Dear Books.
Nein,
es ist gar nicht Ewigkeiten her, dass ich dieses Buch gelesen habe.
Das bildet ihr euch nur ein und ich mir auch und so.
Aber,
selbst wenn es schon ewig her wäre, dass ich das Buch gelesen habe,
kann ein verspätetes Kommentar zumindest zeigen, was alles bei mir
hängen geblieben ist. Also es hat, äh hätte, auch sein Gutes.
Genre:
Liebesromane, Gay Romance/Boys Love
Umfang:
513 Seiten (Taschenbuch Ausgabe)
Sprache (gelesen in):
Deutsch
Erstausgabe: 17.03.2014
Verlag: Cursed
Verlag
Kurzbeschreibung:
Sich in den heißen Floristen zu verknallen – damit
hätte Josh auf der Hochzeit seiner Cousine wohl am allerwenigsten
gerechnet. Doch Ben ist eine echte Zehn, Grund genug ihm für ein
Date wenn nötig auch hartnäckig hinterherzulaufen. Und dann könnte
alles so schön sein, wäre da nicht der leise Verdacht, dass Ben
etwas zu verbergen hat. Denn Josh ist sich sicher: Jede Zehn hat
einen Haken.
(Quelle)
Story: Inzwischen
habe ich es mir ja längst eingestanden – ich stehe einfach sehr
auf Boys Love Liebesgeschichten, also Liebesgeschichten zwischen
Männern. Mir hat es dieses Genre so sehr angetan, dass ich am
liebsten in einem Verlag arbeiten möchte, der sich darauf
konzentriert und ich schreibe es auch selber so unheimlich gerne. Das
erwähne ich hier an dieser Stelle nochmal, weil es natürlich heißt,
dass ich das Genre schon mal auf jeden Fall sehr mag und das erstmal
eine sehr gute Grundvoraussetzung dafür ist, dass ich diese
Geschichte mögen könnte.
Und ich habe sie
wirklich sehr gemocht. Als ich sie dann endlich gelesen habe, nachdem
das Buch, so wie all meine Bücher, Ewigkeiten im Regal lag, konnte
ich kaum aufhören zu lesen und das hatte ich davor echt eine ganze
Weile nicht mehr gehabt, aus verschiedenen Gründen. Umso glücklicher
war ich, dass dieses Buch mich wieder richtig in einen Lesefluss
bringen konnte und in mir auch sehr dieses Bedürfnis hervorrief,
immer weiter und weiter lesen zu wollen. Dazu muss aber auch gesagt
sein, dass ich zu dem Zeitpunkt, als ich das Buch gelesen habe, auch
wirklich viel Zeit hatte und sie mir zum Lesen nehmen konnte und das
eben auch getan habe.
Nichtsdestotrotz
spricht das, meiner Meinung nach, auf jeden Fall sehr für das Buch.
Die
Spannung, die ich beim Lesen gefühlt habe und weshalb ich immer
weiterlesen wollte, kam neben dem „Kommen/Bleiben sie jetzt
zusammen!?“ durch das zustande, was Ben zu verbergen hat.
Tatsächlich hat es, obwohl die Geschichte abwechselnd aus Josh und
Bens Sicht erzählt wird, sogar bei Bens Sichtweise etwas gedauert,
bis genau klar war, worum genau es sich bei diesem Etwas, das er
verbirgt, handelt und ich fand das echt ziemlich toll gemacht.
Vielleicht war ich auch etwas zu doof, um es gleich zu erkennen, das
kann natürlich auch sein. Aber für mich hat es sehr zur Spannung
der Geschichte beigetragen.
Auch nachdem es
für den Leser dann klar ist, was Ben verbirgt, bleibt die Spannung
erhalten und hm, an dieser Stelle wird es etwas schwierig. Mir
persönlich hat diese Spannung wie geschrieben wirklich gut gefallen
und Bens Geheimhaltung dieser Sache ist neben der Entwicklung der
Beziehung eben der Kern der Geschichte, aber ich war schon irgendwann
etwas von dieser Geheimhaltung genervt. Einerseits wollte ich
einfach, dass es endlich raus kommt und/oder Ben es Josh einfach
erzählt, andererseits hat mich aber auch genau diese Geheimhaltung
gefesselt.
Schließlich ist
es nicht einfach nur so, dass Ben ein Geheimnis vor Josh hat, dass er
nicht mit ihm teilen will, sondern auch darunter leidet. (Ohne jetzt
allzu groß spoilern zu wollen.) Es ist etwas, dass ihn verfolgt und
niemals loslassen kann, mit dem er immer und immer wieder
konfrontiert wird, vor allem je näher Josh und er sich kommen.
Es geht nicht
einfach nur darum, dass er es geheim hält und Josh nicht davon
erzählt, sondern, da auch aus seiner Sicht erzählt wird, eben
genauso viel darum, wie er selber damit zu kämpfen hat – mit
dieser Sache an sich und dem Geheimhalten vor Josh.
Ich fand es sehr
interessant und herzzerreißend, was dabei für Situationen
entstanden sind und teilweise war es auch wirklich sehr witzig. Der
Humor in der Geschichte hat mir sowieso sehr gut gefallen, weil er
einfach sehr gut gepasst hat, auch wenn ich manche Sachen selber
vielleicht nicht unbedingt so formuliert, verglichen und benannt
hätte. Aber es passte eben zu den Charakteren und von daher war es
wieder okay.
Ich konnte mir
auch alles in der Geschichte sehr gut vorstellen, mit den Charakteren
mitfühlen und zum größten Teil auch Bens Verhalten und
Entscheidungen nachvollziehen.
Mich stört ein
bisschen das Ende, da mir nicht ganz gefällt, wie sich der Konflikt
aufgelöst und Josh von Bens Geheimnis erfahren hat. Auch die
tatsächliche Endszene habe ich deshalb als etwas zu rosiges Happy
End empfunden, falls diese Formulierung Sinn macht. Ich will nicht zu
viel verraten, aber falls ihr es lesen solltet oder gelesen habt,
werdet ihr vielleicht verstehen, was ich meine. Es war eben am Ende
dann alles sehr schnell vorbei. Ja, ich denke, so könnte man es
sagen.
Aber an sich fand
ich diesen Konflikt mit Bens Geheimnis wirklich wirklich gut und sehr
interessant, da es mal etwas komplett anderes war und ein Thema, das
einem ziemlich selten begegnet. Ich finde, dass es sehr gut
dargestellt ist und im Rahmen der Geschichte gut damit umgegangen
wird.
Insgesamt herrscht
meiner Meinung nach wirklich ein gutes Gleichgewicht zwischen
romantischen (& erotischen) Szenen, also mehr
Beziehungsentwicklung, und Bens Geheimnis bzw. dem Konflikt, den das
auslöst. Das hat einerseits noch einmal mit zu der Aufrechterhaltung
der Spannung beigetragen, ohne langweilig zu werden oder allzu
langgezogen zu wirken, und andererseits gibt es einfach eine
angenehme Mischung ab und schafft eine schöne Balance, sodass Bens
Geheimnis nicht gleich zu sehr wie das eine Thema der Geschichte
wird. (Was zum Ende hin dann doch unweigerlich passiert, aber das
macht ja nur Sinn, da es der zentrale Konflikt ist.)
Charaktere: Ich
habe die Charaktere recht schnell lieb gewonnen, auch wenn sie jetzt,
abgesehen von Bens Geheimnis, erstmal so nicht unbedingt etwas
besonderes sind, aber das müssen sie ja auch gar nicht. Sie sind
menschlich, verständlich und mit gutem Einblick in ihre Gedanken-
und Gefühlswelt beschrieben und mehr braucht es meiner Meinung nach
auch gar nicht. Sie sind jetzt zwar keine Charaktere, an die ich mich
total leidenschaftlich erinnere, aber sie sind definitiv greifbare
und, auch wenn seit meinem Lesen schon einiges an Zeit vergangen ist,
habe ich sie gerade sehr gut vor Augen.
Dadurch,
dass Bens Konflikt und sein Geheimnis neben der Entwicklung der
Beziehung den Mittelpunkt von der Geschichte bilden, konzentriert
sich Joshs Konflikt sehr auf Ben, was ich, da es eine Liebesbeziehung
ist, nicht schlecht finde und es ist auch nicht so, als hätte er
außerhalb von Ben kein Leben. Gerade durch diese Konzentration auf
Bens Geheimnis bleibt sogar die ganze Zeit über eine gewisse Distanz
zwischen den Beiden, da Josh ja so seine Vermutungen hat und nach
einer Weile sehr deutlich mitbekommt und fühlt, dass Ben nicht ganz
offen und ehrlich zu ihm ist.
Insgesamt sind das
Leben und der Alltag der beiden Charaktere ziemlich deutlich
aufgezeigt und fügen sich gut in die tatsächliche Handlung hinein,
vor allem auch indem sie ab und an den Fokus von Bens Geheimnis
weglenken, zwar um letztendlich wieder darauf zurückzukommen, aber
es gibt definitiv auch genug schöne Momente, in denen Bens Geheimnis
fast vergessen erscheint.
Was ich auch
einfach mögen muss: Die etwas (aber nicht zu sehr) selbstmitleidige
Art der Charaktere. Selbstironie und all sowas gefällt mir einfach
immer unheimlich gut und ich schreibe es selber unheimlich gerne. Es
ist etwas schwierig in der Hinsicht nicht zu übertreiben, aber ich
bin der Meinung, dass Rona Cole es sehr gut hinbekommt, da einen
guten Mittelweg zu gehen.
Auch im Ganzen
haben ihre Charaktere, trotz ihrer nicht großartigen
''Besondersheit'', ganz eindeutig ihre Eigenarten, die eben bei mir
dafür gesorgt haben, dass ich sie recht schnell liebgewonnen und
auch jetzt noch immer recht gut vor Augen habe. Es mögen vor allem
kleinere Details sein, aber das reicht schon um ihnen diese gewisse
Lebendigkeit zu verleihen.
Fazit:
Wer gerne Gay Romance liest, nichts gegen ein bisschen mehr
Sex-Szenen hat und dazu noch ein sehr selten thematisiertes Problem
behandelt sehen mag, der ist bei diesem Buch auf jeden Fall nicht
falsch. Die Charaktere haben ihre Eigenarten, die sie lebendig und
glaubwürdig machen, auch werden durch die Sichtwechsel zwischen Josh
und Ben die Gedanken und Gefühle von beiden Seiten schön
beleuchtet.
Der Konflikt der
Geschichte zieht sich zwar etwas, was mir persönlich die gewisse
Spannung und das Bedürfnis, weiterzulesen, erhalten hat. Allerdings
hat mir die Auflösung der ganzen Sache nicht ganz so gut gefallen,
einfach weil ich es mir etwas anders gewünscht hätte und es auf
gewisse Weise ein bisschen hastig wirkt.
Aber abgesehen
davon hat mich diese Liebesgeschichte ziemlich gefesselt und
mitgerissen, da mir auch der Humor gut gefallen und in Zusammenspiel
mit den Charakteren sehr sympathisch war.
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