Dear Sweet Heart.
Was ist das eigentlich – die Realität?
Gibt es so etwas wie eine
Realität überhaupt? Erschaffen wir sie uns selbst oder ist sie
universell?
Ich
habe mir diese Frage schon oft gestellt und bin zu dem Schluss
gekommen, dass es keine Antwort gibt, zumindest keine, die auf jeden
zutrifft, denn letztendlich ist die Realität wahrscheinlich für
jeden etwas anderes und sie ist so privat und persönlich, dass sie
jemand anders – egal wie gut er diese Person kennt – kaum
verstehen würde.
So
sehe ich das.
Ich
glaube, dass jeder Mensch das Leben und bestimmte Dinge und
Situationen anders erlebt. Vielleicht aufgrund von Erfahrungen oder
einfach weil jeder anders ist. Der Grund ist auch gar nicht so
unbedingt von Bedeutung, aber es erklärt, warum wir so verschieden
sind und warum wir oft die Handlungen und Worte anderer nicht
nachvollziehen können, selbst nachdem sie es uns ausführlich und
auch verständlich erklärt haben.
Doch
das ist es gar nicht, worum es mir hiermit eigentlich geht. Ich
versuche nicht zu erklären, warum Menschen so verschieden sind und
warum es immer wieder zu Meinungsverschiedenheiten,
Missverständnisse, Streit und Krieg kommt.
Die
Frage, die ich mir eigentlich stelle und zu beantworten versuchte
ist: Was ist meine Realität? Lebe ich überhaupt in der Realität?
Denn
die meiste Zeit damit zu verbringen durch Serien, Filme, Animes,
Bücher und das Schreiben andere Leben zu leben, kann wohl kaum als
Leben in der Realität bezeichnet werden, oder?
Die
wirkliche Realität erscheint mir auch ziemlich langweilig. Das ist
kein Ort, wo ich gerne leben würde, inmitten von Politik, Geld,
Leid, Eintönigkeit, unfreundlichen Menschen und Tod. Ich glaube,
diese Welt ist einfach nichts für mich, auch wenn ich mich wohl oder
übel des öfteren mit ihr auseinandersetzen muss.
Deshalb
lebe ich lieber in meiner eigenen Realität, erschaffen aus meinen
Gedanken, die eng verknüpft sind, mit all den Leben, die ich durch
Serien, Filme, Animes, Lesen und Schreiben lebe.
Ich
mag diese Realität. Sie gefällt mir deutlich besser, als die
Du-solltest-dich-um-deine-Zukunft-kümmern-und-hast-so-gut-wie-keine-Freunde
Realität. Wer würde auch schon gerne in so einer Realität leben
wollen?
Damit
will ich nicht sagen, dass die Realität ein schrecklicher Ort ist.
Sie hat sehr viele negative Aspekte, aber sie hat auch schöne. Zum
Beispiel gibt es solche Momente, in denen die Welt einfach
wunderschön wirkt – die Natur, das Bild einer Stadt bei Nacht aus
einem Flugzeug, das türkise Wasser am Strand von Mallorca, eine
Umarmung und ein Lächeln, ein klärendes Gespräch mit gutem
Ausgang.
Die
Realität kann durchaus ein schöner Ort sein, aber ich denke, dass
es für mich besser ist, sie nicht zu nah an mich heran zu lassen.
Ich wahre also eine gewisse Distanz zur Realität, das macht es auch
leichter mit ihr umzugehen, denn so kann ich sie aus verschiedenen
Blickwinkeln betrachten und mich leicht in andere hineinversetzen.
Trotzdem
fürchte ich mich davor, dass die Realität eines Tages über mich
hereinstürzen wird und dieser Tag könnte früher kommen, als mir
lieb ist.
Mit
jedem Tag, mit dem wir altern und uns weiter von dem Tag entfernen,
an dem wir geborgen wurden, verlieren wir ein Stück unserer selbst
erschaffenen Realität. Kinder schaffen es wohl am besten in ihrer
und der wirklichen Realität zu leben, während die Jugendlichen
unserer heutigen Zeit dazu neigen, sich ihre eigenen Welten zu
erschaffen, doch sobald sie ''erwachsen'' sind oder zumindest von
ihnen erwartet wird, sich zu verhalten, als wären sie erwachsen,
stürzen diese Welten ein, sie fallen in sich zusammen und lösen
sich in Nichts auf.
Ich
will nicht, dass mir das passiert. Ich werde mit aller Macht an
meiner selbst erschaffenen Realität festhalten, denn nur so kann ich
die wirkliche Realität überstehen.
Das
hat nichts mit Leugnen oder Verdrängen zu tun. Ich weiß sehr wohl,
was die wirkliche Realität ist und ich kann über Politik und die
kompliziertesten Dinge reden, wenn ich muss, auch wenn ich darin
keinen sonderlichen Sinn sehe. Meine eigenen Realität ist einfach
meine Weise mit der wirklichen Realität umzugehen.
Scheint,
als hätte ich meine Antwort gefunden. Manchmal braucht es nicht mehr
als das – ein paar Minuten stillen, konzentrierten Denkens und das
Ordnen seiner Gedanken.
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