Freitag, 18. Januar 2019

Anime: Wotaku ni Koi wa Muzukashii (Wotakoi)

Dear Anime.


Wotakoi ist hier die sehr viel eher benutzte, abgekürzte Form, des doch sehr langen Titels, der übersetzt ins Deutsche nichts anderes heißt als „Liebe ist schwer für Otaku“. Daraus lässt sich ja bereits ableiten, worum es in etwa geht und ich finde es sehr cool, sowas mal zur Haupthandlung in einem Anime zu machen.

Genre: Slice of Life, Comedy, Romance
Länge: 11 Episoden je 22 Minuten (Staffel 1)
Jahr: 2018
Kurzbeschreibung: After discovering that they work at the same company, a gaming crazed otaku and a fujoshi reunite for the first time since middle school. After some post-work drinking sessions they begin dating, but will it be a perfect relationship for the two of them?

Gesamteindruck: Nicht nur die Thematik, also das Otaku sein, ist toll an diesem Anime, sondern auch alles andere! Also die Charaktere, wie sie und ihr Otaku sein dargestellt wird, auch wie unterschiedlich Otakus untereinander sind, was es quasi für verschiedene Arten geben kann und insgesamt die gute Darstellung und Thematisierung von Otakus an sich. All das macht der Anime wirklich sehr sehr gut, was natürlich nicht heißt, dass er nicht auch ein paar Mängel hat, aber insgesamt ist Wotakoi ein sehr guter Anime.

Story (Mild Spoilers): Tatsächlich ist genau die Story der Knackpunkt. Es ist nicht so, dass die Story an sich schlecht wäre, aber... na ja. Vielleicht ist das so ein Slice of Life Ding, aber ich glaube, da gibt es auch viele Anime in die Richtung, die das sehr viel besser machen. Auf jeden Fall kommt die Story nicht wirklich voran, was ich sehr schade finde.
Die einzelnen Episoden handeln quasi immer von einzelnen Ereignissen im Leben der Otakus, was an sich auch völlig okay ist und im gewissen Sinne auch ziemlich realistisch, auch sind diese einzelnen Folgen und Ereignisse eigentlich immer total schön und angenehm zu schauen, aber ich hätte mir hier und da doch mehr einen roten Faden gewünscht, der ja auch in der Liebesgeschichte angelegt ist. Nur ist das Rot dieses Fadens irgendwie halt sehr blass und nicht besonders dick, was heißen soll, dass einfach kaum etwas zwischen dem Hauptliebespaar passiert.

Irgendwo kann ich verstehen, dass es halt mit Teil von ihrer Art von Beziehung ist und auch auf Charakterzüge zurückzuführen ist, aber uff, es zieht sich trotzdem arg. Vor allem da es sich auch um erwachsene Charaktere handelt, die (soweit ich mich gerade erinnere) beide schon in Beziehungen vorher gewesen sind, könnte man schon einiges mehr an Interaktion speziell zwischen den beiden Charakteren erwarten, sodass es eben nicht die meiste Zeit auf einer freundschaftlichen Ebene ist, obwohl sie einander längst daten.
Nicht falsch verstehen, ich mag ja Slow Burn und es muss ja auch nicht immer gleich zur Sache gehen, das entspricht den Charakteren auch nicht, aber nach den 11 Folgen sollte schon mal ein bisschen mehr passiert sein! Das ist immer so super frustrierend in Romance Anime... Wohl mit einer der Gründe, warum ich Boys Love oft sehr viel lieber mag. Da passiert zumindest auch mal was zwischen den Charakteren.
Ansonsten gefällt mir die Dynamik aller Charaktere sehr sehr gut. Vor allem auch das dritte Pärchen, das gegen Ende eingeführt wird. Aber auch die anderen Beiden, also das Hauptpärchen und ihre zwei Arbeitskollegen, gefallen mir echt sehr gut zusammen. Ich mag es, wie die Charaktere zwar schon an gewisse Klischees angelehnt sind, aber trotzdem nicht wie eine Verkörperung dieser Klischees wirken, sondern noch dazu ihre Eigenarten haben und dadurch komplett individuell wirken.
Auch sind sie alle charakterlich interessant, nicht nur was ihren Charakter selbst betrifft, sondern auch wie dieser sich zeigt und mit anderem zusammenwirkt. Gerade auch den Austausch zwischen den Charakteren und ihrem jeweiligen 'Nerdgebiet' finde ich sehr sehr cool und zeigt so eine richtige schöne Art, die Otaku oder allgemein Nerd sein mit sich bringt – dass man untereinander oft neugierig ist, einander gespannt zuhört und verstehen kann, wie jemand leidenschaftlich über sein Hobby spricht.
In der Hinsicht, auch gerade dass die Vier eben durch die Arbeit viel miteinander zu tun haben, finde ich, dass der Begriff Otaku in ein sehr viel positiveres Licht gerückt wird. Ich studiere Japanologie und habe darüber und auch so mitbekommen, dass die Bezeichnung Otaku eigentlich eher oft, gerade von Japanern, aus eine Art Schimpfwort benutzt wird und insgesamt sehr negativ angesehen wird, quasi ein bisschen das Äquivalent zu Weeb. Ich habe den Begriff sehr lange nur positiv gesehen, weil das in Deutschland eben anders wahrgenommen wird, ist zumindest mein Empfinden, und für mich war es eben ein positiver Begriff und ich habe ihn positiv benutzt, da ich fand, dass er mein Anime&Manga-Nerdsein am besten beschrieben hat. (Wie ihr seht ist die Beschreibung sonst sehr lang und da fehlt ja noch sowas wie Cosplay, die Musik u. ä.)
Was auch sehr sehr cool finde, ist dass es um erwachsene Figuren und deren Leben geht, was auch noch einmal zeigt, dass eben nicht nur Teenager Otakus sind/sein können, sondern auch gewöhnliche Erwachsene, die ganz normal ihrem Job nachgeben und eben einfach bestimmte Hobbys und Interessen haben. Das ist auch eine sehr gute Message.
In dem Sinne fühle ich mich dem Ganzen natürlich auch persönlich verbunden. Schon allein dadurch, dass es um Otakus geht und auch des öfteren um das Fan sein von Boys Love, und eben auch, weil ich doch bereits als erwachsen gelte, obwohl ich mich selber eher nicht so fühle. So oder so ist es dadurch ein Anime, der einfach auch die Lebensrealität von vielen in der Szene anspricht und das ist einfach sehr cool.

Charaktere: Einiges habe ich ja bereits erwähnt. Dass sie alle Nerds beziehungsweise Otakus sind, ist ja sowieso klar, wobei sie eben nicht das sind, was man sich klischeehaft darunter vorstellen mag und ich kann es nur wieder und wieder erwähnen: Es ist so erfrischend! Auch was für andere Seiten die Charaktere zusätzlich zu ihrem Nerd-Sein haben, wie unterschiedlich sie sind, was für unterschiedliche Dinge sie mögen.
Darüber hinaus mag ich die Charaktere an und für sich auch total. Mit allem, was sie sind. Wobei auch gerade dazu beiträgt, dass sie eben so unterschiedlich sind, doch nichtsdestotrotz große Gemeinsamkeiten haben, die sie verbinden und wodurch sie sich einfach auf dieser Interessenebene sehr vertraut sind und sich darüber besser kennenlernen können.

Mit dem Klischee, dass Nerds ja keine Beziehungen führen (können), wird dann auch noch gleich sehr schön aufgeräumt, fällt mir gerade auf. Die Beziehungen selbst und die Dynamiken in diesen finde ich auch sehr sehr cool.
Ich könnte jetzt auch noch die einzelnen Charaktere genauer beschreiben, aber ich glaube, ihr Reiz wird am deutlichsten, wenn man sich den Anime anschaut und selber mitbekommt, wie die Charaktere so drauf sind, reagieren, handeln und so weiter. Mir hat das auf jeden Fall sehr gut gefallen und ich mag die Charaktere alle echt gerne.
Außer vielleicht den kleinen Bruder von Hirotaka, dem männlichen Hauptcharakter. Der ist mir ein bisschen zu sehr... ein teuer, naiver unschuldiger Hund, falls das Sinn macht. Aber gut, der Anime dreht sich ja doch größtenteils um die anderen vier Charaktere. Wobei tatsächlich der Charakter, der mich am meisten interessiert, am wenigsten vorkommt und zwar [!Spoiler!] das Mädchen, das für einen Jungen gehalten wird. Von ihr würde ich gerne sehr viel mehr sehen und ja, es ist schon süß, dass besagter jüngerer Bruder nicht bemerkt, dass sie ein Mädchen ist. (Wobei er das vielleicht schon tut und es ihm einfach völlig egal ist? Auch möglich!) Also hm, entweder kommt eventuell eine weiter Staffel oder ich muss irgendwann mal den Manga lesen. ;D [!Spoiler Ende!]

Fazit: Es ist schade, dass der Anime mehr Slice of Life als Romance ist, aber umso mehr gefällt es mir, dass es um erwachsene, arbeitende Otakus geht, was einfach eine sehr ansprechende Handlung für Anime-Fans ist. Dazu sind die Charaktere echt toll und eben keine wandelnden Klischees, sind alle auf unterschiedliche Art Nerds und eben auch mehr als Nerds – Arbeitende, Verliebte, Freunde, Interessenteilende und so weiter. Ein wirklich angenehm zu schauender Anime, bei dem ich sehr viel Spaß hatte.

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