Dear Person #2
Was ist das? Was ist das, was ich
für dich fühlte und immer noch fühle?
Es kam mir nie seltsam, nie anders
vor, als das, was ich für meine anderen, besten Freundinnen gefühlt
habe. Wobei, doch, es kam mir anders vor, es war stärker. Ich habe
dir das sogar mindestens einmal gesagt. Ich erinnere mich ganz genau
daran. Ich habe dir einen Kalender gebastelt und gesagt, dass du die
erste Person wärst, bei der ich das Gefühl habe, dass sie es
verdient hat.
Ich weiß nicht mehr, wie du
reagiert hast. Vielleicht hast du gelacht. Du hast dich gefreut, das
weiß ich noch. Und ich war glücklich. Ich war einfach nur
glücklich. Und ich hätte nie gedacht, dass meine Worte, meine
Gefühle vielleicht eine größere, eine tiefere Bedeutung haben.
Vielleicht denke ich auch nur zu
viel und es stimmt gar nicht, was ich mir da so zusammengedacht habe.
Vielleicht hast du einfach nur so sehr intensive Gefühle in mir
ausgelöst und tust es immer noch. Ja, das ist schon möglich. Aber
irgendwie ergibt es für mich mehr Sinn, dass ich eigentlich
irgendwie in dich verliebt war und vielleicht immer noch bin.
Ich weiß es nicht und ich weiß
auch nicht, ob es irgendeinen Sinn hätte, es herausfinden zu wollen.
Ich weiß nicht, ob ich das will. Es tut so schon genug weh. Ich muss
nicht unbedingt ganz genau wissen, warum. Das würde mir nichts
bringen, gar nichts.
Noch immer an dich und unsere
gemeinsamen Momente zu denken, bringt auch gar nichts und doch tue
ich es. Ich kann einfach nicht anders. Ich kann es nicht lassen. Ein
Teil von mir kann anscheinend nicht akzeptieren, dass du nicht mehr
zu meinem Leben dazugehörst.
Ich weiß, dass es besser ist,
dass du nicht mehr da bist. Es ist besser. Du hast mich zerbrochen,
weißt du? Du hast mich sehr schlimm zerbrochen und ich glaube, das
hast du nie gesehen, du hast es nie verstanden. Ich habe es zuerst
auch nicht verstanden, aber ich denke, ich verstehe es jetzt. Ich war
abhängig von dir, aber das war nicht alles. Ich konnte auch ohne
dich gut, aber du warst mir wichtig, sehr, sehr wichtig.
Du hast mich neue Dinge gelehrt,
weißt du noch? Du sagtest zu mir, dass mir geglättete Haare gut
stehen würden, woraufhin ich es ausprobiert habe und ich mag mich
noch immer am liebsten mit geglätteten Haaren. Du warst es auch, die
mir von Animes erzählte und dann, als ich sagte, dass ich ein
unheimlich großer Suchti werden würde, wenn ich damit anfangen
würde, gabst du mir eine Liste, mit denen, die dir am Besten
gefallen haben.
Ich hab noch immer nicht alle
Animes von dieser Liste gesehen, aber viele. Und darum geht es auch
nicht. Es geht darum, dass du mich so richtig auf diese Welt
aufmerksam gemacht hast und weißt, wie viel mir diese Welt
inzwischen bedeutet? Du weißt es, ich habe dich noch vor etwas mehr
als einem Jahr ständig damit genervt. Du hast am Ende schon zu mir
gesagt, dass ich damit aufhören soll, weil du im Moment nicht so
viel schaust. Da hab ich angefangen, einer anderen sehr lieben
Freundin, mit der ich auch noch immer befreundet bin, von allem zu
erzählen.
Du weißt nicht einmal, wie
besessen ich am Ende von Boys Love war, so wie ich es auch jetzt noch
bin, oder? Du hast keine Ahnung. Du hast keine Ahnung und ich auch
nicht.
Es gibt so vieles, was an unser
Freundschaft und an dir wehtut, aber das auf jeden Fall auch. Ich
wüsste so gerne, wie es dir jetzt geht, was du jetzt tust, ob du
noch mit deinem Freund zusammen bist, ob du manchmal auch an mich
denkst und mich zumindest ein kleines bisschen vermisst.
Ich weiß nicht, welche Rolle
genau ich in deinem Leben gespielt habe. Du warst mir immer mehr
wert, als ich dir, habe ich das Gefühl. Auch warst du sicher nicht
in mich verliebt. Nein, das glaube ich nicht. Aber ich kann es auch
nicht mit Sicherheit sagen. Rückblickend finde ich, dass du eine
sehr verschlossene Person bist. Ja, das bist du oder du bist es
zumindest gewesen, die ganze Zeit. Du wolltest nie, dass irgendjemand
zu sehr mitbekommt, was in dir vorgeht.
Mit deinem festen Freund hat sich
das geändert. Mit ihm hat sich alles geändert.
Ich gebe ihm keine Schuld oder so
oder bin wütend auf ihn oder ähnliches, überhaupt nicht. Er ist
sehr nett und ihr passt zusammen, wirklich. Ich hoffe, ihr seid
glücklich. Das wünsche ich dir.
Ja, ich war eifersüchtig damals.
Natürlich war ich das! Ich war zu Recht eifersüchtig. Du hast mich
einfach links liegen gelassen, einfach so. Du hast angefangen, mich
zu ignorieren und das hat mich in so ein tiefes Loch gestürzt, das
ich echt erstaunt bin, dass ich da alleine wieder herausgefunden
habe.
Wir sind uns ähnlich, er und ich,
weißt du? Keine Ahnung, ob dir das je aufgefallen ist, aber er ist
manchmal genauso aufgedreht, wie ich es sein kann und er quatscht
genauso gerne über Animes wie ich und ich glaube, da waren noch ein
paar andere Dinge. Ich will nicht sagen, dass wir uns super ähnlich
sind, aber er hat mich in deinem Leben ersetzt, da bin ich mir
sicher.
Ja, es ist auch meine Schuld, weil
ich durch meine Eifersucht angefangen habe, wie eine Klette zu
werden. Aber du hast nie etwas gesagt! Du hast mich mit meiner Angst
und meiner Unsicherheit vollkommen alleine gelassen! Plötzlich hast
du mich ignoriert, einfach so! Was bitte habe ich getan, um das zu
verdienen!? Was habe ich je getan?! Ich habe nie irgendetwas getan,
um dich zu verärgern. Niemals. Und wenn, war es ganz sicher nicht
meine Absicht, ganz sicher. Du musst doch wissen, wie wichtig du mir
warst. Du musst es doch wissen.
Ich glaube, du weißt es, also,
dass du mir sehr wichtig warst. Ja, du weißt es. Du hast es
versucht. Du hast versucht, es wieder hinzubekommen, irgendwie. Ich
weiß nicht, vielleicht konntest du es einfach nicht besser. Ja, du
konntest es nicht besser. Du hast deine Probleme, ich weiß das. Ich
weiß das.
Genau deswegen hättest du einfach
mit mir reden sollen, ganz offen und ehrlich mit mir reden sollen.
Ich hätte dir zugehört und genickt und dich verstanden. Vielleicht
hätte ich geweint. Vielleicht hättest du dann gesehen, wie wichtig
du mir wirklich warst und irgendwie immer noch bist. Vielleicht.
Vielleicht auch nicht. Ich hätte
wohl früher oder später erkannt, wie weh du mir eigentlich ständig
tust, auch wenn du das wahrscheinlich gar nicht willst, aber du hast
es getan. Du hast mir ständig wehgetan, mit deiner Art und ich habe
dich trotzdem immer sehr gemocht. Immer. Auch jetzt noch.
Aber es würde niemals gut gehen.
Wir können nicht wieder befreundet sein. Wenn du dich etwas
verändert hättest, dann vielleicht. Vielleicht.
Vielleicht wirst du auch eines
Tages soweit aus meinem Kopf verschwunden sein, dass du nur noch eine
Erinnerung bist und kein stechender Schmerz mehr. Soweit, dass ich
einfach nur lächele und denke: Ja, ich habe dich geliebt und das war
wichtig und in meinem Herzen wirst du immer sein, aber es ist okay.
Es ist okay. Es ist auch jetzt
okay und es wird okay sein. Es ist die Melancholie, die mich manchmal
trifft und das ''Was wäre wenn'' und alles, was mich an dich
erinnert.
Ich kann dir ja nicht einmal böse
sein. Wie könnte ich? Dich hassen? Nein. Nein, das könnte ich
niemals. Wie du auch bist, wie du dich auch verhältst, du hast
Gründe, so wie wir alle Gründe haben und ich gebe diesen Gründen
nicht die Schuld an irgendetwas. Ich gebe auch dir selbst, deinem
handelnden Ich, das etwas hätte anders machen können, nicht die
Schuld. Auch ich habe nicht Schuld. Niemand hat Schuld.
Es musste so kommen. Aus
irgendeinem Grund musste es so kommen.
Aber weißt du, es wäre sehr
schön, wenn wir uns irgendwann wiedersehen und uns wie das begegnen,
was wir sind, alte Freunde. Bitte, ignoriere mich dann nicht und
bitte, tue nicht so, als wären wir Fremde oder als wären wir mal
flüchtige Freunde gewesen. Du hast mir viel bedeutet, okay? Das
weißt du. Du weißt es. Erinnere dich daran, denke daran, wenn wir
uns wiedersehen. Denke daran, was ich alles für dich tun würde,
jederzeit, auch wenn du es nicht weißt. Würdest du ganz plötzlich
vor meiner Tür stehen und mir irgendetwas erzählen oder einfach nur
mit mir schweigen wollen, ich wäre da. Ich wäre immer da und ich
wäre immer da gewesen. Immer.
Das ist die Art von Freundin, die
ich bin, weißt du? Ich würde immer mein Bestes versuchen. Immer.
Vielleicht ist genau das der
Grund, warum es so kommen musste. Vielleicht hätte ich irgendwann
etwas sehr Dummes getan oder du und es wäre alles noch viel, viel
schlimmer gekommen. Vielleicht.
Ich werde es nie wissen und das
will ich auch nicht. Aber die Möglichkeit ist da. Sie ist da und das
bricht mir manchmal, so wie jetzt gerade, einfach das Herz.
Auch du wirst manchmal sicherlich
von Dingen zerrissen. Wirst du, das weiß ich. Und es tut mir leid.
Es tut mir wirklich leid. Aber das ist das Leben, richtig? Ich will
nicht, dass es dich zerreißt, dass wir nicht mehr befreundet sind
und ich glaube nicht, dass es das tut. Nicht so sehr, wie mich.
Aber ich kann es nicht wissen,
richtig? Ich kann es nicht wissen.
Also tue ich vielleicht einfach
ein bisschen so, als wäre es so. Als würdest du auch manchmal an
mich denken, dich an mich erinnern und traurig darüber sein, dass
wir keine Freunde mehr sind. Denn trotz allem warst du eine tolle und
wichtige Freundin für mich und das weißt du. Das weißt du. Ich
habe darauf nie ein Geheimnis gemacht. Du weißt es.
Aber du weißt nichts von den
Tränen, die ich jetzt vergieße. Das weißt du nicht und du wirst es
nie wissen, niemals. Das tut weh. Ich wünschte, da wäre ein Weg, es
dich wissen zu lassen. Ob vielleicht gerade dein Herz ein klein
bisschen sticht, weil ich mir wünsche, dass du weißt, dass ich
gerade wegen dir weine? Nur ein kleines bisschen, sodass du ein klein
wenig verwirrt bist.
Keine Sorge, es wird gleich vorbei
gehen. Gleich wird es vorbei gehen und du wirst es vergessen, aber
für diesen kleinen Moment haben dich meine Gefühle erreicht. Das
ist irgendwie ein schöner Gedanke.
Aber auch, dass du glücklich
bist, dass es dir gut geht, ist ein schöner Gedanke. Bitte vergiss
nicht, dass ich dich irgendwie bedingungslos liebe, auch wenn ich das
selbst erst jetzt verstehe. Vergiss das nicht, auch wenn du es gar
nicht weißt, glaube ich doch, dass du es spüren konntest. Vergiss
dieses Gefühl nicht.
Ich hoffe, dein Freund lässt dich
genauso fühlen und wenn er es nicht kann, dass jemand anders kommen
wird und es dich fühlen lässt. Das hast du verdient. Trotz allem
hast du das verdient. Vergiss das nicht.
So wie ich nicht vergessen werde,
was du mich alles gelehrt hast. Du hast mich gelehrt, mehr ich selbst
zu werden, mutiger zu werden, stärker zu werden. Du hast mich auch
gebrochen, aber du hast mich auch wundervolle Dinge gelehrt, die ich
nie mehr missen möchte. Deshalb werde ich dich nie vergessen und
irgendwann werde ich lächeln, wenn ich zurückdenke, einfach nur
lächeln und wissen: Ja, das warst du. Du hast mit dazu beigetragen,
wer ich bin und das macht mich unheimlich glücklich.
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