzen zu
lernen. Denn es ist Knochenarbeit, die gewürdigt werden sollte und
für Beides sollte es mehr Geld, mehr Zeit, mehr Personal geben.
Ich
bin froh, dass ich mein FSJ abgebrochen habe und ich werde sehr, sehr
froh sein, wenn ich nicht mehr als Zimmermädchen arbeiten muss und
ich werde ganz sicher keins von Beidem später noch einmal machen!
Ist Beides nicht mein Ding und ugh, anstrengend.
Ja,
ich bin ein fauler Mensch, aber darum geht es gar nicht nur. Ich will
einfach das machen, was ich kann und woran ich Spaß habe, was ich
machen will und das ist Schreiben. Ich hoffe, mein Leben, mein
Schicksal oder was auch immer bestimmt, was passiert, weiß das und
lässt mich das auch so ausleben. Es darf ruhig schwieriger und
anders sein, als ich es mir vorstelle. Aber es soll trotzdem gut
sein.
Denn
dieses Leben am Limit stresst mich total. Es fällt mir richtig
schwer, zu entspannen. Ich bin quasi dauerangespannt und mache mir
ständig deswegen Gedanken. Ich hasse das. Ich will ein gelassener
Mensch sein, denn Dinge passieren, wie sie passieren.
Aber
ich will vor allem auch entscheiden, wie ich lebe, was ich mache. Ich
will mich zu nichts gezwungen sehen.
Im
Moment bin ich leider zu diesem Leben am Limit gezwungen. Aber selbst
da habe ich Möglichkeiten. Ich muss sie nur sehen und wahrnehmen,
mutig genug, stark genug sein. Aber vielleicht auch mutig und stark
genug, um den Aushilfsjob als Zimmermädchen durchzuhalten.
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