Und später kommt noch 50. Und 51 und 52 muss ich noch schreiben und morgen ist schon der letzte Tag. o_o
Sollte ich aber schaffen. ;D
Viel Spaß beim Lesen. :)
Fandom: Sweet Amoris
Hier ist sozusagen der erste Teil: Alle Farben dieser Welt
Wort: Rose
Wörter: 1950
Unsere Liebe wird nicht welken
Alexys Sicht
Unschlüssig stand
ich vor dem Spiegel und betrachtete mein Outfit. Fünf Mal hatte ich
mich jetzt umgezogen. Oder war es öfter gewesen?
Ich war ja sowieso
ziemlich modekritisch und selbstkritisch und überhaupt. Und dann
ging es heute auch noch um das Outfit für das erste, richtige Date
mit Lysander! Es war mir wirklich sehr wichtig und ich war super
nervös.
Ich wollte was
anziehen, dass sowohl zu mir als auch irgendwie zu ihm passte. Etwas,
dass zeigte, dass ich mir Gedanken gemacht hatte und dass er mir
genauso aufgefallen war, wie ich ihm. Gedichte schreiben oder sowas
konnte ich nicht. Mode war eigentlich das Einzige, in dem ich so
wirklich gut war. Das Einzige, worüber ich glaubte, mich ausdrücken
zu können. Deshalb musste das heutige Outfit perfekt sein!
Mir war klar, dass
Lysander nicht so ein oberflächlicher Mensch war. Genau das war ja
auch etwas von den Dingen, die ich so sehr an ihm mochte. Er sah
mehr, immer und überall. Und er sah klar. Er sah das, was wirklich
war und nicht nur, was so schien. Bei ihm hatte ich immer das Gefühl,
dass er mich sah und nicht nur mein Äußeres oder meine fröhliche
Art. Er sah mehr und er wollte noch viel, viel mehr sehen und über
mich erfahren. Das hatte er mir mit seinem Gedicht deutlich gemacht.
Und auch, was er fühlte, hatte er mir damit zu verstehen gegeben.
Ich hatte es schon
eine kleine Weile lang geahnt, war mir aber nicht sicher gewesen,
weil Lysander immer so wenig von sich Preis gab. Doch dieses Gedicht
und vor allem der Kuss hatten mir dann bewiesen, dass ich Recht
hatte.
Nach wie vor war ich
überrascht, wie leicht alles bisher gewesen. Ich war schon einige
Male verknallt gewesen und ein, zwei Mal auch etwas verliebt. Eine
richtige Beziehung hatte ich erst einmal gehabt, mit 14. Das hatte
ein paar Monate lang gehalten und er war sehr süß gewesen, wir
waren sehr süß gewesen. Aber es war letztendlich sehr oberflächlich
und nicht sonderlich ernst gewesen.
Jetzt war ich älter
und was ich für Lysander fühlte, was er für mich fühlte, das war
etwas Tiefes. Ich spürte das und ich hoffe, er auch.
Aber tiefe, wirklich
wichtige Dinge, gerade wenn es um Liebe ging, wurden doch irgendwann
immer kompliziert, oder? Es musste einfach irgendein Harken an der
Sache sein. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es so einfach sein
sollte. Wobei natürlich sehr froh darüber war. Es war wundervoll
und ich wollte auch auf keinen Fall den Teufel an die Wand malen.
Aber ich wollte auch einfach nicht zu blauäugig an die Sache
herangehen.
Vielleicht hatte ich
auch einfach Angst, weil es sich nach so einem großen Ding anfühlte.
Ich wechselte noch
einmal das T-Shirt und trat erneut vor den Spiegel. Ich war immer
noch unschlüssig. Seufzend warf ich einen Blick auf mein Handy und
erschrak. Ich müsste eigentlich sofort los zum Bus.
Noch einmal warf ich
einen Blick in den Spiegel. Das T-Shirt, dass ich gerade trug, war
weiß und hatte in der Mitte den Aufdruck einer Feder in
Regenbogenfarben. An dieses T-Shirt hatte ich als erstes gedacht, als
ich mir überlegt hatte, was ich zu dem Date anziehen könnte. Die
Regenbogenfeder war eine tolle Anspielung auf das Gedicht, das er mir
geschrieben hatte und unseren ersten Kuss. Doch ich hatte irgendwie
das Gefühl, das es zu viel sein könnte. Zu aufdringlich und zu
offensichtlich.
Ich schaute rüber
zu meinem Bett, wo die anderen Klamotten, die ich bereits anprobiert
hatte, lagen. Es waren so viele. Ich war schon allein mit der
schieren Auswahl überfordert. Aber als ich jetzt an mein Bett trat,
hatte ich ein bestimmtes Oberteil im Kopf und zog es nach kurzem
Wühlen hervor.
Es war ebenfalls
weiß und in der Mitte befand sich eine rote Rose im Vintage Stil.
Ich liebte diesen Oberteil, aber hatte es bisher erst sehr selten
getragen. Aus irgendeinem Grund würde ich es sehr gerne zu dem Date
anziehen, auch wenn ich nicht recht wusste, wieso.
Vielleicht, weil die
erste Zeile der letzten Strophe seines Gedichts über mich lautete:
Ich sehe dich im Rot der Rosen. Besonders diese Zeile hatte
sich mir einfach ins Gedächtnis gebrannt.
Kurzerhand zog ich
das Oberteil mit der Feder aus und das mit der Rose an. Noch einmal
ein Blick in den Spiegel, aber zu der beigen Hose, die an den Enden
der Hosenbeine ein klein wenig hochgekrempelt war, passte so gut wie
alles, vor allem weiß sehr gut. Und ich mochte das etwas dunklere
Rot der Rose sehr.
Ich glaube, ich war
tatsächlich zufrieden. Und wenn ich jetzt nicht losrannte, würde
ich den Bus verpassen und zu spät kommen!
Schnell schnappte
ich mir meine kleine, braune Umhängetasche und meine schwarze
Sweatshirtjacke, bevor ich die Treppe runterpolterte und aus der
Haustür stürmte. Ich rannte zur Bushaltestelle und schaffte es noch
gerade so durch die Tür. Schwer atmend hielt ich mich irgendwo fest
und brauchte erstmal ein paar Minuten, um mich von dem Sprint zu
erholen. Sport war ja sowieso schon nicht unbedingt mein Ding und
Ausdauer besaß ich erst recht keine.
Als ich wieder etwas
zu Atem gekommen war, setzte ich mich und checkte mein Handy. Aber
Lysander war niemand, der einem viele Nachrichten schickte. Meist
hatte er sein Handy nicht einmal dabei oder es war aus.
Also konnte ich nur
nervös dasitzen und darauf warten, dass ich endlich beim Kino ankam.
Mein Herz schlug immer schneller und die Aufregung ballte sich in
meinem Magen zusammen. Ich überlegte, ob ich nicht doch besser das
T-Shirt mit der Regenbogenfeder hätte anziehen sollen, aber jetzt
war es sowieso zu spät. Kurz hatte ich auch Panik, mein Geld und
meinen Schlüssel Zuhause vergessen zu haben, aber es war alles in
meiner Tasche.
Meine Beine
zitterten, als ich schließlich aufstand, da der Bus beim Kino
angekommen war. Ich atmete tief durch, nachdem ich ausgestiegen war.
Erst dann drehte ich mich um und überquerte die Straße, da sich das
Kino auf der anderen Seite befand. Lysander wartete vor dem Eingang
auf mich.
Ich musste
unweigerlich grinsen, als ich sah, dass auch er sich ziemlich
Gedanken gemacht haben musste, denn so wie er gekleidet war, hatte
ich ihn noch nie gesehen. Er trug eine schwarzweiß karierte Hose mit
schwarzen Hosenträgern und dazu ein weißes, langärmeliges Shirt.
Er sah unheimlich gut aus, schon fast zu gut, um wahr zu sein, um
wirklich mein Date zu sein.
„Hey, Alexander“,
begrüßte er mich und lächelte dieses angedeutete Lächeln, das
sein Gesicht so viel lebendiger und unheimlich sexy wirken ließ. Ich
merkte erst jetzt, wie sexy ich ihn eigentlich fand. Auch wenn ich
eigentlich jemand war, der sehr auf Äußerlichkeiten achtete, waren
mir bei Lysander sehr schneller eher seine Eigenschaften aufgefallen.
Beziehungsweise nahm ich ihn als ganze Person wahr und ich wollte so
gerne noch sehr viel mehr über ihn erfahren. Das Gedicht, der Kuss,
dieses Date – das war erst der Anfang. Und es war jetzt schon so
unheimlich toll.
„Hi, Lysander“,
brachte ich hervor und kurz standen wir uns in unangenehmes Schweigen
gehüllt gegenüber. Dann hielt er mir plötzlich etwas entgegen, das
er zuvor hinter seinem Rücken versteckt hatte. Eine Rose. Eine Rose!
Nein, wie passend! Eine Rose.
„Das ist gerade zu
perfekt“, flüsterte ich, schlang die Arme um Lysanders Nacken und
küsste ihn. Ich spürte an meinen Lippen, wie er lächelte. Als wir
uns wieder voneinander lösten, war sein Lächeln breit und
überglücklich. Ich hatte ihn noch nie so lächeln gesehen. Er
wirkte richtig befreit, losgelöst. Es fühlte sich toll an, ihn so
zu sehen und fast noch toller war der Gedanke, dass nur ich ihn so
sah, mehr noch, dass ich der Grund für seine offen gezeigte Freude
war, dass er nur mir diese Freude so direkt zeigte, zeigen konnte,
zeigen wollte.
„Gehen wir rein“,
meinte er und fasste meine Hand. Ich nickte lächelnd und schob meine
Finger zwischen seine.
Lysander hatte einen
wundervollen Film ausgesucht. Ich mochte so ziemlich jede Art von
Film, außer Horrorfilme, die waren nicht so meins, weil ich doch
jemand war, der sich sehr gruselte. Doch mir war klar gewesen, dass
ich Lysander, was die Filmwahl betraf, absolut vertrauen konnte. Der
Film, den er ausgesucht hatte, hatte Tiefe, tolle, rührende Zitate
und richtige Gänsehautmomente. Es war was Historisches gemischt mit
einer Lovestory. Es war wirklich sehr toll.
Ich sprudelte
regelrecht über, als der Film zu Ende war. „Das war so toll! Jede.
Einzelne. Sekunde! Wir müssen unbedingt nochmal zusammen ins Kino.
Oh und wir müssen unbedingt einen DVD-Abend machen! Kennst du diesen
einen Film, wo...“, plapperte ich vor mir hin. Armin hätte mich
längst unterbrochen, aber Lysander sah aus, als würde er es sogar
genießen, mir zuzuhören.
Trotzdem hatte ich
das blöde Bedürfnis, mich irgendwann entschuldigen zu müssen, als
mein Redefluss erstmal so halbwegs befriedigt war. „Ich wollte dir
kein Ohr abkauen. Ich bin einfach so überwältigt. Und ich kannte
bisher niemanden, der auch solche Filme mag. Was hältst du
eigentlich von Musicals? Oh, ich könnte die ganze Zeit so
weiterplappern.“ Ich schaute zur Seite, weil meine Wangen warm
wurden.
„Ich mag Musicals,
ja. Und das mit dem DVD-Abend und weiteren Kinobesuchen müssen wir
auf jeden Fall machen. Und ich höre dir sehr gerne zu, Alexander“,
erwiderte Lysander mit seiner ruhigen, sanften, wundervollen Stimme.
Ich schmolz dahin, wegen allem, was er war.
Jetzt waren alle
Worte, die mir zuvor nur so aus dem Mund geflossen waren, irgendwie
verschwunden. Ich wollte viel lieber ihm zuhören.
„Lass uns noch
etwas spazieren gehen“, schlug er vor. Ich nickte. Da sich gleich
gegenüber vom Kino ein Park befand, bot sich das ohnehin an und
genau darauf hatte ich auch Lust. Die laue Spätsommerwärme kam da
auch sehr gelegen.
Wir liefen
schweigend Hand in Hand, aber es war ein sehr schönes, harmonisches
Schweigen. Ich könnte ewig einfach nur mit ihm durch diesen Park
laufen und Schweigen. Manchmal brauchte es gar keine Worte. Und ich
war jemand, der sehr gerne sehr viel redete und das auch brauchte!
Aber bei Lysander war es anders. Er gab mir die Ruhe, die mir oft so
sehr fehlte. Gott, wir ergänzten uns sogar viel zu gut.
„Die Rose ist
übrigens nicht einfach nur ein Geschenk zu unserem ersten Date. Sie
steht auch symbolisch für etwas“, meinte Lysander irgendwann.
„Erzähl“,
lächelte ich begeistert. Das ließ er sich nicht zwei Mal sagen.
„Rot sind die
Rosen, Rot das Gefühl der Liebe
Doch
können sie welken und uns mit ihrem Schmerz schier erstechen
Rot
ist auch das Blut, Rot das Herz
Wenn
es aus offenen Wunden fließt und nicht mehr schlagen will
Kräftig
und vehement, stechend hell
Ich
fühle es in meiner Brust
~
Und
sehe ich die Rosen, wie sie leuchten und dein Lächeln
Ist
es traurig, dass das alles könnte zerbrechen
Denn
Rosen welken und Gefühle verblassen allzu oft
Doch
ist die Liebe nicht immer ein Strauß rote Rosen
Während
die Schönheit von Blumen vergeht,
unsere Liebe
stets fortbesteht“
„Das ist
wunderschön“, sagte ich leise und bewundernd.
„Es ist das, wovor
ich Angst habe und das, was ich mir erhoffe“, erklärte er ebenso
leise, bedächtig. Sein Lächeln war etwas verlegen. Er gab sonst
nicht so viel Preis von sich. Es war etwas Besonderes. Ich war etwas
Besonderes für ihn und es machte mich unheimlich glücklich.
„Lass uns zusammen
Angst haben und hoffen“, lächelte ich und er blieb stehen, legte
eine Hand an mein Gesicht und zog es zu seinem heran.
Das war er, der
magische Anfang von etwas Großem, Wundervollem, Magischem. Der
Anfang, so vieles würde noch passieren. Auch schmerzhaftes,
sicherlich. Aber ich war dafür bereits. Ich spürte einfach, dass
Lysander und ich es schaffen würden. Mein Herz sagte es mir. Unsere
Liebe würde nicht welken.
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