Dear Sweet Heart.
Wir
tun es fast jeden Tag. Sagen, wir tun dies. Sagen, wir machen das.
Nächstes Mal, nächstes Mal machen wir es besser. Nächstes Mal, da
denken wir rechtzeitig dran. Nächstes Mal vergessen wir es nicht.
Und
dann ist es beim nächsten Mal wieder genauso wie vorher.
Wir
versprechen uns selbst so oft Dinge, die wir nicht einhalten, nicht
einhalten können, nie einhalten werden. Wir nehmen es uns vor,
schwören es uns und versuchen es. Manchmal versuchen wir es so sehr
und trotzdem will es nicht funktionieren.
Weil
wir es nicht wirklich wollen? Weil es einfach nicht die richtige Zeit
dafür ist? Weil wir anderes zu tun haben?
Das
sind Ausreden. Das sind alles Ausreden und wir wissen das, aber wir
brauchen diese Ausreden. Wir brauchen sie. Um uns vor uns selbst zu
rechtfertigen. Um zu überleben. Um mit uns selbst klar zu kommen. Um
trotzdem noch daran glauben zu können, es besser machen zu können.
Manchmal,
manchmal schaffen wir es. Manchmal schaffen wir es, es besser zu
machen. Manchmal gelingt es uns tatsächlich. Manchmal sind wir die
Sieger und schaffen das, von dem wir uns erhofft hatten, dass es uns
gelingt, dass es dieses Mal klappt, dass es anders wird, als letztes
Mal.
Wir
können es – Dinge verändern, uns verändern, andere verändern,
unser Leben, unsere Lebensweise verändern. Es ist nicht unmöglich.
Es ist machbar. Es braucht Mut. Es braucht Geduld. Es kann harte
Arbeit sein. Doch es kann gelingen.
Dann
macht es uns glücklich. Wenn wir es schaffen, eine Veränderung
herbeizuführen, macht das glücklich, denn es macht neu, schafft
neuen Raum, einen neuen Horizont, einen anderen Blickwinkel. Es kann
das ganze Leben verändern.
Aber
irgendwie verlieren wir auch oft etwas, oder nicht? Selbst wenn es
eine gute Veränderung ist, kann sie Verlust bedeuten.
Wenn
man anfängt, sich Zeit für eine neue Sache zu nehmen, verliert man
diese Zeit für eine andere Sache. Wenn man es schafft, eine Sache zu
ändern, können sich noch ganz andere Sachen ändern. Wenn man
einmal mutig genug ist und einen Sprung wagt, kann danach alles
anders sein.
Es
ist nicht so einfach, nicht so einseitig, wie wir es gerne hätten.
So funktioniert die Welt nicht.
Das
Kunststück ist, den Mittelweg zwischen allem zu finden. Der Weg, der
einen selbst am besten gefällt. Der Weg, der einen selbst am
glücklichsten macht.
Manchmal
bedeutet das auch Schmerz auf irgendeine Weise und einen Verlust wird
es wohl auch immer geben. Aber wenn das, was man gewinnt, einem
wichtiger ist, wenn der Wert dieses Gewinnes höher ist, ist es das
wert. Man kann dann fühlen, dass es das wert ist.
Manche
Dinge sind einem eben nicht so wichtig, obwohl man sich das wünscht.
Für manche Dinge nimmt man sich nicht die Zeit, obwohl man es
eigentlich schon will. Und ja, dann will man es nicht genug! Mag auch
sein, dass manchmal der Zeitpunkt nicht ganz stimmt oder andere
äußere Einflüsse es verändern, aber wenn man etwas wirklich will,
findet man einen Weg. Früher oder später. Immer.
Man
muss es nur wirklich wollen.
Daran
glaube ich – dass Dinge funktionieren, wenn man es wirklich will.
Wenn man trotz Angst und Unsicherheit, etwas wirklich will, kann man
es schaffen. Wenn man es wirklich will, strengt man sich genug dafür
an. Wenn man es wirklich will, gibt es nichts, dass einem den Weg
versperren kann. Für den Moment kann es einem so erscheinen, aber
der Moment vergeht und dann kann man es schaffen.
Wenn
man es wirklich will.
Wir
versprechen uns selbst oft viel zu viel, nehmen uns viel zu viel vor
und kommen nur zur Hälfte davon, wenn überhaupt. Wir stürzen uns
in Dinge, um dann festzustellen, dass es nicht klappt, dass wir die
Zeit, die Konzentration, die Motivation dazu nicht haben. Wir machen
Pläne, versuchen früher schlafen zu gehen, ordentlicher zu sein,
mehr darauf zu achten, was wir sagen, mehr zu schreiben, mehr zu
lesen, diese eine Serie endlich zu schauen und so weiter und so fort.
Es
ist eine endlose Liste, die unser Leben lang nicht weniger, sondern
nur immer mehr und mehr werden wird. Wir werden auf ewig damit
beschäftigt sein, sie abzuarbeiten.
Sie
ist beängstigend, diese Liste, ja. Sie lässt uns verzweifeln. Sie
überfordert uns. Sie kann uns sogar den Lebenswillen, unser Leben
selbst nehmen. Sie ist unmöglich zu schaffen.
Und
dennoch denke ich, dass wir niemals aufhören sollten, diese Liste
abzuarbeiten.
Wir
werden manche Punkte auslassen, auslassen müssen, andere werden wir
dafür mit umso mehr Begeisterung tun. Wir werden manche Dinge
vergessen und uns an andere wieder erinnern. Einiges wird an
Bedeutung verlieren, anderes wird wichtiger werden.
Was
zählt ist, dass wir uns nicht davon beherrschen lassen. Ja, wir
geben uns selbst diese Versprechen aus einem guten Grund und es ist
sehr schade und traurig, wenn so viele davon verloren gehen, aber es
muss so sein. Wenn nichts verloren gehen würde, wie sollten wir je
auch nur einen Punkt schaffen? Wenn wir uns nie die Zeit für eine
Sache nehmen, wie sollten wir sie dann je schaffen und zu einem
anderen Punkt übergehen können?
Die
Liste ist dynamisch. Sie verändert sich ständig, in jeder Sekunde,
so wie wir selbst uns auch. Man darf sie nicht als festes Gerüst,
als Plan, als einfache To-Do-Liste oder Prioritäten-Liste ansehen.
Sie ist in unserem Kopf, in unseren Gedanken und Erinnerungen
verankert und genau dort, gehört sie auch hin.
Natürlich
ist es sinnvoll, sich gewisse Dinge aufzuschreiben und tatsächlich
Punkt für Punkt abzuarbeiten, schon allein damit man sie nicht
vergisst.
Aber
manches kann man so oft aufschreiben, wie man will und man wird es
doch nie tun. Weil es nicht wichtig ist. Nicht wichtig genug.
Wer
weiß, vielleicht wird es das eines Tages werden. Vielleicht ist es
eines Tages wichtig genug. Ja, es könnte wichtig genug sein, um
eines Tages wichtig genug zu sein.
Aber
wenn es das gerade nicht ist, ist es okay, es für den Moment oder
auch für immer loszulassen. An diesen Verlust wird etwas Neues
treten. Die Liste wird sich weiterentwickeln, so wie wir uns
weiterentwickeln.
Es
ist wichtig, dass wir offen sind und offen bleiben. Ja, manchmal ist
es richtig, sich auf etwas zu versteifen und sich darauf zu
konzentrieren, aber selbst dann sollte man nie den Blick für das
Große und das Andere verlieren. Da ist immer noch mehr. Da sind
immer noch Dinge, die auch zählen, zählen könnten, zählen werden.
Wie
viele Versprechen an uns selbst auch verloren gehen, es werden immer
neue dazukommen, die uns neue Chancen bieten. Wir werden sie niemals
alle erfüllen können, das ist unmöglich. Aber wir werden es immer
weiter versuchen, denn das ist es, was zählt.
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