Dear Anime.
Wotakoi
ist hier die sehr viel eher benutzte, abgekürzte Form, des doch sehr
langen Titels, der übersetzt ins Deutsche nichts anderes heißt als
„Liebe ist schwer für Otaku“. Daraus lässt sich ja bereits
ableiten, worum es in etwa geht und ich finde es sehr cool, sowas mal
zur Haupthandlung in einem Anime zu machen.
Genre:
Slice of Life, Comedy, Romance
Länge:
11 Episoden je 22 Minuten (Staffel 1)
Jahr:
2018
Kurzbeschreibung:
After
discovering that they work at the same company, a gaming crazed otaku
and a fujoshi reunite for the first time since middle school. After
some post-work drinking sessions they begin dating, but will it be a
perfect relationship for the two of them?
(Quelle)
Gesamteindruck:
Nicht nur die Thematik, also das Otaku sein, ist toll an diesem
Anime, sondern auch alles andere! Also die Charaktere, wie sie und
ihr Otaku sein dargestellt wird, auch wie unterschiedlich Otakus
untereinander sind, was es quasi für verschiedene Arten geben kann
und insgesamt die gute Darstellung und Thematisierung von Otakus an
sich. All das macht der Anime wirklich sehr sehr gut, was natürlich
nicht heißt, dass er nicht auch ein paar Mängel hat, aber insgesamt
ist Wotakoi ein sehr guter Anime.
Story
(Mild Spoilers): Tatsächlich
ist genau die Story der Knackpunkt. Es ist nicht so, dass die Story
an sich schlecht wäre, aber... na ja. Vielleicht ist das so ein
Slice of Life Ding, aber ich glaube, da gibt es auch viele Anime in
die Richtung, die das sehr viel besser machen. Auf jeden Fall kommt
die Story nicht wirklich voran, was ich sehr schade finde.
Die einzelnen Episoden handeln quasi immer von
einzelnen Ereignissen im Leben der Otakus, was an sich auch völlig
okay ist und im gewissen Sinne auch ziemlich realistisch, auch sind
diese einzelnen Folgen und Ereignisse eigentlich immer total schön
und angenehm zu schauen, aber ich hätte mir hier und da doch mehr
einen roten Faden gewünscht, der ja auch in der Liebesgeschichte
angelegt ist. Nur ist das Rot dieses Fadens irgendwie halt sehr blass
und nicht besonders dick, was heißen soll, dass einfach kaum etwas
zwischen dem Hauptliebespaar passiert.
Irgendwo kann ich verstehen, dass es halt mit
Teil von ihrer Art von Beziehung ist und auch auf Charakterzüge
zurückzuführen ist, aber uff, es zieht sich trotzdem arg. Vor allem
da es sich auch um erwachsene Charaktere handelt, die (soweit ich
mich gerade erinnere) beide schon in Beziehungen vorher gewesen sind,
könnte man schon einiges mehr an Interaktion speziell zwischen den
beiden Charakteren erwarten, sodass es eben nicht die meiste Zeit auf
einer freundschaftlichen Ebene ist, obwohl sie einander längst
daten.
Nicht falsch verstehen, ich mag ja Slow Burn
und es muss ja auch nicht immer gleich zur Sache gehen, das
entspricht den Charakteren auch nicht, aber nach den 11 Folgen sollte
schon mal ein bisschen mehr passiert sein! Das ist immer so super
frustrierend in Romance Anime... Wohl mit einer der Gründe, warum
ich Boys Love oft sehr viel lieber mag. Da passiert zumindest auch
mal was zwischen den Charakteren.
Ansonsten gefällt mir die Dynamik aller
Charaktere sehr sehr gut. Vor allem auch das dritte Pärchen, das
gegen Ende eingeführt wird. Aber auch die anderen Beiden, also das
Hauptpärchen und ihre zwei Arbeitskollegen, gefallen mir echt sehr
gut zusammen. Ich mag es, wie die Charaktere zwar schon an gewisse
Klischees angelehnt sind, aber trotzdem nicht wie eine Verkörperung
dieser Klischees wirken, sondern noch dazu ihre Eigenarten haben und
dadurch komplett individuell wirken.
Auch sind sie alle charakterlich interessant,
nicht nur was ihren Charakter selbst betrifft, sondern auch wie
dieser sich zeigt und mit anderem zusammenwirkt. Gerade auch den
Austausch zwischen den Charakteren und ihrem jeweiligen 'Nerdgebiet'
finde ich sehr sehr cool und zeigt so eine richtige schöne Art, die
Otaku oder allgemein Nerd sein mit sich bringt – dass man
untereinander oft neugierig ist, einander gespannt zuhört und
verstehen kann, wie jemand leidenschaftlich über sein Hobby spricht.
In der Hinsicht, auch gerade dass die Vier eben
durch die Arbeit viel miteinander zu tun haben, finde ich, dass der
Begriff Otaku in ein sehr viel positiveres Licht gerückt wird. Ich
studiere Japanologie und habe darüber und auch so mitbekommen, dass
die Bezeichnung Otaku eigentlich eher oft, gerade von Japanern, aus
eine Art Schimpfwort benutzt wird und insgesamt sehr negativ
angesehen wird, quasi ein bisschen das Äquivalent zu Weeb. Ich habe
den Begriff sehr lange nur positiv gesehen, weil das in Deutschland
eben anders wahrgenommen wird, ist zumindest mein Empfinden, und für
mich war es eben ein positiver Begriff und ich habe ihn positiv
benutzt, da ich fand, dass er mein Anime&Manga-Nerdsein am besten
beschrieben hat. (Wie ihr seht ist die Beschreibung sonst sehr lang
und da fehlt ja noch sowas wie Cosplay, die Musik u. ä.)
Was auch sehr sehr cool finde, ist dass es um
erwachsene Figuren und deren Leben geht, was auch noch einmal zeigt,
dass eben nicht nur Teenager Otakus sind/sein können, sondern auch
gewöhnliche Erwachsene, die ganz normal ihrem Job nachgeben und eben
einfach bestimmte Hobbys und Interessen haben. Das ist auch eine sehr
gute Message.
In
dem Sinne fühle ich mich dem Ganzen natürlich auch persönlich
verbunden. Schon allein dadurch, dass es um Otakus geht und auch des
öfteren um das Fan sein von Boys Love, und eben auch, weil ich doch
bereits als erwachsen gelte, obwohl ich mich selber eher nicht so
fühle. So oder so ist es dadurch ein Anime, der einfach auch die
Lebensrealität von vielen in der Szene anspricht und das ist einfach
sehr cool.
Charaktere:
Einiges habe ich ja bereits
erwähnt. Dass sie alle Nerds beziehungsweise Otakus sind, ist ja
sowieso klar, wobei sie eben nicht das sind, was man sich
klischeehaft darunter vorstellen mag und ich kann es nur wieder und
wieder erwähnen: Es ist so erfrischend! Auch was für andere Seiten
die Charaktere zusätzlich zu ihrem Nerd-Sein haben, wie
unterschiedlich sie sind, was für unterschiedliche Dinge sie mögen.
Darüber hinaus mag ich die Charaktere an und
für sich auch total. Mit allem, was sie sind. Wobei auch gerade dazu
beiträgt, dass sie eben so unterschiedlich sind, doch
nichtsdestotrotz große Gemeinsamkeiten haben, die sie verbinden und
wodurch sie sich einfach auf dieser Interessenebene sehr vertraut
sind und sich darüber besser kennenlernen können.
Mit dem Klischee, dass Nerds ja keine
Beziehungen führen (können), wird dann auch noch gleich sehr schön
aufgeräumt, fällt mir gerade auf. Die Beziehungen selbst und die
Dynamiken in diesen finde ich auch sehr sehr cool.
Ich könnte jetzt auch noch die einzelnen
Charaktere genauer beschreiben, aber ich glaube, ihr Reiz wird am
deutlichsten, wenn man sich den Anime anschaut und selber mitbekommt,
wie die Charaktere so drauf sind, reagieren, handeln und so weiter.
Mir hat das auf jeden Fall sehr gut gefallen und ich mag die
Charaktere alle echt gerne.
Außer vielleicht den kleinen Bruder von
Hirotaka, dem männlichen Hauptcharakter. Der ist mir ein bisschen zu
sehr... ein teuer, naiver unschuldiger Hund, falls das Sinn macht.
Aber gut, der Anime dreht sich ja doch größtenteils um die anderen
vier Charaktere. Wobei tatsächlich der Charakter, der mich am
meisten interessiert, am wenigsten vorkommt und zwar [!Spoiler!] das
Mädchen, das für einen Jungen gehalten wird. Von ihr würde ich
gerne sehr viel mehr sehen und ja, es ist schon süß, dass besagter
jüngerer Bruder nicht bemerkt, dass sie ein Mädchen ist. (Wobei er
das vielleicht schon tut und es ihm einfach völlig egal ist? Auch
möglich!) Also hm, entweder kommt eventuell eine weiter Staffel oder
ich muss irgendwann mal den Manga lesen. ;D [!Spoiler Ende!]
Fazit:
Es ist schade, dass der Anime mehr Slice of Life als Romance ist,
aber umso mehr gefällt es mir, dass es um erwachsene, arbeitende
Otakus geht, was einfach eine sehr ansprechende Handlung für
Anime-Fans ist. Dazu sind die Charaktere echt toll und eben keine
wandelnden Klischees, sind alle auf unterschiedliche Art Nerds und
eben auch mehr als Nerds – Arbeitende, Verliebte, Freunde,
Interessenteilende und so weiter. Ein wirklich angenehm zu schauender
Anime, bei dem ich sehr viel Spaß hatte.
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