Soeben Nr. 28 beendet. :D
Ich hoffe, die Kurzgeschichte hier klappt so mit dem Wort. Immerhin ist ein Wohnmobil ein Auto...
Wort: Auto
Wörter: 538
Farbenfrohes Einmalimmer
Die Welt zieht am Fenster des Wohnmobils vorbei.
Nein, das ist nicht die Welt. Was da am Fenster
vorbeizieht, sind irgendwelche Bäume, Felder, andere Autos und
Häuser. Das da draußen ist alles bedeutungslos, nichtssagend,
inhaltslos, unwirklich. Es zählt das in uns – unsere Gedanken,
unsere Werte, unsere Erinnerungen, unsere Träume, unsere Gefühle.
Das gehen mir durch den Kopf, während ich den
wolkenlosen, blauen Himmel und die mich blendenden Sonnenstrahlen
betrachtete. Ich schließe die Augen und atme tief ein.
Ich will es loslassen, alles, was mich festhält. Will
es hinter mir lassen. Will nach vorne schauen. Doch was ich nicht
will, ist vergessen. Was ich nicht will, ist bereuen. Es gibt nichts
zu bereuen. Alles, was gewesen ist, ist ein Teil von mir.
Dennoch wünsche ich, es wäre anders gelaufen. Im
letzten Jahr, dem letzten Schuljahr von mir und meinen Freunden, ist
viel passiert und ich habe bestimmt nur die Hälfte davon verstanden.
Das ist auch okay. Irgendwann werde ich es bestimmt verstehen.
Irgendwann wird alles einen Sinn ergeben. Daran glaube ich.
Es ist trotzdem nicht leicht. Ich schaue nach vorne, wo
mein bester Freund und seine Freundin sitzen. In ihn bin ich
verliebt, mit ihr war ich zusammen und ja, das ist genauso seltsam,
wie es klingt. Viel seltsamer ist aber, dass ich trotzdem mit ihnen
in diesem Wohnmobil sitze und wir trotz allem diesen Roadtrip machen,
den wir gemeinsam in den letzten Jahren geplant haben. Es wundert
mich wirklich, dass sie mich noch dabei haben wollen und dass ich
noch immer dabei sein will. Andererseits beweist das wohl die Stärke
unserer Freundschaft oder unsere endlose Dummheit, je nachdem wie man
es sehen will.
Eigentlich bin ich Optimist und bevorzugte somit die
erste Sichtweise. Aber es ist sicherlich auch sehr dumm von ihnen und
mir, sich auf das hier einzulassen. Mir entweicht ein tonloses
Seufzen und ich schaue wieder aus dem Fenster, genieße die
Belanglosigkeit der vorbeiziehenden Landschaft.
Sie lachen über irgendetwas und Liam, mein bester
Freund, in den ich verliebt bin, ruft mich: „Tam. Tama. Tamaro!“
„Was denn?“, frage ich grinsend. Ich liebe es, wenn
er meine Spitznamen sagt und ich liebe es, wenn er meinen vollen
Namen sagt. Vor allem liebe ich seine belustigte Tonlage dabei. Er
ist einer dieser immer fröhlichen Menschen, die in allem etwas
positives finden. Wegen ihm bin ich Optimist.
Er erzählt mir, was eben passiert ist, worüber sie
gelacht haben und wir lachen alle zusammen und es ist schön.
Vielleicht kann es schön werden, dieser Roadtrip, diese Reise, die
wir schon so lange machen wollen und jetzt, wo wir mit der Schule
fertig sind, endlich machen können. Ich will daran glauben. Ich
will, dass es schön wird.
Ich weiß, so etwas kann man nicht erzwingen und wir
drei, vor allem ich, haben die besten Voraussetzungen dafür, dass
diese ganze Sache eskaliert und ich gehe ein sehr hohes Risiko ein,
weil ich höchstwahrscheinlich derjenige sein werde, der am Ende
alleine dasteht.
Aber es ist mir egal. Ich will es versuchen. Natürlich
habe ich Angst. Aber meine Neugierde ist größer und ich freue mich
schon viel zu lange auf diese Reise.
Also werde ich mein Bestes geben, keine Katastrophe zu
verursachen und diese Reise zu einer langen, unvergesslich schönen
Erinnerung zu machen.
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