Ich
weiß nicht, wo ich anfangen soll. Davon wie verrückt das mit Uns
angefangen hat? Davon wie verrückt es immer noch für mich ist?
Davon wie verrückt es ist, dass du mich so sehr magst? Ich weiß es
nicht.
Ich
weiß gar nichts.
Nein.
Nein, das ist natürlich nicht wahr. Ein paar Dinge weiß ich schon.
Zum Beispiel, dass du mich sehr magst. Dass du mich liebst. Ich weiß
das und ich weiß das auch schon länger. Es ist nichts Neues, was
ich erst durch den Brief erfahren habe oder so. Es ist nichts Neues.
Trotzdem
fühlt es sich an, als würde es mir den Boden unter den Füßen
wegreißen und gerade mehr auf eine schlechte Weise, als auf eine
gute.
Ich
weiß nicht, was mit mir nicht stimmt. Also, ich weiß, dass eine
ganze Menge wahrscheinlich nicht mit mir stimmt, aber hey, mit vielem
habe ich umzugehen gelernt und es beeinträchtigt mich jetzt nicht so
groß, dass ich direkt sagen würde, dass ich irgendwelche schlimmen
Probleme habe. Es ist okay. Für mich ist es okay. Ich komme damit
klar.
Ich
weiß nicht, ob das runterspielen ist, ob ich mich damit selbst
belüge. Vielleicht. Vielleicht tue ich das. Vielleicht erzähle ich
mir die meiste Zeit über nur selbst Lügen.
Dabei
empfinde ich Ehrlichkeit als das Wichtigste überhaupt. Ohne
Ehrlichkeit funktionieren keine Beziehungen. Ich will ehrlich sein
können. Ehrlich sein können und verstanden werden.
Aber
in vielen Punkten verstehe ich mich selbst kaum und es ist etwas,
dass nur für mich Sinn macht, ich aber niemand anderem erklären
kann, zumindest nicht so, dass er es auch versteht.
Dabei
ist das doch so wichtig, oder nicht? Einander verstehen zu können.
Für
mich ist das wichtig, sehr wichtig.
Liebe
ist für mich eine Art von Verstehen, von einander so gut zu kennen
oder so sehr kennen zu wollen, dass man so gut wie alles über die
andere Person weiß. Liebe heißt auch, die Dinge, die man nicht
verstehen kann oder will, zu verstehen, sie zu akzeptieren und der
anderen Person zuzuhören. Liebe ist, einfach Zeit miteinander
verbringen zu wollen und nur dadurch oder durch die kleinsten
Nachrichten der Person, glücklich sein zu können.
Liebe
ist etwas so schlichtes und doch so großes, dass niemand es so
wirklich begreifen kann. Ich kann es nicht begreifen und ich glaube
nicht, dass ich das je werde tun können.
Es
fängt bei so kleinen Dingen an und ist dennoch so allumfassend und
mächtig. Liebe ist groß in ihrer Kleinheit.
Liebe
fängt schon bei einfacher Zuneigung zu einer Person an. Und von dort
aus kann sie noch viel, viel weiter gehen, kann wachsen und wachsen
und wachsen. Sie nimmt immer unterschiedliche Wege, diese Liebe.
Wichtig ist, dass am Anfang etwas da ist. Das ist das Wichtige.
Ich
weiß, dass da etwas ist. Da muss etwas sein. Sonst hätte ich dieser
ganzen verrückten Sache nicht zugestimmt. Sonst wären wir nicht
zusammen. Da muss etwas sein.
Nur
was?
Oder
vielleicht nicht was, sondern eher: Wie stark?
Liebe
ist immer unterschiedliche. Die Liebe zu jedem Menschen und auch
jeder Sache ist anders. Sie ist nie gleich. Das, was geliebt wird,
ist ja immer anders. Diese Andersartigkeit hat nicht unbedingt was
mit der Stärke zu tun. Wie stark man etwas liebt, das lässt sich
nicht miteinander vergleichen, weil die Liebe jedes Mal anders ist.
Was
heißt das jetzt? Heißt das irgendetwas? Bringt mich das irgendwie
weiter? Und geht es überhaupt darum – weiterzukommen, wie stark
dieses Gefühl ist? Ist das überhaupt wichtig?
Ich
weiß es nicht.
Ich
weiß es nicht.
Aber
eines glaube ich zu wissen und ich denke, das ist der Grund, warum
ich so zurückhaltend und unsicher und einfach überfordert dir
gegenüber und durch dich bin.
Deine
Liebe ist laut.
Du
würdest sie mir am liebsten ins Gesicht schreien. Ich weiß das. Ich
merke das. Und du bist einfach so jemand und verdammt, ich will das
ja auch nicht ändern! Auf keinen Fall. Ich will nicht, dass du dich
für mich änderst. Durch mich vielleicht. Weil Menschen einander
eben verändern. Aber nicht wegen mir, weil ich dich in irgendeiner
Weise dazu treibe, dazu zwinge. Nein, ganz bestimmt nicht. Das würde
ich niemals wollen.
Aber
das ändert nichts daran, dass diese Direktheit und Lautheit und
allgemein wie du damit umgehst, deine Zukunftsträumerei und all das,
in mir den Wunsch hervorruft, weglaufen zu wollen. Ich will am
liebsten rennen und nicht mehr stehen bleiben!
Allerdings
weiß ich, dass ich vor meinen Gefühlen nicht werde wegrennen können
und vor deinen auch nicht. Sie sind ja längst da. Es ist alles
längst da und es ist nichts, das einfach so wieder verschwindet. Es
ist nichts, das plötzlich wieder weg ist und ich glaube, wenn dem so
wäre, würde ich damit auch nicht klarkommen.
Es
macht mir Angst. Es macht mir Angst, weil ich es nicht kennen, weil
es so viel und so laut ist. Es macht mir Angst, weil es etwas von mir
verlangt, von dem ich nicht weiß, ob ich es geben kann. Es macht mir
Angst, weil Menschen mir Angst machen.
Menschen,
die sind wie ich; Menschen, von denen ich denke, dass sie mich
verstehen oder zumindest verstehen wollen – bei denen ist es
einfacher.
Bei
Freunden ist es einfacher. Bei der Familie ist es einfacher. Bei
manchen Menschen ist es einfacher als bei anderen.
Bei
dir ist es irgendwie schwer und leicht gleichzeitig.
Ich
weiß nicht, es ist komisch. Manchmal habe ich das Gefühl, das mir
mein Kopf eine Menge Dinge einredet, meinem Herzen und mir. Da ist es
schwer, noch zu wissen, was denn nun eigentlich Sache ist. Aber
andererseits, wenn mein Kopf es schafft, meine Gefühle auf eine
Weise zu verändern, dass ich nicht mehr weiß, was ich eigentlich
fühle...
Wenn
ich bei dir bin, ist es leichter. Leichter, nicht nachzudenken.
Leichter, einfach nur zu sein. Und ist das nicht eigentlich der Sinn?
Einfach zu sein, miteinander? Oder was ist der Sinn einer Beziehung?
Gibt es einen Sinn? Muss es einen geben?
Reicht
es nicht, wenn es einem einfach irgendwie gefällt? Ist das nicht
genug? Es sollte doch genug sein, oder?
Irgendwie
fühlt es sich nicht so an.
Vielleicht
ist das die Gesellschaft. Vielleicht habe ich da irgendwie eine
komische Vorstellung. Vielleicht bin ich einfach nur sehr, sehr
kaputt. Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
Ich
weiß, dass du wahrscheinlich sagen wirst, dass ich genug bin. Du
liebst mich. Natürlich würdest du das sagen. Für dich ist es
dadurch wahr. Für dich. Aber für mich?
Wenn
es dir reicht, aber mir nicht... Ist das dann trotzdem okay? Ist es
einfach nur etwas, das ich akzeptieren muss? Oder etwas, das noch mit
der Zeit wachsen wird? Geht das? Wird es mir dann irgendwann auch
genug sein? Und wann ist dieses Irgendwann? Und wenn dieses
Irgendwann nie kommt? Was dann? Was dann, wenn es dann keinen Weg
zurück mehr gibt? Was mache ich dann?
Ich
weiß, dass du dir Mühe gibst, mich zu verstehen, auch wenn ich das
selbst oft nicht tue. Und verdammt, es sollte reichen. Das sollte es.
Aber
im Moment und das ist normal, weil wir ja noch am Anfang stehen, im
Moment weiß ich nicht, ob du mich je verstehen wirst. Ob es reichen
wird. Ob du mich überhaupt verstehen kannst, ob das überhaupt
möglich ist. Ob ich das überhaupt will.
Natürlich
will ich verstanden werden und ich will von dir verstanden werden.
Aber was es da alles zu verstehen gibt, wie tief manche Dinge gehen,
was da vielleicht begraben liegt – will ich das herausfinden und
fühlen? Will ich, dass du das siehst? Musst du das sehen?
Ich
habe das Gefühl, du musst es sehen und dass du es auch willst und
dass du damit klarkommen würdest. Aber würde ich das? Will ich dich
so nah an mich heranlassen? Kann ich das?
Und
ja, diese Gedankengänge gehen schon viel zu weit. Müssen sie das?
Muss ich mir über all das jetzt Gedanken machen? Muss ich diese
Dinge wissen, um mit dir zusammen sein zu können?
Was
ist überhaupt eine Beziehung, verdammt!? Worum geht es? Was soll das
Ganze?
Beziehung,
Beziehung! Das klingt so ernst! So furchtbar und bitter ernst!
Ich
mag keine ernsten Dinge. Ich hasse ernste Dinge. Warum gibt es die?
Warum machen sie uns den Spaß so oft kaputt? Was wollen sie? Wofür
sind sie gut?
Nein,
ich will nicht, dass alles immer Friede-Freude-Eierkuchen ist. Nein,
ich will nicht ständig lustig sein. Nein, so meine ich das nicht.
Aber
warum sollte man sich durch starre Ernsthaftigkeit, den Spaß
verderben lassen? Warum sollte man sich durch Ernsthaftigkeit,
Gefühle zerstören lassen? Warum sollte man sich selbst Dinge wegen
dieser Ernsthaftigkeit verbieten?
„Ich
liebe dich“ klingt so ernst. Es klingt nach etwas so starkem, nach
einer Art Verantwortung. Ich habe jetzt die Verantwortung, das du
mich liebt.
Klingt
bescheuert, oder? Es ist bescheuert. Aber so fühlt es sich nun
einmal an. So fühlt es sich an.
Mir
macht es Angst, wie sehr ich dir weh tun könnte. Ich, ich habe auch
Angst verletzt zu werden. Aber irgendwie kann ich mir nicht
vorstellen, dass du mich verletzten würdest? Ich weiß nicht.
Vielleicht ist es auch einfach, dass ich mit meinem Schmerz schon
irgendwie umgehen kann, dass ich meine Gefühle nicht so tief gehen
lasse(n kann). Ich weiß es nicht.
Aber
ich will dir nicht wehtun und ich habe solche Angst, dass ich das tun
werde. Ich will dich nicht verletzten. Ich will dich nicht verlieren!
Und ich werde dieses Gefühl nicht los, dass ich das werde. Dass ich
dich mit meiner Art verletzten werde, einfach weil ich... weil ich...
Weil
ich eben so bin wie ich bin.
Weil
ich eben so fühle wie ich fühle.
Und
wenn ich sage, dass deine Liebe laut ist und mich überfordert, meine
ich damit auch, dass meine Liebe, meine Zuneigung zu dir so leise
ist, dass ich sie kaum hören kann. Sie ist da! Aber sie ist so leise
und ich weiß nicht, ob sie je lauter werden wird. Muss sie das? Muss
meine Liebe auch laut sein? Ist es nur dann „richtige“ Liebe?
Gibt es das überhaupt – „richtige“ Liebe, „die richtige
Liebe“, „das richtige Maß an Liebe“, „die richtige Stärke
an Liebe“!? Und was soll das überhaupt sein!?
Fühle
ich nicht genug für dich, nur weil ich nicht „Ich liebe dich“
sagen würde?
Muss
ich das sagen können, nur weil du es sagen kannst? Muss ich es
fühlen, nur weil du es fühlst?
Beziehungen
sind auch immer Geben und Nehmen, oder nicht? So funktioniert das
doch. Geben und Nehmen von Liebe. Das ist es doch. Das sollte es doch
sein. Oder?
Ich
habe das Gefühl, dass du mir so viel gibst und ich nichts habe, dass
ich dir zurückgeben kann. Nichts ist vielleicht nicht ganz wahr.
Aber es ist viel weniger als das, was du mir gibst.
Das
macht es so schwer für mich, das, was du mir gibst, anzunehmen. Es
einfach nur anzunehmen. Ich kann es nicht einmal richtig annehmen.
Dabei
erwartest du ja erstmal gar nicht unbedingt mehr, oder? Du...
möchtest einfach nur mit mir zusammen sein, richtig?
Du
möchtest, dass ich glücklich bin.
Ich
wäre nicht glücklich damit, dir jetzt auf dein „Ich liebe dich“
mit „Ich dich auch“ zu antworten. Für mich sind das viel zu
große Worte und ja, es gibt abgesehen von meiner Familie zwei
Personen zu denen ich das wahrscheinlich sagen würde. Aber zumindest
das eine ist eine ganz andere Art von Liebe und sowieso ist es immer
eine andere Art von Liebe. Ich kann und will das nicht miteinander
vergleichen.
Und
eigentlich will ich auch nicht deine Gefühle mit meinen vergleichen
müssen. Ich will das nicht tun! Ich will das nicht tun müssen!
Ich
will mich nicht fühlen, als gäbe es irgendwelche Erwartungen an
mich. Ich mag keine Erwartungen!
Ich
will einfach nur... sehen wie es weitergeht. Ohne Druck. Ohne
Erwartungen. Ohne irgendetwas. Einfach nur das, was es ist und das,
was daraus werden kann, werden wird. Nur das. Mehr nicht.
Ich
will, dass mir das reicht. Ich will, dass es nicht mehr braucht. Ich
will, dass es genug ist.
Ich
will nicht, keine Angst haben. Angst ist auch gut. Angst macht es
irgendwie realer. Realer ist gut. Realer heißt fühlen.
Aber
ich will keine Angst davor haben müssen, dass meine Gefühle nicht
genug sind. Ich will nicht, dass das ein Grund ist, etwas zu bereuen
oder zu beenden. Ich will nicht, dass es Dinge kaputt macht. Ich will
nicht, dass es dich verunsichert. Ich möchte, dass du es verstehst
und dass du weißt, dass es nichts schlimmes ist. Es ist einfach so.
Ich
will auch nicht, dass es für mich etwas schlimmes ist. Es ist so.
Ich kann daran nichts ändern. Ich kann es nur akzeptieren und damit
leben. Vielleicht für immer. Vielleicht nicht.
Niemand
kann wissen, was morgen sein wird. Und ich mag keine Erwartungen. Ich
will nicht sagen, es wird so sein und so werden. Das will ich nicht.
Ich
will, dass es wird. Irgendwie. Einfach nur irgendwie. Es soll ein
gutes Irgendwie sein, ein schönes Irgendwie. Das wünsche ich mir.
Und das zählt doch auch, oder nicht?
Ich
will nicht wegrennen. Ich will nicht wegrennen wollen. Ich will...
einfach nur schauen, was passiert. Schauen, wie weit es gehen wird.
Schauen, was ich kann. Einfach nur schauen.
Und
ich glaube, ich kann das und ich glaube, es ist okay. Ich will, dass
es okay ist. Es muss okay sein.
Warum
sollte es nicht? Warum sollte es nicht auf diese Weise okay sein?
Es
wird schon werden. Irgendwie wird es schon werden. Und irgendwie ist
doch genug, oder? Ich glaube, für mich ist irgendwie genug.
Und
ich hoffe, für dich auch. ♥