Dieses Mal wieder Fanfiktion.^^
Fandom: Noragami
Wort: Vergessen
Wörter: 954
Vergessen, wer man war - Sein, wer man ist
Es war die Nacht nach dem Reinigungsritual.
Kofuku hatte Yato und Yukine ein Zimmer in ihrem Haus
zur Verfügung gestellt. Es hatte ein Bett, eher ein Futon. Es war
nicht so schön wie bei Hiyori, aber es war nirgends so schön wie
bei Hiyori. Doch weder Yato noch Yukine wollten sich beschweren. Sie
hatten das Reinigungsritual überlebt, das war gerade alles, was
zählte.
Yukine sah hinüber zu Yato. Er lag still da und
schlief. Yukine sollte auch schlafen. Wie Yato war auch er restlos
erschöpft. Aber er schaffte es einfach nicht einzuschlafen. Sonst
lag das ja oft an der Dunkelheit. Doch er lag mit Yato zusammen auf
dem etwas größeren Futon. Die Dunkelheit war es gerade nicht, die
ihm Angst machte. Es war die Zukunft. Die Zukunft, die er nicht
hatte. Die Zukunft, die...
Ihm traten Tränen in die Augen. Er drehte sich von Yato
weg und zog die Beine an seine Brust, soweit das möglich war. Eine
Hand presste er sich auf den Mund, um sein Schluchzen zu
unterdrücken. Ein Wimmern entwich ihm dennoch und er konnte seinen
Körper nicht daran hindern, zu zittern.
„Yukine, du kannst mit mir reden. Genau dadurch ist
das Alles überhaupt erst passiert. Also rede mit mir“, bat Yato
leise. Er hatte sich zu Yukine umgedreht. Geschlafen hatte er gar
nicht, sondern darauf gewartet, dass Yukine etwas sagte. Aber
offenbar musste er selbst den Anfang machen.
„Es ärgert mich einfach alles so unheimlich“,
brachte Yukine hervor. „Alles. Ich bin tot und ich weiß nicht
einmal, warum oder wer ich war. Ich werde nie älter werden und nie
Freunde haben. Ich habe keine Zukunft. Ich...“
„Yukine, sieh mich an. Sieh mich an“, forderte Yato
sanft. Nach ein paar Sekunden drehte Yukine sich widerwillig zu
seinem Meister um. Die grob weg gewischten Tränen glänzten noch auf
seinen Wangen.
Yato widerstand dem Drang seine Hand auf Yukines Wange
zu lege. Als sein Meister sollte er solche Gefühle nicht haben.
Oder? Er wusste es nicht. Er wusste schon lange nicht mehr, was
richtig und falsch war, hatte es nie wirklich gewusst, würde es wohl
nie wirklich wissen. Yukine würde wahrscheinlich zurückschrecken
und das durfte er nicht riskieren. Nicht, nachdem sie gerade das
Reinigungsritual überlebt hatten.
„Mag sein, dass du alles vergessen hast, was du je
gewesen bist. Aber das ist auch eine Chance, jemand Neues zu werden.
Du kannst jetzt sein, wer du willst. Sein, wer du bist“, erklärte
er dem Jungen vor sich, der schniefte.
„Aber wer bin ich denn, Yato?“, fragte er mit dünner
Stimme.
Yato holte tief Luft. „Du bist meine Waffe. Du bist
ein Teil von mir. Aber nicht nur das. Du bist mein zweites Stück.
Ich weiß, dass ich mit dir alles schaffen kann. Jetzt musst nur noch
du auch daran glauben“, sagte er ernst und lächelte liebevoll.
Peinlich berührt wich Yukine Yatos Blick aus. Seine
Wangen waren etwas gerötet. „Ich hab nicht gewusst, dass ich dir
so viel bedeute“, nuschelte er.
„Du bedeutest mir sogar noch viel mehr“, flüsterte
Yato, sodass Yukine es kaum hörte. Doch er hörte es und schaute
Yato überrascht wieder an. Dieser versuchte unschuldig zu schauen,
aber er wusste schon länger, was Sache war, vielleicht sogar von
Anfang an.
„Ist das denn... okay?“, fragte Yukine vorsichtig
und etwas ungläubig, nachdem er so halbwegs realisiert hatte, dass
Yato diese Worte gerade wirklich gesagt hatte.
Yato zuckte mit den Schultern. „Die Meister und ihre
Shinki haben eigentlich immer eine sehr enge Bindung. Es ist nicht so
ungewöhnlich.“ Erst nachdem er das gesagt hatte, fiel ihm auf,
dass Yukine gar nicht zurückgeschreckt war oder ähnliches. Er lag
noch immer dicht bei Yato. Vielleicht nur, weil er die Dunkelheit
fürchtete. Aber auch sonst war seine Reaktion ziemlich gelassen
gewesen, mehr noch, fast schon erleichtert.
„Yukine, fühlst du auch etwas für mich?“
Erneut erschrak Yukine vor dieser Direktheit seines
Meisters, aber so war Yato eben. Es war mit eines der Dinge, die ihn
zu einem Arschloch machten. Aber auch mit eines der Dinge, die ihn zu
jemand Tollem machten. Yato war wirklich ziemlich widersprüchlich.
Aber auch das mochte Yukine irgendwie an ihm. Er mochte irgendwie
alles an ihm und gleichzeitig mochte er alles an ihm nicht. Gefühle
waren wohl auch ziemlich widersprüchlich.
„Ich weiß nicht. Ja, vielleicht“, gestand er leise
und ohne Yato ins Gesicht zu sehen. Trotz der Dunkelheit konnte Yato
sehen, dass Yukines Wangen dunkelrot angelaufen waren. Er musste ein
Kichern unterdrücken. Yukine war einfach zu süß.
Bevor der Blonde diesen schönen Moment noch auf
irgendeine Weise kaputt machen konnte, zog Yato ihn in seine Arme und
legte seine Lippen auf die von Yukine.
Jetzt musste er endgültig aussehen wie eine Tomate,
dachte Yukine und schloss die Augen. Er erwiderte den Kuss, versuchte
sich zu entspannen, sagte sich selbst, dass es okay war. Das hatte
Yato ja gesagt. Aber na ja, wie viel konnte man schon auf Yatos Wort
geben?
Doch in diesem Fall war es egal, wenn Yato einfach nur
selbstsüchtig war. Dann nutzte er Yatos Selbstsucht eben genauso
aus. Wenn er schon nichts anderes ''Verbotenes'' tun durfte, dann
zumindest das. Und er wollte es. Er wollte von Yato gehalten,
geküsst, geliebt werden. Yato war alles, was er hatte und alles, was
er brauchte. Das wusste er jetzt.
Und Yato war überglücklich. Niemals hätte er gedacht,
dass es doch soweit kommen würde. Doch hier war er und küsste
Yukine und er schreckte nicht zurück oder schob ihn weg oder
ähnliches. Nein, er erwiderte den Kuss, schüchtern und unsicher,
aber er erwiderte ihn. Nie zuvor war Yato so erleichtert und so
glücklich gewesen. Jetzt konnte er endgültig neu anfangen, mit
Yukine an seiner Seite. Yukine, der alles war, was er hatte und
alles, was er brauchte.
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