Social Anxiety, Frust und Bedürfnis nach Veränderung!?
Ich
sage ja immer, dass ich zufrieden mit mir und meinem Leben bin und
das stimmt auch. Ich bin zufrieden. Ich mag mich und ich mag mein
Leben. Aber... es gibt auch Gewisses mit dem ich sehr unzufrieden bin
und das auch schon seit einer Weile. Ich nehme mir immer wieder vor,
mich darum zu kümmern, was daran zu ändern und von außen
betrachtet, objektiv gesehen, mag das sogar gar nicht sonderlich
schwer sein, aber für mich ist es zur Zeit wohl die größte
Herausforderung und es nervt mich.
Ich habe Social
Anxiety!?
Auf
jeden Fall habe ich keine Diagnose dafür und auch sonst bin ich
nicht allzu informiert darüber, was es überhaupt genau ist, aber es
ist doch eine Bezeichnung, in der ich mich zum Teil wiederfinden kann
und ich denke, in dem Sinne darf ich das Wort auch durchaus benutzen.
Ich bin mir ja bewusst, was ich damit meine und mache das auch
anderen gegenüber deutlich.
Sozial
unbeholfen war ich eigentlich schon immer, das ist wirklich nichts
neues und das meine ich auch gar nicht, wenn ich von Social Anxiety
spreche. Meine soziale Unbeholfenheit würde ich so oder socially
akward nennen und das kann ja im Grunde jeder sein und sicherlich hat
so gut wie jeder schon mal eine Situation erlebt, die socially akward
war. Das passiert recht leicht, denke ich.
Mit
Social Anxiety meine ich, dass soziale Interaktionen, simple soziale
Interaktionen zu richtigen Herausforderungen werden. Und das fängt
schon beim Bestellen in einem Laden an. Kleidung oder Bücher oder so
zu kaufen, zählt für mich (noch) nicht zu einer Situation, in der
ich mich sehr herausgefordert fühle, da es schnell geht und sehr
klar ist, was zu tun ist.
Bestellen
in richtigen Restaurants oder Fast Food Läden ist da schon manchmal
eine etwas andere Sache, da ich dort missverstanden werden kann, die
Verkaufsperson mich missverstehen oder mir zusätzliche Fragen, auf
die ich nicht vorbereitet bin, stellen kann. Da habe ich mir auch
schon früher immer im Kopf ständig aufgesagt, was ich zu der
Verkaufsperson sagen muss, damit ich schon mal damit nicht allzu sehr
überfordert bin und auch zur Beruhigung.
Na
ja, das bekomme ich aber auch noch einigermaßen hin. Gerade beim
Bäcker ist das zum Beispiel kein Problem. Das ist aber auch noch
meist von ein paar anderen Faktoren abhängig. Zum Beispiel ob ich
bei genau dem Laden bereits einmal bestellt habe und demnach die
Kaufoptionen kenne. Falls nicht, kann schon alleine die Auswahl
dessen, was ich denn bestellen möchte, mich überfordern.
Sehr
viel schwieriger wird es bei Situationen, die mir gänzlich fremd
sind oder wo ich mich ohnehin, unabhängig von anderen Faktoren, sehr
unsicher fühle. Dazu zählt zum Beispiel ein Friseurbesuch, da ich
es jahrelang gewohnt war, dass eine mit meiner Mutter befreundete
Friseurin zu uns nach Hause kommt und ich sie dementsprechend auch
kannte und kein ungewohntes Umfeld dafür betreten musste. Wie
schwierig eine solche Situation ist, hängt dann wieder auch sehr von
der anderen Person, also in dem Fall der/dem Friseur/in ab. Denn wer
mir gegenüber offen ist und mir sympathisch erscheint, mit dem komme
ich natürlich auch besser klar und bin dementsprechend nicht so
nervös.
Die Job-Sache...
Nein,
das ist jetzt kein plötzlicher Themensprung, sondern hängt sehr eng
mit dem Social Anxiety Thema zusammen. Und zwar ist diese Job-Sache
wohl (bisher) das, wo ich das höchste Ausmaß an Social Anxiety
fühle.
Sowieso
ist es bei Sachen, die sehr viel mit Verantwortung und
Menschenkontakt zusammenhängen nochmal schlimmer. Da ich mich
einfach oft so unfähig in diesen Situationen fühle. Teils mag das
an fehlender oder sehr mangelhafter Erfahrung liegen, teils daran,
dass ich mir vieeeeeel zu viele Gedanken mache und zwar über alles.
Bei
dieser Job-Sache ist es so, dass ich mir sehr oft denke: Ja, wieso
will ich bestimmte Sachen eigentlich nicht machen!? Ist doch egal!
Hauptsache Geld und an die Arbeitssituation gewöhne ich mich dann
schon!
Rein
logisch gesehen stimmt das ja auch und ich denke mal, dass die
meisten Menschen sich genau nach diesem Prinzip bewerben, wenn es
ihnen darum geht, neben dem Studium etwas Geld zu verdienen. Gut,
ähm, ich will jetzt auch niemandem Ansprüche und Vorlieben
absprechen, absolut nicht. Aber wenn man wirklich Geld will, ist da
die Mehrheit doch bestimmt eher bereit, Ansprüche und Vorlieben nach
einigen gescheiterten Versuchen etwas weiter hinten anzustellen.
Tja,
ich bekomme das nicht so recht hin. Gut, vielleicht will ich auch
einfach meine Ansprüche und Vorlieben nicht aufgeben. Das kommt wohl
bei mir noch dazu. Denn ja, das will ich nicht. Ich will nichts
machen, das mich (zu sehr) unglücklich machen wird und ich will
meine Zeit nicht verschwenden. Zeit ist das kostbarste überhaupt.
Dieses Denken will ich auch auf keinen Fall ändern, wirklich nicht.
Aber...
manchmal sollte ich da doch zumindest etwas pragmatischer denken.
Tja, das heißt für mich aber eigentlich eher nur, mir Ausreden
auszudenken, warum ich mir jetzt keinen Nebenjob suchen kann oder
jetzt zumindest mit keinem anfangen kann und sich zu bewerben
dementsprechend jetzt ja auch noch keinen Sinn macht. Und sowieso
werde ich ja eh wieder nur abgelehnt werden und so weiter und so
fort.
Über
diesen Schritt bin ich bisher noch nicht hinausgekommen und das
frustriert mich ungemein, da ich mich dadurch nicht nur unfähig,
sondern auch faul fühle.
Dabei
ist dies ja nur der erste Schritt und alles danach ist eigentlich
das, was sehr viel beängstigender für mich ist, auch wenn ich weiß,
dass alles nach diesem ersten Schritt sicherlich nicht ganz so
dramatisch ist, wie ich mir das oft ausmale oder wie es sich so für
mich anfühlt.
Es
ist eine seltsame Sache. Ich weiß, dass es nicht so dramatisch ist,
wie ich es mir denke, kann dieses dramatische Gefühl von Angst aber
dennoch nicht loswerden. Die Situation selber ist es in dem Sinne gar
nicht, vor der ich Angst habe, sondern eher... meine Angst selber!?
Es ist echt eine seltsame Geschichte und schwer zu erklären und
sicherlich noch schwerer nachzuvollziehen für Leute, die das Gefühl
gar nicht kennen.
Ich
kann auch nicht sagen, wovor genau ich denn Angst habe, außer so
schwammige Sachen wie: Nicht gut genug zu sein. Nicht mit Menschen
klarkommen zu können. Dumme Fehler zu machen. Tausend Mal
nachzufragen. Mich selber zu sehr zu stressen und unter Druck zu
setzen. Mich hoffnungslos überfordert zu fühlen. Unfähig zu sein.
Nichts hinzubekommen.
Ich
weiß, dass das Blödsinn ist und ich durchaus, mal abgesehen von
Menschenkontakt, Fähigkeiten habe, die mich für bestimmte Dinge
qualifizieren würden oder ich halt zumindest nicht völlig
unqualifiziert bin und wirklich gar nichts kann. Wahrscheinlich würde
ich wirklich mit den meisten Sachen klarkommen, einfach weil ich es
in dem Moment, in dem irgendetwas passieren würde, dann doch nochmal
ganz anders handhaben würde, als in meiner von Angst vernebelten
Vorstellung.
Das
ändert aber nichts daran, dass ich dieses Gefühl habe. Diese
Gewissheit hilft mir nicht, höchstens für ein paar Sekunden,
allerhöchstens einige Minuten.
Und
das ist der Punkt, an dem ich sage oder festmache, dass es sowas wie
Social Anxiety ist, was ich habe. Das ist keine Selbstdiagnose,
sondern einfach ein Begriff, mit dem ich das, was ich fühle,
beschreiben kann.
Mein
Angstgefühl ist irrational. Da ist keine tatsächliche Bedrohung und
ich bin auch nicht tatsächlich furchtbar unfähig. Es ist in meinem
Kopf und meinem Körper und hat in der Hinsicht nicht einmal direkt
etwas mit meinem Umfeld zu tun. Mein Umfeld kann diese Angst nur
begünstigen, bestärken und auch auslösen, aber stattfinden tut es
in mir.
Momentan
hoffe ich noch sehr, dass ich das irgendwie selber in den Griff
bekommen werde. Auch wenn es mich einschränkt, würde ich noch nicht
behaupten, dass es mich allzu sehr negativ beeinflusst. Es macht mir
nur zur Zeit diese Hürde, einen Nebenjob zu finden, sehr schwer, was
vielleicht schon Grund genug ist, um es als ernstes Problem, bei dem
ich Hilfe brauche, zu betrachten.
Aber
zur Zeit sehe ich es noch leicht überwiegend als Herausforderung,
die ich für mich selber meistern muss, um mir zu beweisen, dass ich
es selber kann. Denn irgendwie Hilfe zu suchen, ist ja auch nochmal
so ein Thema für mich, was bei mir erstmal nur noch mehr Social
Anxiety auslöst. Also hoffe ich, dass ich das umgehen kann.
Zum
Teil bin ich nämlich schon auch der Meinung, da es sowieso immer ein
Zusammenspiel aus vielen Elementen ist, dass es auch viel daran
liegt, dass ich es nicht ganz hinbekomme, mich aufzuraffen und wenn
ich es schaffe, dann zu früh aufgebe, eben auch weil es mich wegen
der Social Anxiety so anstrengt und Absagen nur neuen Frust bedeuten.
Auch
ist der Druck vielleicht noch nicht ganz so groß, auch wenn ich ihn
schon fühle. Momentan ist es noch okay, dass ich es nicht schaffe.
Aber ich fühle schon den Druck, die tickende Uhr und ich will es
lieber jetzt bewältigen beziehungsweise lieber früher als später
und deshalb beschäftigt es mich auch so sehr.
Ich
werde darüber auf jeden Fall nochmal schreiben, wenn sich da was
tut.
Veränderung ist gut!
Das
hat mir mein Leben schon mehrfach bewiesen und ich bin dankbar für
jede einzelne dieser Veränderungen, wie schmerzhaft sie auch
teilweise gewesen sein möchten, sie haben mir sehr viel und sehr
wichtiges gegeben, das ich nicht mehr missen möchte und ohne das ich
nicht wäre, wer ich bin und ich mag mich schließlich, trotz und mit
meiner Fehler und Schwächen.
Und
ich weiß auch, dass ich Veränderung brauche. Veränderung ist
letztendlich das, was einen am Leben erhält und sogar das, wofür
man lebt, würde ich behaupten. Ja, das sage ich als jemand, der
seine Komfortzone sehr liebt und es gerne ruhig hat und weiß, woran
er ist, worauf er sich einzustellen hat. Ich liebe das auch nach wie
vor und wie! Habe ich auch schon immer.
Aber
Stillstand, Stillstand ist auch alles andere als gut.
Irgendwie
habe ich das momentan wohl ein bisschen – Stillstand. Oder
zumindest fühlt es sich so für mich an. Ein bisschen ist es auch
das Gefühl, irgendwie schon weiter sein zu müssen, vielleicht auch
mehr sein zu müssen, besser sein zu müssen... irgendwie näher dran
an der Erfüllung meiner Träume.
Natürlich
hängt das auch mit meinem Frust wegen der Job-Sache zusammen, das
ist wahrscheinlich gar der Hauptgrund, der Hauptauslöser.
Aber
auch ohne das bin ich jetzt wohl wieder an einem Punkt angelangt, an
dem etwas passieren muss. Leider scheint es, als würde dieses Mal
nichts von selber passieren, sondern als müsse ich es in die Hand
nehmen. Und eigentlich freue ich mich darüber. Ja, eigentlich ist
das sehr aufregend und toll. Wären da nicht all diese Ängste und
Zweifel.
Noch
weiß ich nicht, aber ich hoffe sehr darauf, ob ich das besiegen kann
– die Ängste und Zweifel. Ob ich es jetzt und alleine besiegen
kann. Ich wünsche es mir so sehr! Aber Wünschen reicht hier eben
nicht. Ich muss etwas tun, muss meine Komfortzone verlassen und mir
eine neue suchen, eine neue erschaffen und ich weiß noch nicht, ob
ich das kann, ob ich dazu bereit bin.
Ich
weiß, dass ich es eigentlich will, dass ich geradezu danach hungere.
Und ich werde es versuchen. Ich muss es schließlich versuchen.
Und
an eines glaube ich: Irgendwie. Irgendwie wird es schon werden.
Irgendwie wird es immer. Das Irgendwas was dann bei diesem Irgendwie
herauskommt, wird besser sein als Nichts und das ist immerhin schon
mal ein Anfang.
Mehr
will ich ja gar nicht. Nur einen Anfang und von dort aus kann ich
dann immer noch weiterdenken und mich der nächsten Herausforderung
stellen.
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