Dear Sweet Heart.
Beziehungen sind etwas sehr seltsames.
Sie können kompliziert sein oder einfach. Sie können von kurzer Dauer sein oder über lange Zeit erhalten bleiben. Sie können einem zeigen, was Liebe und Vertrauen ist und sie können einen sehr verletzen.
Sie
beeinflussen uns, all die Menschen um uns herum. Manche beeinflussen
uns weniger, andere stärker. Letztendlich sind sie mit für das Bild
verantwortlich, das wir von uns selbst haben, denn die Art, wie
andere uns sehen, hat Einfluss auf die Art, wie wir selbst uns sehen.
Ich
war eine Woche im Urlaub und habe nicht nur ein neues Land besucht,
sondern in erster Linie viel Zeit mit Leuten verbracht, die ich gut
bis kaum kenne.
Beziehungen
fallen mir schwer. Ich bin weder gut darin, Beziehungen aufzubauen
noch bin ich gut darin, sie am Leben zu erhalten. So vieles ist schon
verloren gegangen. So vieles ist schon zu Ende gegangen.
Zwei
der Mädchen, die mit waren, trugen mal den Titel meiner besten
Freundin. Eine der Zwei trägt diesen Titel sogar irgendwie immer
noch, obwohl ich mir schon lange nicht mehr ganz sicher bin, ob sie
ihn noch verdient. Ich bin sehr traurig darüber, wie sich diese
beiden Freundschaften entwickelt haben, wie sie immer weiter
auseinander gingen. Ich weiß nicht, ob ich wirklich etwas falsch
gemacht habe oder es einfach nicht sein sollte. Vielleicht ist es
eine Mischung aus beidem, das ist es ja meistens.
Mit
allen Mädchen, die mit waren – wie waren insgesamt zu siebt –,
komme ich relativ gut klar. Drei kenne ich kaum, aber auch mit ihnen
verstehe ich mich gut.
Trotzdem
habe ich mich zu oft ausgeschlossen und allein gefühlt. Manchmal war
ich auch allein, weil ich lieber auf dem Zimmer geblieben bin,
anstatt mich noch mieser zu fühlen. Ich weiß nicht, woher genau
dieses Gefühl kommt. Vielleicht weil drei der Mädchen, darunter
meine beste Freundin, als eine solch geschlossene Gruppe auf mich
gewirkt haben, dass es mir einfach vorkam, als würde ich diese
Geschlossenheit niemals überwinden können. Oder es ist, weil sie
meine Stille und Zurückgezogenheit falsch auffassen. Sie denken
sicher, zumindest die, die mich weniger gut kennen, das ich eben so
bin und es nichts weiter schlimmes ist. Ich weiß nicht, ob es meiner
besten Freundin aufgefallen ist, ein wenig vielleicht. Aber was soll
sie schon tun? Ich weiß ja, dass sie diese Seite von mir stört.
Im
Endeffekt ist es auch egal, weil ich so oder so auch selbst dafür
verantwortlich bin. Es liegt in meiner Verantwortung, mich
einzubringen, die Stimme zu erheben und zu sagen, was ich sagen
möchte. In dem Sinne bin ich selbst schuld, auch wenn es leichter
ist, die Schuld auf andere zu schieben. Ich bin eben, was Beziehungen
angeht, nicht wirklich begabt – das weiß ich und das muss ich
einsehen und akzeptieren.
Das
Erstaunliche ist, dass mich das Ganze nicht so traurig gemacht hat,
wie es hätte sein können. Ich wollte und habe deswegen nicht
geweint. Es hat sogar kaum wehgetan. Es war okay. Das könnte daran
liegen, dass ich irgendwie einen ziemlich distanzierten Blick auf
alles habe, was auch wieder darauf zurückzuführen sein könnte,
dass ich mich nicht dazugehörig gefühlt hab.
Als
es Streit zwischen zwei der Mädchen, darunter meine beste Freundin,
gab, haben sich sozusagen zwei Lager gebildet. Ich gehörte eher zu
dem meiner besten Freundin, da ich mir mit ihr und einem anderen
Mädchen das Zimmer teilte. Doch selbst habe ich mich nie auf eine
Seite gestellt. Die Ansicht meiner besten Freundin konnte ich sehr
gut nachvollziehen, aber ich habe diesen ganzen Streit als ziemlich
unsinnig und kindisch empfunden. Schließlich verhält sich jeder Mal
daneben und gleich so eine große Sache daraus zu machen, erschien
mir ziemlich dämlich.
Aber
das ist sowieso etwas, dass ich wohl nie richtig verstehen werde. Ich
bin niemand, der streitet. Ich gehe sowas aus dem Weg und wenn es
doch mal passiert, kommt mir das Ganze im Nachhinein sehr dumm vor.
Doch
irgendwie gehört Streit wohl dazu. Im Streit spricht man aus, was
man sonst nicht ausspricht. Man sagt frei heraus seine Meinung. Man
hält sich nicht zurück. Im Streit kommt oft die Wahrheit ans Licht.
Vielleicht
ist das mit einer der Gründe, warum meine Freundschaften nie lange
halten. Vielleicht sollte ich aufhören, zu warten und einfach sagen,
was ich denke und wie ich mich fühle. Es könnte alles komplizierter
machen, aber es könnte auch eine Menge erleichtern.
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