Das ist irgendwie nicht ganz so geworden, wie ich es gerne gehabt hätte... Aber na ja, sollte ich die Idee je richtig ausarbeiten, werde ich das auch mit diesem Teil tun.
Drachenfeuer
1. Seelenfeuer
2. Seelenschwert
3. Drachenseele
Wort: Kristall
Wörter: 1638
Drachenkristall
Die Reise dauerte viele, viele Tage, sogar mehrere
Wochen. Wir brauchten keinen ganzen Monat, nur fast. Aber das lag
auch nur daran, dass diese Idioten tatsächlich darauf bestanden
hatten, mit mir zu kommen. Ich brauchte sie nicht und dennoch hatten
sie einfach keine Ruhe gegeben.
Trotz meiner Seelen- und damit auch Gefühllosigkeit
wusste ich, was natürlich noch, was Höflichkeit und Freundlichkeit
waren. Mehr noch, ich konnte sogar jede Emotion sehr gut kopieren und
es so aussehen lassen, als würde ich sie tatsächlich fühlen. Aber
wofür sollte ich das tun? Sie wussten alle, dass ich keine Seele
mehr besaß. Ich wollte meine Energie nicht für so etwas unnützes
verschwenden. Auch für sie wollte ich eigentlich keine Energie
verschwenden. Es ärgerte mich ungemein, dass sie mir keine Wahl
ließen. Aber weil auch dieser Ärger verschwendete Energie
bedeutete, musste ich es wohl oder übel hinnehmen.
Mit Seele wäre ich ihnen wahrscheinlich sehr dankbar
gewesen. Tja, aber ich hatte ja keine mehr. Also beschwerte ich mich
bei jeder Gelegenheit, ohne mich wirklich aufzuregen, versteht sich
und hoffte irgendwie, sie dadurch eventuell doch noch zu vertreiben.
Aber nein, sie blieben natürlich stur. Dumme, gefühlvolle Menschen.
Na ja, Hauptsache ich erreichte mein Ziel und das tat
ich schlussendlich. Darauf konzentrierte ich mich. Das Ziel war
ohnehin das Allerwichtigste. Es war alles, was zählte. Alles, was
ich war. Wenn ich meine Mission, die Drachen zu töten, erfüllt
hatte, war mein Schicksal vollendet und ich würde eines
wohlverdienten Todes sterben.
Ich freute mich nicht darauf. Ich freute mich darauf,
die Drachen zu töten, natürlich. Aber was meinen Tod betraf, hatte
ich keinerlei Gefühle. Was sollte ich auch groß fühlen? Es war
eine unausweichliche Tatsache, die für jeden Menschen am Ende ihres
Lebens, am Ende ihres Schicksals stand.
Der Aufstieg über die Berge, hinter denen sich das Tal
befand, war der schwerste Teil der ganzen Reise. Ich stieß ein klein
wenig an meine Grenzen, da ich keinerlei Erfahrung mit dem Klettern
hatte. Einmal mehr hasste ich mein Anhängsel für ihre Existenz.
Doch wieder zählte nur, dass ich es letztendlich
schaffte. Auch niemand der anderen stürzte ab oder ähnliches, aber
das spielte keine Rollen. Sollten sie doch sterben, schließlich
hatten sie sich aus freien Stücken dazu entschieden, mir zu folgen
und das quasi gegen meinen Willen.
Aber das war ja nicht das, worauf ich mich
konzentrierte. Nein, ich sah jetzt das Tal vor mir. Das Tal der
wahnsinnigen Drachen. Hier in der Gegend gab es Gerüchte darüber.
Seit Jahrhunderten hatte niemand mehr dieses Tal betreten und auch
kein Drache war in all der Zeit gesichtet worden, aber einige
Wanderer berichteten von seltsamen Geräuschen und Lichtzeichen. Ich
hatte eine alte Zeichnung des Tals gefunden. Die Berge, die das Tal
umgaben, wiesen viele, sehr große Höhlen auf. Das war wohl der
Grund, warum die Drachen sich damals in dieses Tal geflüchtet
hatten, obwohl die Umgebung ansonsten keine guten Lebensbedingungen
aufwies.
Dementsprechend war ich nicht verwundert, dass ich
keinen Drachen sah, als ich in das Tal hinabblickte. Zeit für den
Abstieg.
Der musste allerdings an einer ganz bestimmten Stelle
stattfinden. Denn mir war noch etwas anderes zu Ohren gekommen. Der
Drachenkrieger, der für die Menschen gekämpft hatte, hatte einen
großen Zauber durchgeführt. Dieser Zauber hatte die Lebensenergie
der Drachen auf einen Punkt konzentriert und zwar einen riesigen
Kristall. Das verhinderte, dass die Drachen einfach hinfliegen
konnten, wohin sie wollten. Der eine Drache, der mein Heimatdorf
angegriffen hatte, musste den Zauber irgendwie umgangen haben. Und
genau das war das Zeichen dafür, dass ich den Kristall zerstören
und damit ein für alle Male alle Drachen töten musste.
Die Abstiegsstelle, die zu der deutlich kleineren Höhle
mit dem Drachenkristall führen sollte, war schnell gefunden. Der
Drachentöter hatte sie damals eigenes erschaffen und markiert.
Dementsprechend war auch der Abstieg deutlich leider als der
Aufstieg.
Es war zu einfach.
Der Höhleneingang war verschüttet. Es gab noch einen
anderen, für den Fall, dass so etwas passieren sollte. Er führte
durch einen großen unterirdischen See. Der Eingang zu diesem Weg war
zum Glück nicht verschüttet und er war zu klein für einen Drachen.
Überhaupt sah ich kein Anzeichen für auch nur einen Drachen.
Vielleicht waren sie bereits alle gestorben. Aber sicher war sicher.
Ich würde den Kristall zerstören.
Es schien ein leichtes Unterfangen zu werden. Die
anderen staunten über die riesige Höhle mit dem See. Ich sah bloß
das andere Ende der Höhle. Wie das Schwert war auch der Kristall
hinter einer Wand versteckt, die nur Drachenkriegern zugänglich war.
Doch bevor ich auch nur die Hälfte des Weges
zurückgelegt hatte, sprang mich mit einem Mal etwas von der Seite
an. Nicht etwas, jemand. Ein Er, der etwas kaltes, scharfes an meine
Kehle drückte.
„Kein Schritt weiter!“ Seine Stimme war
durchdringend, aber weich. Weich, weil er noch sehr jung zu sein
schien, höchstens 16 Jahre alt. Würde er sich nicht mit seinem
ganzen Gewicht an mich klammern und hätte er mich nicht überrascht,
wäre es ein Leichtes gewesen, ihn aus dem Weg zu räumen. Da er aber
genau das getan hatte, verlor ich beinahe das Gleichgewicht, aber nur
beinahe.
„Wer bist du denn?“, stieß ich hervor. Das Mädchen,
deren Schwarm ich war, stützte mich von der Seite, damit ich nicht
doch noch umfiel. Ein schnelles Reaktionsvermögen hatte sie, das
musste man ihr lassen.
„Ich bin dein schlimmster Albtraum, Drachentöter!“
Seine noch beinahe kindliche Stimme war zu süß. Auch wenn er sehr
entschieden sprach, konnte ich ihn nicht ernst nehmen und wollte
Lachen.
„Ach ja? Und was willst du tun? Mich umbringen? Dann
tue es“, meinte ich amüsiert.
„Mach dich nicht über mich lustig! Ich weiß alles
über dich! Die Drachen können dich spüren, sie haben mir alles
erzählt! Du willst sie alle umbringen, aber ich werde das
verhindern!“, erwiderte er wütend. Jetzt musste ich wirklich
lachen. Es hallte in der großen Höhle wieder.
Beleidigt löste sich der Junge von mir und sprang ein
Stück zurück, seine Waffe hoch erhoben. Es hatte Ähnlichkeit mit
einem Dolch, schien aber aus Stein gefertigt zu sein.
„Was willst du tun, Knirps? Den Überraschungsmoment
hast du ja jetzt verstreichen lassen.“ Abwartend sah ich ihn an. Er
musterte mich bloß, ohne etwas zu sagen.
„Du bist kalt“, stellte er schließlich fest. „Deine
Seelenlosigkeit macht dich kalt.“ Sein Blick war... mitleidig?
Traurig? Er schaute mich an, als würde er mich bedauern. Mehr noch,
als würde er mich retten wollen.
Ich musste wieder lachen. Was dachte der Knirps sich?
„Lass mich einfach durch.“ Ich streckte einen Arm aus und schob
ihn zur Seite. Ein brennender Schmerz zog sich plötzlich durch
meinen Arm. Ich stöhnte auf, sowohl vor Schmerz als auch vor
Schreck. Was...? Ich sah meinen Arm an. Blut Tropfte von meinen
Fingern, mein Blut. Er hatte mit seinem Steindolch meinen Unterarm
aufgeschlitzt.
Dank meiner Heilfähigkeiten schloss sich der Schnitt
bereits wieder langsam. Das änderte aber nichts an der Erniedrigung.
„Dir ist es also ernst“, stellte ich fest. Er
presste bloß die Lippen aufeinander und starrte mich an.
Die Minuten verstrichen.
Schließlich trat er dicht auf mich zu und sagte: „Dein
Geist ist verdorben. Du hast deine Seele eingetauscht und dadurch
alles verloren, was von Bedeutung ist. Du hast das
Drachentöterschwert an dich genommen, einen Drachen getötet und
bist hier hergekommen, um den Drachenkristall zu zerstören und damit
alle anderen Drachen ebenfalls zu töten. Du hast keine Ahnung, was
du eigentlich tust, folgst etwas, von dem du denkst, es wäre ein
Instinkt. Du kennst weder die Drachen noch ihre Geschichte. Du bist
blind und fehlgeleitet. Einer der letzten Drachenkrieger, ein
Monster.“
Ich zog die Augenbrauen zusammen. Es hatte geklungen,
als würden mehrere Stimmen zu mir sprechen und nicht bloß eine. Die
Stimmen der Drachen?
„Du bist genauso wahnsinnig wie diese Drachen“,
sagte ich verärgert. „Was machst du überhaupt hier? Lass mich
durch und wir bringen dich zurück dorthin, wo du hingehörst.“
„Du verstehst es nicht! Du darfst die Drachen nicht
töten! Dein Schicksal ist es, ihr Erretter zu sein!“
„Mein Schicksal ist es, die Drachen zu töten“,
widersprach ich und ging an ihm vorbei. Dieses Mal griff er mich
nicht an. Ich spürte seinen Blick in meinem Rücken. Die anderen
folgten mir nicht. Sie riefen mir etwas hinterher, aber ich hörte
sie nicht.
Ich legte meine Hand auf die Wand, sprach die Worte, die
ich in den Aufzeichnungen des damaligen Drachentöters gefunden hatte
und die Höhlenwand erbebte und verschwand. Der Kristall leuchtete.
Es schien, als wäre er mit einer durchsichtigen Flüssigkeit
gefüllt, in der sich weiße Fäden hin und her bewegten. Waren
das... die Seelen der Drachen?
Ich hob mein Schwert, um den Kristall zu zerstören. Die
Aufzeichnungen des damaligen Drachentöters hatten mir ebenfalls
verraten, dass er sein Schwert mit einem Zauber belegt hatte, der den
Kristall zerstören konnte.
Doch dann hielt ich mitten in der Beweung inne. Ich weiß
nicht, warum. Ich tat es einfach. Langsam streckte ich meine Hand dem
Kristall entgegen. Ich wollte... Ich musste... Irgendetwas regte sich
in mir, pulsierte, kämpfte. Mein Kopf schmerzte. Alles schmerzte.
Ich spürte meine Beine nicht mehr. Ich...
Meine Hand berührte den Kristall und ich schnappte nach
Luft.
Ich sah den Jungen. Der Junge, der mich eben angegriffen
hatte. Er... Er lebte bei den Drachen, lebte mit ihnen zusammen und
sie... sie liebten ihn, behandelten ihn wie eins ihrer Drachenkinder.
Oh, ja, sie hatten Drachenkinder. Es waren nicht viele und sie sahen
dürr und abgemagert aus, aber sie tollten dennoch glücklich umher
und...
Mir wurde schwindelig und schwarz vor Augen. Was war
los? Was... Meine Brust schmerzte. Mein Herz zog sich zusammen. Ich
schmeckte Tränen und spürte sie meine Wangen hinablaufen. Ich
spürte... Alles.
Das-Das waren die Drachen. Sie... Ihre Gefühle... Ihre
Seelen, ihre Gedanken strömten durch meinen Körper und füllten das
aus, was der Dämon aus mir herausgerissen hatte. Sie gaben mir
zurück, was ich verloren hatte. Sie-
Ich verlor das Bewusstsein und kippte zur Seite.
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