Dienstag, 26. Mai 2015

52/52 Challenge: Glaubst du an Frieden?

Nr. 35. \o/
Und ja, ich muss jetzt jeden Tag eine Kurzgeschichte hochladen, um es bis zum 12.6. fertig zu schaffen. ;D Und ich sollte auch etwa jeden Tag eine Kurzgeschichte schreiben.^^ Aber ich denke, das lässt sich machen.
Viel Spaß beim Lesen. :)

Wort: Krieg
Wörter: 869


Glaubst du an Frieden?

„Glaubst du an Frieden, Elia?“ Neji sah ihn von der Seite an. Elia konnte seinen Blick auf sich spüren, brennend und kribbelnd, warm und kitzelnd. Er wollte am liebsten sein Gesicht ganz von Neji wegdrehen und gleichzeitig wollte er es ihm zu wenden, um ihm direkt in die offenen Augen sehen zu können.
Er tat keins von Beidem, sondern heute weiterhin geradeaus. Sie saßen auf einem Hügel, von dem aus sie über einen kleinen Teil der Stadt blicken konnte. Es wirkte still und verlassen und weit weg, aber Elia wusste, dass irgendwo in dieser Stadt immer ein Licht brannte, was sowohl ein beruhigender als auch ein trauriger Gedanke war.
„Glaubst du an Frieden?“, wiederholte Neji eindringlicher. Er hatte Elia schon einmal eine ganz ähnliche Frage gestellt. Elias Antwort würde auch ähnlich ausfallen, wie die auf die damalige Frage.
„Ich weiß es nicht, Neji. Ich weiß es wirklich nicht. Nach allem, was ich inzwischen gesehen habe. Nach allem, was ich jetzt weiß... Es ist ein schöner Gedanken – Frieden. Und vielleicht, unter bestimmten Bedingungen, wäre es möglich, aber es ist wohl sehr unwahrscheinlich, dass all diese Bedingungen eintreten. Dafür sind es einfach zu viele und selbst wenn, da diese Bedingungen sich stetig ändern, würde der Frieden irgendwann wieder brechen“, sagte er leise und seufzte.
„Ich denke, es ist eine Sache des Willens“, meinte Neji schlicht und schaute nun ebenfalls wieder den Hügel hinunter auf die Stadt.
Jetzt war es Elia, der ihn von der Seite ansah. Solange Neji seinen Blick nicht erwiderte, musterte Elia ihn und wie so oft hatte er wieder das Gefühl, Neji zum ersten Mal tatsächlich zu sehen. Man könnte glauben, Neji wäre ein Camelion, so oft wie sich neue Seiten an ihm offenbarten. Elia hatte nicht das Gefühl, ihn jemals richtig kennen zu können und irgendwie machte ihn das traurig.
Auf der anderen Seite machte es Neji natürlich auch unheimlich interessant.
„Was meinst du damit, es wäre eine Sache des Willens?“, fragte Elia etwas irritiert. Das war wohl so eine Angewohnheit von Neji, in Rätseln zu sprechen und nie sofort alles zu verraten. Meist war das ja ziemlich nervig. Allerdings machte auch das Neji wiederum unheimlich interessant.
„Na alles“, erwiderte Neji schlicht und wandte Elia sein Gesicht zu, woraufhin er grinste. Elia wurde etwas rot, was ihm peinlich war, aber wegzusehen wäre noch peinlicher, also hielt er dem Blick stand. Auch dann noch, als Neji sich ihm mit seinem ganzen Körper zuwandte.
Er holte tief Luft, bevor er sprach: „Wir kämpfen doch jeden Tag um Frieden, jeder einzelne von uns. Wir führen alle unsere ganz eigenen Kriege und die großen Kriege, das sind nur Projektionen, von dem, was tagtäglich, ja minütlich in uns passiert. Und die Dämonen, die Zerstörer der Universen sind auch nur Manifestationen von den inneren Dämonen, gegen die jeder kämpft. Das wurde von den Leuten meiner Welt sogar wissenschaftlich bewiesen.“
„Also müssten wir nur alle unseren inneren Frieden finden und alle Kriege würden aufhören?“, schlussfolgerte Elia etwas ungläubig. Es klang so leicht, zu leicht.
„Ja, wir müssten nur alle unseren inneren Frieden finden und alle Kriege würden aufhören“, stimmte er zu, doch er sagte es nicht hoffnungsvoll, sondern monoton. Er glaubte nicht daran, dass das jemals möglich sein würde. Den Blick hatte er dabei auf seine Hände in seinem Schoß gerichtet.
Auch Elia schaute auf seine Hände und dann auf die Stadt.
Es würde immer Kriege geben, weil die Menschen immer mit sich selbst und anderen in Konflikt geraten würden. Demnach würde es auch immer Dämonen geben, weil Kriege stets Leid und Schmerz und Opfer und Niederlagen bedeuteten und daran nährten sich Dämonen. Es würde niemals enden.
„Wofür kämpfen wir dann überhaupt?“, fragte Elia leise. Er schaute Neji an, hoffte irgendwie in seinem Gesicht eine zufriedenstellende Antwort zu finden.
Neji lächelte, halb traurig, halb amüsiert. „Das frage ich mich auch manchmal.“ Er schaute kurz auf die Stadt, dann wieder in Elias Gesicht, in seine Augen. „Aber dann fällt mir ein, dass das alles ist, was uns am Leben hält. Alles, was uns lebendig macht. Wir müssen kämpfen, müssen Kriege führen und wenn wir dabei an Frieden denken, ist das schon mal besser, als wenn wir einfach so Chaos stiften und zerstören. Das meinte ich mit dem Willen. Wir wollen Frieden, das ist alles was zählt, auch wenn es wohl nie etwas daran ändern wird, dass es Kriege gibt.“
Elia nickte kaum merklich. Die Antwort war wirklich in Nejis Gesicht, in seinen Augen. Er glaubte nicht an den Frieden, zumindest nicht an den tatsächlichen Frieden. Er glaubte nicht, dass vollkommener Frieden jemals für immer möglich war. Aber er glaubte daran, dass man um Frieden kämpfen konnte, kämpfen musste. Denn würde man es nicht tun, war schon von vornherein alles verloren.
„Du hast Recht. Die Hoffnung und der Glauben sind alles, was zählt. Das müssen wir aufrecht erhalten. Daran müssen wir festhalten.“ Elia lächelte nun ebenfalls. Es war ein hoffnungsvolles Lächeln.
Er schaute wieder auf die Stadt und wusste, er würde sein Bestes geben in diesem Krieg, in den er da unfreiwillig hineingeraten war. Er würde sein Bestes geben und es würde vielleicht nicht genug sein, aber es war alle Male besser als gar nichts.


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