Und ja, ich muss jetzt jeden Tag eine Kurzgeschichte hochladen, um es bis zum 12.6. fertig zu schaffen. ;D Und ich sollte auch etwa jeden Tag eine Kurzgeschichte schreiben.^^ Aber ich denke, das lässt sich machen.
Viel Spaß beim Lesen. :)
Wort: Krieg
Wörter: 869
Glaubst du an Frieden?
„Glaubst du an Frieden, Elia?“ Neji sah ihn von der
Seite an. Elia konnte seinen Blick auf sich spüren, brennend und
kribbelnd, warm und kitzelnd. Er wollte am liebsten sein Gesicht ganz
von Neji wegdrehen und gleichzeitig wollte er es ihm zu wenden, um
ihm direkt in die offenen Augen sehen zu können.
Er tat keins von Beidem, sondern heute weiterhin
geradeaus. Sie saßen auf einem Hügel, von dem aus sie über einen
kleinen Teil der Stadt blicken konnte. Es wirkte still und verlassen
und weit weg, aber Elia wusste, dass irgendwo in dieser Stadt immer
ein Licht brannte, was sowohl ein beruhigender als auch ein trauriger
Gedanke war.
„Glaubst du an Frieden?“, wiederholte Neji
eindringlicher. Er hatte Elia schon einmal eine ganz ähnliche Frage
gestellt. Elias Antwort würde auch ähnlich ausfallen, wie die auf
die damalige Frage.
„Ich weiß es nicht, Neji. Ich weiß es wirklich
nicht. Nach allem, was ich inzwischen gesehen habe. Nach allem, was
ich jetzt weiß... Es ist ein schöner Gedanken – Frieden. Und
vielleicht, unter bestimmten Bedingungen, wäre es möglich, aber es
ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass all diese Bedingungen eintreten.
Dafür sind es einfach zu viele und selbst wenn, da diese Bedingungen
sich stetig ändern, würde der Frieden irgendwann wieder brechen“,
sagte er leise und seufzte.
„Ich denke, es ist eine Sache des Willens“, meinte
Neji schlicht und schaute nun ebenfalls wieder den Hügel hinunter
auf die Stadt.
Jetzt war es Elia, der ihn von der Seite ansah. Solange
Neji seinen Blick nicht erwiderte, musterte Elia ihn und wie so oft
hatte er wieder das Gefühl, Neji zum ersten Mal tatsächlich zu
sehen. Man könnte glauben, Neji wäre ein Camelion, so oft wie sich
neue Seiten an ihm offenbarten. Elia hatte nicht das Gefühl, ihn
jemals richtig kennen zu können und irgendwie machte ihn das
traurig.
Auf der anderen Seite machte es Neji natürlich auch
unheimlich interessant.
„Was meinst du damit, es wäre eine Sache des
Willens?“, fragte Elia etwas irritiert. Das war wohl so eine
Angewohnheit von Neji, in Rätseln zu sprechen und nie sofort alles
zu verraten. Meist war das ja ziemlich nervig. Allerdings machte auch
das Neji wiederum unheimlich interessant.
„Na alles“, erwiderte Neji schlicht und wandte Elia
sein Gesicht zu, woraufhin er grinste. Elia wurde etwas rot, was ihm
peinlich war, aber wegzusehen wäre noch peinlicher, also hielt er
dem Blick stand. Auch dann noch, als Neji sich ihm mit seinem ganzen
Körper zuwandte.
Er holte tief Luft, bevor er sprach: „Wir kämpfen
doch jeden Tag um Frieden, jeder einzelne von uns. Wir führen alle
unsere ganz eigenen Kriege und die großen Kriege, das sind nur
Projektionen, von dem, was tagtäglich, ja minütlich in uns
passiert. Und die Dämonen, die Zerstörer der Universen sind auch
nur Manifestationen von den inneren Dämonen, gegen die jeder kämpft.
Das wurde von den Leuten meiner Welt sogar wissenschaftlich
bewiesen.“
„Also müssten wir nur alle unseren inneren Frieden
finden und alle Kriege würden aufhören?“, schlussfolgerte Elia
etwas ungläubig. Es klang so leicht, zu leicht.
„Ja, wir müssten nur alle unseren inneren Frieden
finden und alle Kriege würden aufhören“, stimmte er zu, doch er
sagte es nicht hoffnungsvoll, sondern monoton. Er glaubte nicht
daran, dass das jemals möglich sein würde. Den Blick hatte er dabei
auf seine Hände in seinem Schoß gerichtet.
Auch Elia schaute auf seine Hände und dann auf die
Stadt.
Es würde immer Kriege geben, weil die Menschen immer
mit sich selbst und anderen in Konflikt geraten würden. Demnach
würde es auch immer Dämonen geben, weil Kriege stets Leid und
Schmerz und Opfer und Niederlagen bedeuteten und daran nährten sich
Dämonen. Es würde niemals enden.
„Wofür kämpfen wir dann überhaupt?“, fragte Elia
leise. Er schaute Neji an, hoffte irgendwie in seinem Gesicht eine
zufriedenstellende Antwort zu finden.
Neji lächelte, halb traurig, halb amüsiert. „Das
frage ich mich auch manchmal.“ Er schaute kurz auf die Stadt, dann
wieder in Elias Gesicht, in seine Augen. „Aber dann fällt mir ein,
dass das alles ist, was uns am Leben hält. Alles, was uns lebendig
macht. Wir müssen kämpfen, müssen Kriege führen und wenn wir
dabei an Frieden denken, ist das schon mal besser, als wenn wir
einfach so Chaos stiften und zerstören. Das meinte ich mit dem
Willen. Wir wollen Frieden, das ist alles was zählt, auch wenn es
wohl nie etwas daran ändern wird, dass es Kriege gibt.“
Elia nickte kaum merklich. Die Antwort war wirklich in
Nejis Gesicht, in seinen Augen. Er glaubte nicht an den Frieden,
zumindest nicht an den tatsächlichen Frieden. Er glaubte nicht, dass
vollkommener Frieden jemals für immer möglich war. Aber er glaubte
daran, dass man um Frieden kämpfen konnte, kämpfen musste. Denn
würde man es nicht tun, war schon von vornherein alles verloren.
„Du hast Recht. Die Hoffnung und der Glauben sind
alles, was zählt. Das müssen wir aufrecht erhalten. Daran müssen
wir festhalten.“ Elia lächelte nun ebenfalls. Es war ein
hoffnungsvolles Lächeln.
Er schaute wieder auf die Stadt und wusste, er würde
sein Bestes geben in diesem Krieg, in den er da unfreiwillig
hineingeraten war. Er würde sein Bestes geben und es würde
vielleicht nicht genug sein, aber es war alle Male besser als gar
nichts.
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