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Wort: Fieber
Wörter: 630
Grau in Grau, Schwarzweiß oder das Weiße im Schwarzen II
Stöhnend ließ
Hendrik sich auf das Sofa fallen. Seine Glieder, sein ganzer Körper
war so schwer, dass es ihm vorkam, als würde er nie wieder von
diesem Sofa aufstehen können, nachdem er sich mühselig aus seinem
Zimmer hierher geschleppt hatte.
Es war schon eine
echter Kraftakt den Arm auszustrecken und die Fernbedienung in die
Hand zu nehmen und auf den Knopf zu drücken, um den Fernseher
einzuschalten.
„Nein, tue das
nicht!“, wurde er plötzlich von einem Aufschrei gefolgt von einem
Husten in seinem Tun unterbrochen.
Erschrocken wandte
Hendrik den Kopf und sah zwei Augen unter der Decke hervorblicken,
die auf dem anderen Sofa lag. Jetzt erst erkannte er, dass unter
dieser Decke jemand lag und zwar sein Mitbewohner Nale.
„Man, hast du mich
erschreckt“, beschwerte Hendrik sich, aber es klang sehr
halbherzig. Er war weder wirklich verärgert noch wirklich
erschrocken und auch sonst hätte er nicht die Kraft, sich groß über
Nale aufzuregen. Er war einfach völlig erschöpft und am Ende und am
Sterben und einfach sterbenskrank. Okay, es war wahrscheinlich nur
ein grippaler Infekt oder sowas. Aber es war dennoch die Hölle!
Deswegen fragte er
auch gar nicht nach, was Nale da eigentlich tat. Er schaffte es ja
kaum, die Augen offen zu halten. Vielleicht sollte er wieder ins
Bett, aber selbst schlafen war furchtbar anstrengend.
Fernsehen war
vielleicht weniger anstrengend... Oder so. Irgendetwas musste er sich
auf jeden Fall dabei gedacht haben, als er entschieden hatte, von
seinem Zimmer ins Wohnzimmer zu wechseln. Vielleicht hatte er auch
eigentlich gar nicht hier her gewollt? Keine Ahnung. Jetzt war er auf
jeden Fall hier und würde erstmal hier bleiben.
„Mach den wieder
aus“, jammerte Nale. „Ich bin krank. Mach den Fernseher aus!“
„Geh doch in dein
Zimmer“, meinte Hendrik etwas irritiert und schaute zu seinem
Mitbewohner rüber. So kannte er Nale gar nicht. Den musste es ja
echt erwischt haben, wenn er schon so rumjammerte.
„Ich glaube nicht,
dass ich das schaffe. Mir war vorhin schon total schwindelig und
Fieber habe ich bestimmt auch“, meinte er. „Und ich habe Angst,
wenn ich mich bewege, das mir dann schlecht wird.“ Beim Sprechen
bewegte sich die Decke, die er bis über seine Nase gezogen hatte.
Wie konnte er denn darunter atmen?
„Komme mir bloß
nicht zu nahe. Schlecht ist mir bisher nämlich noch nicht. Aber
ansonsten geht es mir auch ziemlich beschissen“, gab Hendrik
zurück, schaltete den Ferseher aus und nahm sich ebenfalls eine
Decke.
Eine Weile lagen sie
so da, jeder auf seinem Sofa, jeder mit seiner Decke, jeder mit
seinem Leid.
„Hühnerbrühe
oder Tee oder sowas würde bestimmt helfen“, meinte Nale
irgendwann.
„Ja, könnte schon
sein.“ Hendrik atmete schwer. Das Nasenspray hatte er in seinem
Zimmer liegen gelassen und seine Nase setzte sich gerade wieder zu.
„Wunderbar“,
murmelte Hendrik in die wieder eingekehrte Stille hinein. Nale gab
irgendein undefinierbares Geräusch von sich. „Sag mal, wo ist
eigentlich dein Optimismus geblieben? Und du quasselst auch gar nicht
so viel wie sonst. Es muss wirklich ernst sein“, fragte Hendrik
dann.
Nale grummelte
irgendetwas. „Fieber darf man nicht unterschätzen“, meinte er.
Hendrik atmete tief
durch den Mund ein und aus und musste husten. Klasse. Wirklich
klasse. Krank sein war schrecklich. Wenn selbst Nale nicht fähig
war, positiv zu denken...
„Uns fehlt ein
dritter Mitbewohner, der weder pessimistisch noch optimistisch ist.
Jemand, dem alles gleichgültig ist“, stellte Nale fest.
„Und was würde
uns das bringen?“, wollte Hendrik wissen.
„Na ja, wenn wir
hier rumjammern oder du total demotiviert bist und ich total
motiviert bin, kann er sich daneben stellen oder setzen und sagen,
dass ihm alles egal ist.“
„Und das bringt
uns in wieweit etwas?“
„Es wäre lustig.“
„Du bist doch
bescheuert.“
„Danke.“
„Das war kein
Kompliment!“
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