Dear TV Shows.
Ich hätte wirklich nicht gedacht,
dass ich die zweite Staffel von 13 Reasons Why irgendwann nochmal zu
Ende gucken würde, aber ich habe es getan, also mal schauen, was
genau ich dazu zu sagen habe.
Genre:
Drama, High School, Tragedy
Länge:
13 Episoden je 60 Minuten (Staffel 1)
+
13 Episoden je 60 Minuten (Staffel 2)
+
demnächst Staffel 3
Jahr:
2017-
Kurzbeschreibung:
Follows
teenager Clay Jensen, in his quest to uncover the story behind his
classmate and crush, Hannah, and her decision to end her life.
(Quelle)
Gesamteindruck:
Ich hatte eine lange Pause
zwischen dem ersten Teil der zweiten Staffel und den restlichen
Folgen gemacht, weil ich irgendwie doch sehr das Interesse verloren
hatte. Es war aber nicht wirklich eine bewusste Entscheidung. Es
kamen einfach andere Serien und all sowas, ich wollte einfach was
anderes gucken.
Ich würde nicht direkt sagen, dass diese
Stimmung von mir unbedingt gegen diese zweite Staffel der Serie
spricht, aber es spricht eher gegen als für sie.
Story:
Ich würde nicht sagen, dass
ich diese zweite Staffel nicht mochte, aber so vollkommen überzeugt
bin ich auch nicht. Im Gegensatz zur ersten Staffel hat die zweite
bei Weitem kein so klares Konzept, keine so klare Storyline, wobei
dazu auch gesagt werden muss, dass durch die Geschichte an sich die
erste Staffel eine sehr feste Struktur hat. Das ganze Konzept mit den
Tapes gibt der ganzen Geschichte eine Form wie sie klarer nicht sein
könnte.
Da nach den 13 Seiten der Tapes diese
Geschichte nach der ersten Staffel erzählt ist, kann die zweite
Staffel dieses feste Konzept natürlich nicht aufrecht erhalten, was
auch gar nicht der Anspruch an die zweite Staffel sein sollte, aber
es ist eben etwas, das sie stark von der ersten Staffel unterschiedet
und dem Ganzen eine andere Stimmung gibt.
An sich finde ich es sehr sehr cool, was ich
auch bei der ersten Staffel schon erwähnt hatte, dass die Serie die
Sicht der anderen Charaktere zeigt. Die Tapes erzählen aus Hannahs
Sicht und dementsprechend wird die Geschichte irgendwo von ihr
erzählt und bestimmt, aber die Serie fokussiert sich sehr stark
darauf, was mit allen anderen Charakteren ist und lässt Hannahs
Tapes einzig und allein ihre Sicht zeigen, während der ganze Rest
sich um die Charaktere dreht, die auf Hannahs Tapes vorkommen.
Ich finde es sehr interessant zu sehen, wie
alle mit Hannahs Suizid umgehen, was das alles nach sich zieht und
wie es die Charaktere beeinflusst und verändert. Die zweite Staffel
führt das eigentlich nur fort, begleitet die Charaktere und ihr
Leben weit über die Tapes hinaus, zeigt noch mehr Konflikte sowie
Konfliktpotential und eben alles, was die Charaktere so durchmachen,
womit sie zu kämpfen haben.
Clay hat dabei definitiv das Gefühl, noch
immer Hannahs Kampf zu kämpfen und versucht verzweifelt, Dinge
besser zu machen, Hannahs Suizid und die Tapes nicht „umsonst“
gewesen sein zu lassen. Dabei will er natürlich auch am besten allen
anderen helfen, soweit es geht. Er setzt sich ganz schön unter
Druck.
Und auch alle anderen Charaktere stehen sehr
unter Druck, noch immer und gefühlt scheinbar für immer. Denn
selbst wenn etwas besser zu werden scheint oder doch gut gewesen zu
sein scheint, stellt es sich am Ende meist doch als das Gegenteil von
Gut oder Besser heraus, was die ganze Geschichte sehr schmerzhaft
macht.
Es wird definitiv kein bisschen an schwierigen
Themen gespart und auch nicht an expliziten Szenen zu diesen Themen,
was teilweise echt sehr heftig ist. Ich mag es tatsächlich, wie
schonungslos die Serie da ist. Klar mag es hier und dort überspitzt
und überdramatisiert wirken, aber ich denke, wir wissen alle, dass
das Leben manchmal ganz genauso ist oder sich zumindest ganz genauso
anfühlt – brutal.
Ich finde, das zeigt die Serie auf eine sehr
heftige und ziemlich gut gelungene Weise. Gerade auch, was diese
Ausweglosigkeit betrifft, dieses Versuchen und Versuchen und
Versuchen und dennoch funktioniert es nicht. Dieser Wunsch, einen
Unterschied machen zu wollen, etwas ändern zu wollen und die
Hilflosigkeit, wenn es einfach unmöglich erscheint.
Die
zweite Staffel fokussiert sich da noch sehr viel mehr auf all die
anderen Charaktere neben Hannah, die ja sowieso in dem Sinne nie ein
wirklich aktiver Charakter war, in der zweiten Staffel noch sehr viel
weniger, wobei auch hier ein bisschen was über sie dabei ist. Doch
der Fokus liegt eindeutig auf allen anderen und den Problemen, mit
denen sie wegen und durch, aber auch abseits von Hannah zu kämpfen
haben.
Mir hat das alles eigentlich echt sehr gut
gefallen, aber scheinbar nicht so ganz gut genug. Gut genug, um es
doch durchzuschauen und neugierig zu sein, wie es mit den Charakteren
weitergeht, aber nicht gut genug, um mit allzu viel Begeisterung bei
der Sache zu sein.
Charaktere:
Von denen lebt die Geschichte eindeutig, tut sie ja sowieso immer.
Aber gerade in dieser zweiten Staffel finde ich die Charaktere sogar
nochmal entscheidender. Die erste wurde halt auch noch sehr viel von
dem Konzept mit den Tapes getragen und vorangebracht. Jetzt
konzentriert es sich wirklich voll und ganz auf die Charaktere.
Ich muss auch sagen, dass ich die Charaktere
eigentlich alle irgendwo mag. Tony mag ich wohl am meisten, danach
wird es schwierig. Ich würde nicht sagen, dass die anderen
Charaktere irgendwie schlecht sind oder mich nicht interessieren,
aber wirklich viel Emotionen habe ich da in Bezug auf niemanden.
Nichtsdestotrotz haben mich die einzelnen
Geschichten schon sehr mitgenommen und ich habe mit den Charakteren
mitgefühlt. Da leistet die Serie schon sehr gute Arbeit.
Natürlich könnte man auch sagen, dass vieles
gestreckt wird und die zweite Staffel etwas unsinnig ist, da das
Konzept der ersten Staffel ein sehr rundes Ding ist und nicht
unbedingt noch mehr braucht. Aber ich finde schon, dass die
Charaktere die Geschichte auch durchaus in dieser zweiten Staffel
tragen können.
Fazit:
Wer nach der ersten Staffel
noch Lust auf mehr zu den ganzen Charakteren hat, für den ist diese
zweite Staffel durchaus sehenswert. Die Geschichten der einzelnen
Charaktere sorgen schon für genug Neugierde. Der Umgang mit
traumatisierenden Themen ist ähnlich heftig wie in der ersten
Staffel, was ich persönlich gut finde, da es die Extreme von dem,
was passiert, sehr gut aufzeigt. Ich denke, wer an der ersten Staffel Gefallen gefunden hat, wird auch durchaus die zweite mögen.
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