Samstag, 8. August 2015

Everything Else: Diese Sache mit den Schreibtipps

Dear Everything Else.

Ich mag sie nicht – Schreibtipps. Ich habe keine Ahnung, warum genau das eigentlich so ist, aber es ist eine Tatsache.

Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst nie Schreibtipps verwendet habe?
Alles, was ich übers Schreiben weiß und kann, habe ich mir selbst beigebracht und ich denke, das ist auch das Einzige, worauf man beim Schreiben vertrauen sollte. Jeder kann sagen, dass es so und so funktioniert, aber das heißt nicht, dass es dadurch auch gleich für einen selber funktioniert.
Schreiben ist zwar viel Technik, ja, aber diese Technik kannst du dir nicht durch irgendwelche Tipps aneignen. Du musst deinen eigenen Weg finden. Mag sein, dass dir dabei irgendwelche Tipps helfen können, aber letztendlich musst du selbst einen Weg finden.

Mich persönlich irritieren Schreibtipps unheimlich. Wie will jemand anders wissen, wie etwas für mich funktioniert? Warum will jemand anders mir vorschreiben, wie ich etwas zu tun habe?
Klar, es steht meist bei, dass diese Tipps nicht für jeden funktionieren und es nur die eigenen Erfahrungen, die eigenen Methoden sind und man die eben teilen will, da sie bei anderen ja auch funktionieren könnten.
Das verstehe ich vollkommen und manchen hilft es sicher auch.
Aber mir nicht. Mich irritiert es.

Wenn ich mir dann nämlich zum Beispiel mal Tipps durchlese und versuche, mit diesen Tipps zu arbeiten, scheitert das meist und blockiert mich, wie ein Kursschluss in meinem Schreibhirn. Als würde mein Schreibhirn meinen: „Nein, ich schreibe nicht so, wie man mir es sagt. Ich schreibe so, wie ich es will. Ich schreibe frei. Frei von allen möglichen Einschränkungen und Bedingungen und Regeln.“
Und ich denke, dass mein Schreibhirn da recht hat.

Über die Zeit habe ich mir natürlich meine eigenen Regeln aufgebaut und die sind fest in meinem Kopf verankert, aber eben nur dort. Ich wende sie ganz automatisch an, ohne bewusst darüber nachzudenken, dass es Regeln sind, die für mich selbst einfach Sinn ergeben.

Schreibtipps von anderen hingegen klopfen nur immer wieder permanent an die Tür zu meinem Schreibhirn an und bitten um Einlass, obwohl weder mein Schreibhirn noch mein Geschriebenes sie in irgendeiner Weise gebrauchen können.
Sie schreien dann sowas wie: „Lass uns rein! Wir sind von Leuten, die mehr Erfahrung haben und es besser wissen!“

Nein, diese Leute wissen es nicht besser. Sie sind anders, ihr Schreibhirn ist anders, ihr geschriebenes ist anders. Ja, mag sein, dass sie schon mehr geschrieben haben und erfolgreich damit machen oder so, aber das sagt rein gar nichts über das, was ich schreibe!
Weil ich es schreibe und niemand anders. Andere Leute können das doch gar nicht beurteilen!

Außerdem ist Schreiben immer ein Prozess. Du kannst noch so gut sein, du kannst besser werden. Und egal, wie schlecht du bist, durch Übung wirst du besser.
Schreibtipps versuchen einem diese Übung vorwegzunehmen. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Schreibtipps sagen dir, dass du es so und so machen sollst und das und das beachten sollst und dann hast du das beim Schreiben die ganze Zeit über im Kopf und versuchst dich daran zu halten und bist dadurch total eingeschränkt.
Lass dich diese Dinge doch einfach selbst herausfinden! Je mehr du schreibst und schreibst und schreibst umso offensichtlicher werden manche Dinge für dich werden. Viel Lesen ist da übrigens auch sehr wichtig.

Aber das ist quasi auch schon alles.
Höre nicht darauf, was andere sagen, was andere für richtig empfinden. Tue es so, wie du es tun willst! Und wenn das für dich nicht funktioniert, wirst du selbst einen anderen Weg finden!

Vielleicht helfen dir Schreibtipps aber ja auch, das lass dir eben von ihnen einen Anstoß geben. Aber lass dich auf keinen Fall von ihnen beherrschen und sie zu einer festen Regel für dich werden!

Du musst selbst herausfinden, was wie für dich funktioniert und das geht, meiner Meinung nach, nicht, wenn du irgendwelche Schreibtipps ausprobierst. Die werden sich nur in deinem Kopf festsetzen und dich nerven, obwohl sie für dich vielleicht einfach gar nicht funktionieren.

Schreibe frei.
Was auch immer andere Leute sagen: Schreibe frei und lerne durch Übung.


Zumindest ist das mein Weg, denn die einzige Regel, die es beim Schreiben gibt, ist: Es gibt keine Regeln.

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