Dear Everything Else.
Ich mag sie nicht –
Schreibtipps. Ich habe keine Ahnung, warum genau das eigentlich so
ist, aber es ist eine Tatsache.
Vielleicht liegt es daran, dass
ich selbst nie Schreibtipps verwendet habe?
Alles, was ich übers Schreiben
weiß und kann, habe ich mir selbst beigebracht und ich denke, das
ist auch das Einzige, worauf man beim Schreiben vertrauen sollte.
Jeder kann sagen, dass es so und so funktioniert, aber das heißt
nicht, dass es dadurch auch gleich für einen selber funktioniert.
Schreiben ist zwar viel Technik,
ja, aber diese Technik kannst du dir nicht durch irgendwelche Tipps
aneignen. Du musst deinen eigenen Weg finden. Mag sein, dass dir
dabei irgendwelche Tipps helfen können, aber letztendlich musst du
selbst einen Weg finden.
Mich persönlich irritieren
Schreibtipps unheimlich. Wie will jemand anders wissen, wie etwas für
mich funktioniert? Warum will jemand anders mir vorschreiben, wie ich
etwas zu tun habe?
Klar, es steht meist bei, dass
diese Tipps nicht für jeden funktionieren und es nur die eigenen
Erfahrungen, die eigenen Methoden sind und man die eben teilen will,
da sie bei anderen ja auch funktionieren könnten.
Das verstehe ich vollkommen und
manchen hilft es sicher auch.
Aber mir nicht. Mich irritiert es.
Wenn ich mir dann nämlich zum
Beispiel mal Tipps durchlese und versuche, mit diesen Tipps zu
arbeiten, scheitert das meist und blockiert mich, wie ein Kursschluss
in meinem Schreibhirn. Als würde mein Schreibhirn meinen: „Nein,
ich schreibe nicht so, wie man mir es sagt. Ich schreibe so, wie ich
es will. Ich schreibe frei. Frei von allen möglichen Einschränkungen
und Bedingungen und Regeln.“
Und ich denke, dass mein
Schreibhirn da recht hat.
Über die Zeit habe ich mir
natürlich meine eigenen Regeln aufgebaut und die sind fest in meinem
Kopf verankert, aber eben nur dort. Ich wende sie ganz automatisch
an, ohne bewusst darüber nachzudenken, dass es Regeln sind, die für
mich selbst einfach Sinn ergeben.
Schreibtipps von anderen hingegen
klopfen nur immer wieder permanent an die Tür zu meinem Schreibhirn
an und bitten um Einlass, obwohl weder mein Schreibhirn noch mein
Geschriebenes sie in irgendeiner Weise gebrauchen können.
Sie schreien dann sowas wie: „Lass
uns rein! Wir sind von Leuten, die mehr Erfahrung haben und es besser
wissen!“
Nein, diese Leute wissen es nicht
besser. Sie sind anders, ihr Schreibhirn ist anders, ihr
geschriebenes ist anders. Ja, mag sein, dass sie schon mehr
geschrieben haben und erfolgreich damit machen oder so, aber das sagt
rein gar nichts über das, was ich schreibe!
Weil ich es schreibe und niemand
anders. Andere Leute können das doch gar nicht beurteilen!
Außerdem ist Schreiben immer ein
Prozess. Du kannst noch so gut sein, du kannst besser werden. Und
egal, wie schlecht du bist, durch Übung wirst du besser.
Schreibtipps versuchen einem diese
Übung vorwegzunehmen. Zumindest fühlt es sich für mich so an.
Schreibtipps sagen dir, dass du es so und so machen sollst und das
und das beachten sollst und dann hast du das beim Schreiben die ganze
Zeit über im Kopf und versuchst dich daran zu halten und bist
dadurch total eingeschränkt.
Lass dich diese Dinge doch einfach
selbst herausfinden! Je mehr du schreibst und schreibst und schreibst
umso offensichtlicher werden manche Dinge für dich werden. Viel
Lesen ist da übrigens auch sehr wichtig.
Aber das ist quasi auch schon
alles.
Höre nicht darauf, was andere
sagen, was andere für richtig empfinden. Tue es so, wie du es tun
willst! Und wenn das für dich nicht funktioniert, wirst du selbst
einen anderen Weg finden!
Vielleicht helfen dir Schreibtipps
aber ja auch, das lass dir eben von ihnen einen Anstoß geben. Aber
lass dich auf keinen Fall von ihnen beherrschen und sie zu einer
festen Regel für dich werden!
Du musst selbst herausfinden, was
wie für dich funktioniert und das geht, meiner Meinung nach, nicht,
wenn du irgendwelche Schreibtipps ausprobierst. Die werden sich nur
in deinem Kopf festsetzen und dich nerven, obwohl sie für dich
vielleicht einfach gar nicht funktionieren.
Schreibe frei.
Was auch immer andere Leute sagen:
Schreibe frei und lerne durch Übung.
Zumindest ist das mein Weg, denn
die einzige Regel, die es beim Schreiben gibt, ist: Es gibt keine
Regeln.
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