Ein so simples Wort. Nur vier Buchstaben. Eine Silbe. Es
ist schon fast unscheinbar und doch trägt es eine solch große
Bedeutung und hat stets diesen verlockenden Klang, dieses Flüstern
der Sehnsucht. Und da ist immer ein bestimmtes Bild, wenn dieses Wort
gesehen, gehört, gesprochen wird.
Dieses Bild mag für jeden etwas anderes sein, ist von
Situationen und Wünschen abhängig, natürlich. Freiheit ist für
jeden etwas anderes, also ist auch dieses Wort für jeden etwas
anderes, die Bedeutung ist für jeden anders.
Dennoch klingt es stets wie Durchatmen, wie Aufleben und
wie Rennen, Schweben, Fliegen. Es ist das Gefühl, was man haben
könnte, wenn man alles zurück, alles loslässt, was einen
runterzieht, was sich wie Steine auf die Brust legt und das Atmen
erschwert. Es ist der Gedanke, alle Sorgen abzulegen, alle Zweifel
vom Wind davon tragen zu lassen.
Es ist das Bedürfnis, einfach nur zu sein und zwar
nicht mehr und nicht weniger als das, was man ist.
Freiheit wäre, keine Angst mehr haben zu müssen.
Freiheit wäre, sich nicht zu irgendetwas gezwungen zu fühlen.
Freiheit wäre, keinen Druck von außen zu spüren. Freiheit wäre,
einfach leben zu können.
Ich versuche das – einfach zu leben und frei zu sein.
Ich versuche zu tun, was ich tun will und zu sein, wer ich sein will.
Ich versuche mit der Zeit zu tanzen und nicht gegen sie
an zu schwimmen. Ich versuche meinen Wünschen nachzugeben und meine
Träume zu leben. Ich versuche, ich zu sein und mich zu finden, mich
immer wieder neu zu entdecken, besser und mehr zu werden. Ich
versuche...
Doch dieses Frei, wie nah ich ihm auch vielleicht kommen
mag, es wird stets immer ein kleines Bisschen zu weit entfernt sein.
Es wird immer wie der Horizont in der Ferne sein – wunderschön und
voller Farben und Möglichkeiten. Dort, wo ich bin, mag es ähnlich
schön sein, aber es wird nie so sein, wie dort hinten, wo ich nichts
sein oder tun muss, was ich nicht will.
Es wird stets dieser Geschmack auf meiner Zunge sein,
nachdem ich mich sehne, obwohl ich ihn noch nie geschmeckt habe. Eine
Berührung, die kribbelt, mich lebendig fühlen lässt – lassen
würde, denn es ist nur in meinem Kopf. Eine Idee, eine Vorstellung.
Weit weit entfernt von der Wirklichkeit.
Frei... Ist es letztendlich nicht doch nur ein Wort? Ein
Wort wie jedes andere? Aber wenn jedes Wort wie jedes andere wäre,
wozu gäbe es verschiedene Worte? Wenn jedes Wort irgendetwas
bezeichnet, eine bestimmte Bedeutung hat und somit auch mit einem
bestimmten Gefühl verknüpft ist, dann muss doch etwas
dahinterstecken, etwas wahres an diesem Bedürfnis nach Freiheit dran
sein.
Ich möchte frei sein, denn frei sein, wäre glücklich
sein. Ich möchte glücklich sein. Ich möchte zufrieden sein. Ich
möchte leben.
Aber leben ist nicht Freiheit und glücklich und
zufrieden sein erfordert Arbeit, Anstrengung, Erfolg und in unserer
Welt auch Geld.
Ich kann nicht leben, kann nicht frei sein, diesem
Gefühl nachgehen, wenn ich nicht... Wenn ich es mir nicht verdiene.
Wenn ich nicht Energie dafür aufbringe. Wenn ich mich nicht bemühe.
Wenn ich nicht genug bin.
Und alles, was ich tun kann, um meine Vorstellung von
frei und von einem glücklichen Leben zu erreichen, würde mir neue
Ketten anlegen. Ketten, die mich langsam aber sicher ersticken
würden. Ketten, die ich immer wieder zu durchbrechen versuchen würde
und doch würde ich mich nie vollkommen von ihnen befreien können.
Sie sind jetzt schon da, diese Ketten, waren sie schon immer. Sie
werden nicht verschwinden. Sie werden mich immer fesseln.
Ich werde nie frei sein, nie vollkommen, nie wirklich.
Ich werde mich immer nur danach sehnen, in den Himmel blicken, mir
weite Felder oder einen leeren Strand mit dem Rauschen des Meeres
vorstellen und mir wünschen, dass ich sein könnte, was ich niemals
sein werde, was ich nicht bin, weil es einfach nicht geht.
Es ist ein Hirngespinst, dieses Frei. Ein Traum. Ein
schöner schöner Traum. Mein Traum von Perfektion. Und ja, da ist
Schönheit in der Imperfektion, so viel Schönheit. Schönheit, die
blendet. Schönheit, die vielleicht tatsächlich besser ist als die
richtige Perfektion, als dieser Traum.
Denn letztendlich ist das doch Leben – diese
Imperfektion, dieser Hauch von einer Möglichkeit, diese kleinen
perfekten Momente, dieser Blick zum Horizont, dorthin, wo man hin
möchte und wahrscheinlich niemals hinkommen wird.
Letztendlich ist es die Reise und nicht das Ziel, oder?
Es ist alles, was dazwischen passiert. Alles, was nicht nur Kampf und
Zwang und Druck ist. Alles, was einen lächeln lässt und einfach so
glücklich macht. Alles, was immer vergessen und so schnell als
nichtig abgetan wird.
Es ist das Träumen an sich, was schön ist. Selbst wenn
es für immer Träumen bleiben wird.
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